In Nordrhein-Westfalen will der NABU ein ähnliches Volksbegehren anschieben wie in Bayern. Dabei werden wir die Bauern frühzeitig einbinden, verspricht der Landesvorsitzende Josef Tumbrinck im Interview mit top agrar.
Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus dem bayerischen Volksbegehren?
Tumbrinck: Das Ergebnis gibt uns enormen Rückenwind für die Arbeit in Nordrhein-Westfalen. Hier ist die Stimmung in der Bevölkerung nicht wesentlich anders. Was die Bayern geschafft haben, ist auch bei uns möglich.
Woran machen Sie das fest?
Tumbrinck: An der Resonanz. Wir haben eine enorme Zahl an Emails, Anrufen und andere Reaktionen bekommen. Das hat es in dieser Form bei keinem anderen Thema gegeben. Die Menschen fragen uns: Was macht ihr? Wo kann ich unterschreiben? Das Thema Insekten und die Bienen insbesondere elektrisiert die Menschen. Viele haben seit längerem das Gefühl, da läuft etwas schief. Diese Stimmung hat sich jetzt im Ergebnis des Volksbegehrens entladen.
Sie wollen in NRW ein ähnliches Volksbegehren starten. Warum ist das notwendig?
Tumbrinck: Weil die schwarz-gelbe Landesregierung die Belange des Naturschutzes konsequent zurückfährt, im Jagdgesetz, im Landesentwicklungsplan und demnächst ziemlich sicher auch im Landesnaturschutzgesetz. Hinzu kommt, dass obendrein noch die Fördermittel für den Naturschutz gekürzt werden, wenn die Ministerin sie nicht durch Mittelverschiebungen rettet. Insbesondere die Streichung Ziels im Landesentwicklungsplan, den Flächenverbrauch in NRW auf 5 ha pro Tag zu begrenzen, gefällt auch der Landwirtschaft nicht. Der Rheinische Landwirtschaftsverband hat das zurecht lautstark kritisiert. Mein Eindruck ist, dass das Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser auch nicht gefällt. Aber sie kann sich intern offenbar nicht gegen Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart durchsetzen. Im Ergebnis haben wir NRW eine komplett andere Marschrichtung, als sie Markus Söder jetzt für Bayern angekündigt hat.
Wie geht es jetzt weiter?
Tumbrinck: Wir prüfen im Moment, welche Inhalte wir aus dem bayerischen Volksbegehren übernehmen können, welche Punkte bei uns schon ausreichend geregelt sind und welche Bereiche wir noch zusätzlich in ein solches Volksbegehren aufnehmen müssen. Das besprechen wir dann mit den potenziellen Unterstützern eines NRW-Volksbegehrens. Das sind zum Beispiel der BUND, die SPD und die Grünen. Wichtig ist mir aber auch, dass wir uns dabei frühzeitig und eng mit der Landwirtschaft abstimmen und schauen, wo wir zusammenkommen können und wo nicht.
Was erwarten Sie von der Landesregierung?
Tumbrinck: Wenn die Agenda für unser Volksbegehren steht, hat sie die Möglichkeit zu sagen: Wir nehmen die Punkte auf. Lasst uns verhandeln. Ministerpräsident Armin Laschet könnte - wie sein Kollege Söder - zu einem Runden Tisch einladen und so ein Volksbegehren abwehren. Danach sieht es im Moment aber eher nicht aus.
Was sind Ihre Kernforderungen?
Tumbrinck: Unser wichtigstes Anliegen sind pestizidfreie Naturschutzgebiete ab 2025.
Was ist dafür notwendig?
Tumbrink: Eine entsprechende Vorgabe im NRW-Naturschutzgesetz. Wir könnten das zwar auch über die Naturschutzgebietsverordnungen regeln. Das dauert aber viel zu lang und ist ein aufwendiger Prozess.
Wie wichtig ist der Ausbau des Ökolandbaus für Sie?
