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Tierwohl: Wettlauf zwischen Handel und Politik

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kündigt in Interviews an, dass sie das staatliche Tierwohl-Label nun durchsetzen will. Gleichzeitig verkündet Lidl, dass es ab 3. April in allen Filialen Fleisch mit dem Haltungskompass zu kaufen geben wird. Der Wettlauf von Handel und Politik ums Tierwohl nimmt Fahrt auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kündigt in Interviews an, dass sie das staatliche Tierwohl-Label nun durchsetzen will. Gleichzeitig verkündet Lidl, dass es ab 3. April in allen Filialen Fleisch mit dem Haltungskompass zu kaufen geben wird. Der Wettlauf von Handel und Politik ums Tierwohl nimmt Fahrt auf.


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Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner betont in Zeitungsinterviews, dass sie einen neuen Anlauf für ein staatliches Tierwohl-Label unternehmen will. Das Label solle den Käufern anzeigen, unter welchen Umständen die Tiere gehalten wurden, sagte Klöckner zum Beispiel der heute erschienenen Ausgabe der Rheinischen Post. In ihrer Regierungserklärung im Bundestag am vergangenen Freitag hatte sie das Tierwohllabel mit einer ähnlichen Aussage gestreift. Das Vorhaben gilt als eines der konkretesten Punkte im Landwirtschaftskapitel im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Mit der Einführung des staatlichen Tierwohllabels auf dem Markt wird frühestens im Frühling 2019 gerechnet.


"Verlässlichkeit und Übersicht für die Verbraucher gibt es nur mit einem staatlichen Label, an dessen Einführung wir bereits arbeiten", sagte Klöckner nun der RP mit Blick auf die bereits laufenden Initiativen der Branche und vom Handel. Das staatliche Tierwohllabel werde klare, einheitliche Kriterien haben und transparent sein, so Klöckner weiter. „Es wird immer noch so sein, dass es auch preiswertes Fleisch gibt. Die Verbraucher sollen sich künftig aber bewusst dafür entscheiden können, zu den Waren zu greifen, die aus Ställen mit mehr Tierwohl kommen“, umschrieb Klöckner die künftige Marktsituation aus ihrer Sicht.


Lidl bringt am 3. April den Haltungskompass in die Märkte


In der Tierwohl-Debatte ist Bewegung. Der Deutsche Bauernverband hatte kurz vor Klöckners Vereidigung einen eigenen Vorschlag für eine Haltungskennzeichnung vorgelegt. Die Initiative Tierwohl (ITW) startet bald mit der expliziten Kennzeichnung von Geflügelfleisch und zeigt sich offen dafür, dass Schweinefleisch dem folgen könne. Der Discounter Lidl kommt derweil bereits ab 3. April mit seinem Haltungskompass auf den Markt. In allen rund 3.200 Lidl-Filialen in Deutschland soll es die Haltungskennzeichnung für Frischfleisch ab kommender Woche geben, teilte Lidl ebenfalls am Dienstag mit. Auf jeder Verpackung Schweine-, Rind-, Puten- und Hähnchenfrischfleisch befinde sich dann mit dem Haltungskompass ein gut sichtbarer Hinweis, wie die Tiere jeweils gehalten wurden, heißt es bei Lidl. "Wir wollen unsere Kunden dabei unterstützen, eine bewusste Kaufentscheidung für eine tierwohlgerechtere Haltung zu treffen. Ab sofort ist die jeweilige Haltungsform transparent und direkt auf der Verpackung erkennbar", sagte Jan Bock, Geschäftsleiter Einkauf bei Lidl Deutschland.


Im Lidl-Haltungskompass entspricht die Stufe 1 "Stallhaltung" den gesetzlichen Bestimmungen. Stufe 2 "Stallhaltung Plus" soll den Tieren mehr Platz gewähren sowie Beschäftigungsmaterial. Stufe 3 "Außenklima" bedeutet noch mal mehr Platz, eine gentechnikfreie Fütterung sowie Zugang zu Außenklimabereichen. Stufe 4 steht für"Bio". An der Preisgestaltung ändert sich mit der Anbringung des Lidl-Haltungskompass erst einmal nichts. "Naturgemäß kosten Bio-Artikel in der Stufe 4 mehr als konventionelle Ware. Und schon heute liegen Produkte in der Stufe 3 'Außenklima', die unter anderem an die Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes angelehnt sind, preislich höher als in den Stufen 1 und 2", sagt Bock. Das Frischfleisch der Lidl-Eigenmarken stamme zu 100 Prozent aus Deutschland. Gekennzeichnet werde ausschließlich deutsche Rohware, temporär verfügbare internationale Spezialitäten seien aktuell von der Kennzeichnung ausgenommen.


Kritik von den Grünen


Die Grünen glauben nicht an die Tierwohl-Offensive von Klöckner. „Die neue Ministerin macht genau da weiter, wo ihr Vorgänger Schmidt so glücklos aufgehört hat: bei den Ankündigungen. Ein freiwilliges Label ist mangelhaft, weil umfassende Änderungen jenseits von Spartenlösungen zwingend notwendig sind“, sagte der Sprecher der Grünen für Agrarpolitik, Friedrich Ostendorff. Klöckner sei in der unangenehmen Lage, dass ihre Ankündigungen dem gesellschaftlichen Konsens und den Initiativen der Wirtschaft hinterherhinkten, so Ostendorff weiter. In ein ähnliches Horn stößt der Grüne Fraktionsvorsitzende Anton Hofreiter. Der Handel sei weiter als die Große Koalition, die sich mit ihrem „Wischi-Waschi-Label“ noch zwei Jahre Zeit lassen wolle, sagte Hofreiter. Er sei immer für eine staatliche Kennzeichnung gewesen. Wenn jetzt jede Supermarktkette ihre eigene Kennzeichnung aus dem Boden stampft, stifte das nur Verwirrung, sagte er.

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