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Radiogespräch

top agrar-Korrespondentin im Deutschlandfunk über LEH-Macht, Bauernfrust und die Milliarde

top agrar-Korrespondentin Stefanie Awater-Esper diskutierte im DLF-Radio über die Macht des LEH, die Gründe für den Unmut der Bauern und warum sie die Bauernmilliarde nicht wollen.

Lesezeit: 5 Minuten

Unter dem Motto „Lebensmittel zu Dumpingpreisen: Gut für Verbraucher, schlecht für Bauern?“ strahlte der Deutschlandfunk am Mittwochabend eine Diskussion aus. Es ging um das Treffen des Lebensmitteleinzelhandels bei Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang Februar, die Gründe für den Unmut der Produzenten und die so genannte Bauernmilliarde. An der Runde Teil nahmen die top agrar-Korrespondentin Stefanie Awater-Esper, Julia Löhr von der FAZ, der freie Journalist Florian Schwinn sowie Michael Gassmann von der WELT teil.

Schwinn behauptete eingangs, dass die Landwirte ihre Kühe ausbeuten, weil sie gezwungen würden, zu Weltmarkt- und Dumpingpreisen zu produzieren. „Wir trinken am Ende die Milch von kranken Kühen“, sagte er.

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Warum die Bauern auf die Straße gingen, berichtete Stefanie Awater-Esper. So hätten die Landwirte eine lange Durststrecke hinter sich. „Sie warten darauf, dass sich mal wieder eine Perspektive am Horizont zeigt.“ Auf die Anmerkung von Moderatorin Jule Reimer, dass Agrarministerin Julia Klöckner doch von Rekordergebnissen in den letzten Jahren gesprochen habe, stellte die top agrar-Redakteurin klar, dass man dies stets im Vergleich zum Vorjahr sehen müsse. „Wir alle erinnern uns an die Milchkrise 2016 und die beiden Dürrejahre.“ Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Bauern von den Erlösen noch Rücklagen bilden müssten.

Auf die viel diskutierte Agrarwende angesprochen, betonte Awater-Esper, dass die Bauern ja bereit sind, sich zu verändern. „Die Tierwohlprogramme werden angenommen. Aber die Landwirte brauchen dafür Geld und Sicherheit. Das macht die Landwirte nervös. Sie verkennen ja gar nicht, was die Gesellschaft von ihnen will. Sie sind bereit und fordern Sicherheit, dass sich das am Ende auch rentiert.“

Die Marktmacht des LEH

Michael Gassmann von der WELT berichtete im weiteren Gespräch über den hochkonzentrierten Lebensmitteleinzelhandel und seine Dominanz. Es sei in der Tat so, dass der LEH Absprachen nicht einhalte, Ware spontan storniere oder verspätet und sogar weniger als vereinbart zahle. So eine Macht entstehe immer dann, wenn sich zwei Handelspartner nicht auf Augenhöhe begegnen. Stefanie Awater-Esper warf ein, dass heute 85 % des Marktes von nur vier Handelsketten dominiert würden. „Die Landwirte handeln mit verderblicher Ware und ziehen oft den Kürzeren. Der Handel kann die Ware auch immer irgendwo anders herbekommen, das begründet die Ohnmacht, die in der Landwirtschaft zuletzt zu beobachten war.“

Die Journalistin hält den LEH-Gipfel im Kanzleramt daher für extrem wichtig, da jetzt endlich alle Spieler an einem Tisch sitzen. Eine Diskussion, wer von diesen der Schuldige ist, hält sie aber für schwierig. Fest stehe, der LEH hat die direkte Ansprache an den Kunden und ist laut Awater-Esper ein Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Verbraucher. Das Treffen und weitere Runden mit Beteiligung von Handel und Landwirtschaft seien daher längst überfällig.

„Wir müssen über Preise reden“

Die top agrar-Korrespondentin aus Berlin betonte weiter, dass es DEN Bauern gar nicht gibt; der Berufsstand sei sehr heterogen. Allen gemein sei aber, dass sie eine Veränderung wollen, wenn auch in verschiedene Richtungen. „Es ist nur legitim, wenn die Produzenten sagen, wir können das, aber wir machen es nicht zum Nulltarif. Deswegen müssen wir über Preise reden, damit die Bauern irgendwie ihren Ausgleich bekommen. Über das beste Preis-Leistungsverhältnis funktioniert es nicht“, so Awater-Esper im Deutschlandfunk.

Löhr sieht das anders und verwies auf die Agrarprämien, die die Bauern doch schon bekommen. Daraufhin betonte Awater-Esper, dass dafür ein stufenweiser Umbau der EU-Agrarzahlungen bis zum Jahr 2027 jetzt nötig sei. Noch fehle den Landwirten das Vertrauen, dass die Agrarzahlungen nach Leistungen bei ihnen ankommen. Wenn das aber funktioniere, könne die Bereitschaft unter den Landwirten für diesen Weg wachsen.

In der weiteren Diskussion ging es auch um die Grenze von Lebensmittelpreisen nach oben. Awater-Esper stellt hierzu klar, dass der Landwirt nicht für die Sozialpolitik zuständig sei. „Das würde doch auch kein anderer Produzent machen, dass er alles so günstig anbietet, dass es sich jeder leisten kann!“

Ist die Bauernmilliarde Schweigegeld?

Weiterer Gesprächsschwerpunkt war die von der Bundesregierung in Aussicht gestellt „Bauernmilliarde“, von einigen Zeitungen als „Schweigegeld“ für die Bauern bezeichnet. Awater-Esper bemängelte hierzu, dass die Regierung für die angekündigte Milliarde überhaupt kein Konzept vorgelegt habe, obwohl in der Branche seit langem etliche Vorschläge auf dem Tisch liegen. Im Papier des Koalitionsausschusses stehe lediglich, das Geld sei für die Transformation der Landwirtschaft und Agrarumweltmaßnahmen. Weitere Details fehlen bis heute. Sie glaubt auch nicht daran, dass das Geld nur zur Abfederung der schärferen Düngeverordnung dienen wird.

Die top agrar-Vertreterin forderte, dass die Politik den Bauern Mut machen sollte. Denn im Moment seien sie sehr skeptisch und zweifelten an, ob das Geld am Ende überhaupt bei ihnen ankommt. „Wenn die Bauern wissen, dass sich mit Biodiversitätsmaßnahmen Geld verdienen lässt, dann machen sie das auch“, so Awater-Esper.

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