Tumbrinck: Ich möchte den Ökolandbau vorrangig als Schutz- und Pufferzone rund um die Naturschutzgebiete ausbauen. Damit wollen wir diese aufwerten, nicht ausdehnen. Das können wir nicht verordnen. Deshalb muss die Landesregierung eine Strategie mit Anreizen für den Flächentausch und eine bessere Ökoförderung entwickeln, die dieses Ziel in angemessener Zeit umsetzt. Welches allgemeine Ziel wir für den Umfang des Ökolandbaus in NRW vorgeben, müssen wir noch diskutieren. 30 % wie in Bayern ist für uns möglicherweise etwas zu ambitioniert, weil wir derzeit erst bei einem Anteil von rund 6 % liegen.
Wird es auch eine Forderung zur Reduzierung des Flächenverbrauchs geben?
Tumbrinck: Unbedingt. Das gerade gestrichene 5 ha-Ziel muss wieder gelten. Da sind wir sicher mit der Landwirtschaft einer Meinung.
Ein Kritikpunkt am bayerischen Volksbegehren lautet, dieses nehme der Regierung die Möglichkeit, den Vertragsnaturschutz zu fördern. Zurecht?
Tumbrinck: Ja. Deshalb müssen wir vorsichtig sein und unsere Forderungen sehr genau austarieren. Ich möchte die Landwirte nicht in eine Situation bringen, wo durch Auflagen Kosten produziert werden, aber gleichzeitig keine Möglichkeit mehr besteht, flankierende Fördermaßnahmen zu gestalten. Deshalb ist ein gesetzlicher bewirtschaftungsfreier Pufferstreifen von 5 m an Gewässern ohne finanzielle Kompensation aus meiner Sicht problematisch.
Wollen Sie mit Ihrem Volksbegehren auch Vorgaben für öffentliche Flächen und private Nutzgärten machen?
Tumbrinck: Wir haben das sehr klar im Blick und werden das angehen, was rechtlich möglich ist. Da sind uns aber durch die kommunale Hoheit bzw. geltende Bundesgesetze Grenzen gesetzt, die wir mit einem Volksbegehren auf Landesebene nicht ohne weiteres aushebeln können.
Der Bayerische Bauernverband hält das Volksbegehren für Bauern-Bashing. Der Präsident der Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, Bernhard Conzen, hat Ihnen bereits einen konstruktiven Dialog angeboten. Werden Sie dieses Angebot annehmen?
Tumbrinck: Auf jeden Fall. Die offene und frühzeitige Diskussion mit den Landwirtschaftsverbänden über die Inhalte des Volksbegehrens ist uns sehr wichtig. Wir arbeiten in NRW aber schon sehr gut zusammen.
Was erwarten Sie von der Landwirtschaft?
Tumbrinck: Dass sie sich klar positioniert, wohin sie sich in Zukunft entwickeln möchte. Da fehlt mir die klare Botschaft und ich glaube, vielen Landwirten an der Basis geht es auch so.
Was können die Landwirte vom NABU in NRW erwarten?
Tumbrinck: Wir sind ein fairer Diskussionspartner. Wir brauchen die familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe, die in der Region verwurzelt sind, die sich um die Kulturlandschaft und Artenvielfalt kümmern. Wir wissen, dass das nur funktioniert, wenn die Bauern auch ein ordentliches Einkommen erzielen. Deshalb gibt die aktuelle Entwicklung schon Anlass zur Sorge.
Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
Tumbrinck: Wir werden uns jetzt zügig mit den anderen Unterstützern abstimmen und dann schon im März erste Gespräche mit der Landwirtschaft aufnehmen. Bis zur Sommerpause wird sich dann Schritt für Schritt der genaue Inhalt eines möglichen Volksbegehrens herausschälen. Dann werden wir sehen, ob die Landesregierung darüber verhandeln möchte oder ob wir die nächsten Schritte für die Bürgerbeteiligung einleiten müssen.
Zur Person:
Josef Tumbrinck (54) hat Landschaftsökologie studiert und ist seit 2001 hauptamtlicher Vorsitzender des NABU NRW.
von Wilhelm Grimm
Wenn zwei miteinander über wichtige Dinge reden wollen, ist das normal und selbstverständlich.
