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Studie beziffert Kosten für Auflagen in der Landwirtschaft auf 5,2 Mrd. €

Die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzauflagen kostet die deutschen Landwirte laut einer Studie 5,2 Mrd. €. Der Wert entspricht etwa der Höhe der EU-Direktzahlungen, die an deutsche Landwirte fließen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) will mit den Zahlen um ein hohes Budget zur EU-Agrarreform 2020 kämpfen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzauflagen kostet die deutschen Landwirte laut einer Studie 5,2 Mrd. €. Der Wert entspricht etwa der Höhe der EU-Direktzahlungen, die an deutsche Landwirte fließen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) will mit den Zahlen um ein hohes Budget zur EU-Agrarreform 2020 kämpfen.


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Eine wissenschaftliche Studie hat die Kosten errechnet, die in der Landwirtschaft zur Erfüllung von Umwelt-, Klima- und Tierschutzauflagen anfallen. Diese summieren sich danach in ganz Deutschland auf 5,2 Mrd. €. Umgerechnet auf die Fläche beziffern die Autoren die Kosten, die zur Umsetzung der Standards anfallen, im Durchschnitt auf 315 €/ha. Dabei fallen diese je nach Betriebsstruktur unterschiedlich hoch aus. Für einen Futterbaubetrieb im Haupterwerb kommen die Wissenschaftler auf 278 €/ha, während ein durchschnittlicher Haupterwerbsbetrieb mit Tierhaltung und Ackerbau auf 367 €/ha kommt. Für Agrarbetriebe, die als juristische Person organisiert sind, gibt die Studie im Durchschnitt 356 €/ha Kosten für die Erfüllung von Auflagen an.


Gewässer- und Pflanzenschutz Auflagen verursachen die meisten Kosten


Die Studie erstellt haben die beiden Autoren, Professor Dr. Helmut Karl von der Ruhr-Universität Bochum und Dr. Steffen Noleppa vom Forschungsinstitut HFFA Research GmbH, im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes (DBV). In ihren Berechnungen berücksichtigt haben sie die Kosten beim Gewässerschutz zur Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie, die für die Einhaltung der neuen Düngeverordnung, für Einschränkungen beim Pflanzenschutz, für Standards in der Tierhaltung, für Bürokratie und Cross-Compliance, für das Greening und für die notwendigen Investitionen nach der TA-Luft.


Geringere Kosten bei Nicht-EU-Wettbewerbern


In einem zweiten Teil haben die Wissenschaftler die Kosten für Auflagen der deutschen und EU-Landwirte mit denen von Landwirten im nicht EU-Ausland verglichen. Dafür ziehen sie Fallbeispielen etwa aus Australien, Argentinien, Brasilien, Kanada, Neuseeland, den USA, Thailand und der Ukraine an. Im Nicht-EU-Ausland würden mehr als 3 Mrd. € der Kosten, die die deutschen Landwirte tragen, gar nicht anfallen, schlussfolgern die Autoren. Denn dort seien zum einen die Standards teilweise geringer. Außerdem könnten die Landwirte in diesen Ländern die dort geltenden Auflagen teilweise billiger umsetzen.


DBV will mit den Zahlen Direktzahlungen rechtfertigen


Der DBV will mit der Studie die jetzigen EU-Agrarzahlungen in der Debatte um die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik im Jahr 2020 rechtfertigen. „Wir wollen mit den Zahlen in die Diskussion gehen“, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Präsentation der Studie heute in Berlin. Die Höhe der ermittelten Kosten entspricht in etwa der Höhe der Zahlungen, die die EU als Direktzahlungen an die deutschen Landwirte ausgibt. Rukwied sieht mit der Studie den Beweis in Zahlen erbracht, dass die Landwirte bereits öffentliche Leistungen erbringen und die Kosten dafür durch die Direktzahlungen kompensiert werden müssten. Die Unterschiede in den Kosten je nach Betriebsstruktur hält er nicht für ausreichend, um über eine Ausdifferenzierung der Direktzahlungen je nach Betrieb nachzudenken. Die Autoren der Studie warnten in dem Zusammenhang vor den Kosten, die eine solche Ausdifferenzierung je nach Betriebsart nach sich ziehen würde.


Diskussion soll sich nicht um die Standards sondern um ihre Kompensation drehen


Eine Diskussion über die Standards in der EU will Rukwied hingegen nicht anstoßen. „Der DBV steht ohne Wenn und Aber zu den Standards“, sagte er. Auch wolle sich der DBV nicht gegen Handelsgespräche wenden, welche die EU derzeit mit den Wettbewerbsländern in Südamerika, mit Neuseeland oder Australien führt. Allerdings müssten die höheren Standards und Kosten der europäischen Landwirtschaft hier berücksichtigt werden, forderte Rukwied.


Studie überzeugt Kritiker des Agrarzahlungssystems nicht


Die Kritiker des aktuellen Agrarzahlungssystems überzeugt die Studie hingegen nicht. Die deutsche Landwirtschaft erhalte erhebliche Subventionen und müsse zahlreiche Kosten nicht tragen, welche sie durch den Ausstoß an Klimagasen, Gewässerbelastung und Artensterben verursache, kommentierte Martin Hofstetter von Greenpeace. Auch den Vergleich mit den Drittstaaten hält er für nicht haltbar. „Anspruch muss sein zunächst den Binnenmarkt mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und über Qualität Märkte in Drittländern zu erobern, nicht über Billigproduktion, Umwelt- und Tierschutzdumping“, sagte er. Ansonsten verspiele die hiesige Landwirtschaft Kredit beim Bürger und mache ihre Produkte global austauschbar, urteilt Hofstetter weiter.


Die Studie und weitere Informationen zur Auswertung und Bewertung hat der DBV auf seiner Homepage zusammengestellt.

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