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Tierhaltung in der Öffentlichkeit: Persönliche Kontakte statt PR-Kampagnen!

Einen interessanten Impulsvortrag zum Thema „Tierhaltung in der Öffentlichkeit“ hielt am Mittwoch der Tierethiker Mag. Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut an der veterinärmedizinischen Universität Wien.

Lesezeit: 4 Minuten

Einen interessanten Impulsvortrag zum Thema „Tierhaltung in der Öffentlichkeit“ hielt am Mittwoch der Tierethiker Mag. Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut an der veterinärmedizinischen Universität Wien.

Auf dem Fachforum des Bauerntages in Wiesbaden machte er deutlich, dass sich der Verbraucher im Grunde drei Dinge wünscht:

  • Grundbedürfnis Essen (Lebensmittel)
  • Tierwohl, Umweltschutz, Klimaschutz etc.
  • Ursprünglich bäuerliche Landwirtschaft
Das verlange der Bürger, zahle aber nur für das Grundbedürfnis. Die Landwirtschaft muss also laut Dürnberger Antworten zur Überwindung dieser Kluft finden. Hierzu hat sich der Fachmann einige Gedanken gemacht.

Als ungünstig wertet er Abwehrversuche der Bauern auf die Demo-Plakate „Wir haben es satt“ mit Sprüchen wie „Ihr seid satt“. „Wir sollten froh sein, in einer Wohlstandsgesellschaft leben zu dürfen und sollten uns keine Mangelwirtschaft zurückwünschen“, machte der Ethiker deutlich. Tierwohlthemen seien auch nicht mit PR-Kampagnen zu befrieden. Generell sei PR nicht sinnvoll. „Sie dürfen Ethik nicht mit PR verwechseln und sollten das Thema ernst nehmen“, so sein Rat.


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Unverständlich sei für ihn auch, dass Landwirte ihre Berufskollegen, die nachweislich gegen Tierschutzgesetze verstoßen haben, in Schutz nehmen. „Wir sind keine Schicksalsgemeinschaft!“, sagte Dürnberger.

Zu der Berichterstattung über Tierwohl stellte der Forscher fest, dass Landwirte nie die Themenführerschaft gehabt hätten. „Landwirte reagieren immer nur, aus dieser Sackgasse müssen wir raus. Vielmehr müssen die Bauern Innovatoren von Tierwohl werden. Sie müssen als Fachleute selbst vorangehen. Vom Bürger dürfen wir dabei nichts erwarten, WIR müssen sagen, was gut ist“, so Dürnberger weiter.


Denn wer keine Ahnung hat – wie der Bürger – der muss vertrauen. Vertrauen aber brauche nicht zuletzt persönliche Begegnung. Dürnberger ermutigte damit die Betriebsleiter, verstärkt die Hoftore zu öffnen, wobei auch nicht jeder für Öffentlichkeitsarbeit geeignet sei. Das sollten die machen, die die Besucher auch wortreich und informativ durch die Themen führen können.


In diesem Zusammenhang warnte der Experte davor, die Bürger mit Webcam-Videos allein zu lassen. Sie könnten das gesehene nicht einordnen, wie Umfragen gezeigt hätten. So hätten Verbraucher beispielsweise eine Kuhbürste, wenn sie nicht erklärt wird, als Hindernis für die „armen Tiere“ beschrieben, unter der sie immer herlaufen müssten. Ein zweites Beispiel: Landwirte sehen in einer liegenden Kuh ein zufriedenes Tier das wiederkäut. Bürger sehen darin jedoch ein krankes Tier, dem es nicht gut geht, sonst würde es ja mit den anderen auf der Weide laufen.

 

Dürnberger wies darauf hin, dass Landwirte den Einfluss von Begriffen unterschätzen. So wirke das Wort „Enthornen“ sehr brutal, warum man nicht von „Veröden“ spreche, was deutlich entschärfter sei. Daraufhin entstand eine rege Diskussion auf dem Fachforum. Während Milchviehhalter Hauke Pein aus Appen gute Erfahrungen mit dem Übersetzen von Fachbegriffen für seine Besucher hat (Kuhkreißsaal, Reha-Stall etc.) warnt Dürnberger genau davor. Damit würde man die Nutztiere auf die menschliche Ebene holen und direkt und unterbewusst würde das Gehirn auf menschliche Standards oder Bedürfnisse umschalten. Dann werde das Problem noch größer.


Der Österreicher hält für die Zukunft eine gesamtgesellschaftliche Debatte für nötig, in der geklärt wird, welche Nutztierhaltung man eigentlich wolle. Die Bauern müssten sich dabei in die Bürger hineinversetzen. Diese hätten nichts mit Landwirtschaft zu tun, tagtäglich würden sie zu diesem Thema nur mit zwei Bildern konfrontiert: Die Idylle aus der Werbung und die Skandale. Hier könne nur die persönliche Begegnung das echte Bild vermitteln, Ängste nehmen und den Bauern nicht länger angreifbar machen, sagte Dürnberger und verwies auf Untersuchungen, die die positiven Auswirkungen bei den Bürgern von persönlichen Kontakten zu Landwirtschaftsbetrieben belegen.

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