Das 5 ha-Ziel wird sowieso nichts und die Pufferstreifen sind für jeden Bauern schlecht und auch nicht positiv. Die Bezahlung dafür wäre doch auch selbstverständlich, warum also die großen Worte für Almosen. Und nach Nabu-Bauernbashing sind landwirtschaftliche Betriebe mit ... mehr anzeigen Artenvielfalt und Kulturlandschaft nicht vereinbar. Aus Saulus wird nicht über Nacht ein Paulus. Wacht endlich auf, ihr Gutmütigen, ihr werdet euch noch wundern. weniger anzeigen
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von Christian Bothe
Volksbegehren
Volksbegehren? Ich würde noch eins für den Wolf oder irgendeine Fledermaus machen...Was soll der ganze Unsinn angezettelt von NGOs,welche sich mal wieder in Stellung bringen müssen.Die Bauern wissen schon seit Jahrhunderten was für die Ernährung eines Volkes notwendig ist und das im ... mehr anzeigen Einklang mit der Natur was man heutzutage auch als nachhaltig bezeichnet. Wenn ich mir die „Insektenfreunde“ Bayerns im Fernsehen anschaue,waren viele Menschen für die es schick ist gegen LW zu sein und die Medien tun ein Übriges. Deshalb halte ich von solchen Protestformen garnichts und ein gesunder sachlicher Dialog mit „Andersgläubigen“ist sinnvoller und unsere Bauern und Verbände tun das in unterschiedlichen Gremien bereits mit stets vorhandener Dialogbereitschaft. weniger anzeigen
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von Richard Huber
@Dr. Kremer-Schillings
Warum kein NABU-Bashing? Bauern-Bashing ist doch auch erlaubt. Bei uns hat der NABU dem Bau von drei Windrädern zugestimmt, obwohl hier nachweislich der Rotmilan und die Wiesenweihe leben und damit aus diesem Lebensraum entfernt werden. Der NABU bekam von der Investment-Firma 300.000 ... mehr anzeigen Euro, schon waren die seltenen Vögel egal. Damit haben diese Leute alle Glaubwürdigkeit verloren. weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
@Dr. Willi Kremer-Schillings
Wie ich schon geschrieben habe, es hört sich gut an was da von Herrn Tumbrinck kommt. Aber ich glaube es erst dann, wenn ich sehe wie ernst er es meint und was er will. Zu oft wurden die Landwirte zudem von ihren "Vertretern" schlecht vertreten, um nicht zu sagen getreten. Bei den ganzen ... mehr anzeigen grünen NGO's sollte man auch beachten das sie mittlerweile das Feld der Diplomatie sehr gut beherrschen. Da heißt es nicht umsonst: "Diplomatie ist die Kunst, den Anderen so über den Tisch zu ziehen, daß dieser die dabei entstehende Reibungswärme als Nestwärme empfindet". Oder wie ich jetzt bei meiner Recherche noch zu Tage förderte: "Diplomatie ist...., jemanden so zur Hölle zu schicken, daß er sich auf die Reise freut". weniger anzeigen
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von Dr. Willi Kremer-Schillings
Und jetzt der restliche Text. Erst einmal positiv denken. Beide Parteien setzen sich vorher zusammen. Das ist schon mal anders als in Bayern. Der NABU unterstützt das 5-ha-Ziel und Pufferstreifen nur mit Entschädigung. Landwirtschaftliche Betriebe sind wichtig für Artenvielfalt und ... mehr anzeigen Kulturlandschaft. Das sind doch positive Worte. Das Glas kann auch halbvoll sein. weniger anzeigen
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von Dr. Willi Kremer-Schillings
Bitte kein NABU-Bashing
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von Torsten Kremershof
Weltmärkte und Globalisierung
Sehr geehrter Herr Tumbrinck. Erklären sie uns dummen Bauern bitte zunächst einmal wie sie es erreichen wollen mehr für den Klimaschutz und Umwelt Schutz , Tierschutz etc zu tun ohne einen rasanten Strukturwandel noch anzufeuern . So lange der Verbraucher sich an der Discounter ... mehr anzeigen Kasse mit dem Billigprodukt heimlich davonschleichen kann werden sie es niemals schaffen die Landwirtschaft und den Naturschutz wirklich miteinander zu verbinden . Der Verbraucher hat es selbst in der Hand und verweigert durch sein Einkaufverhalten seine nachhaltige Teilnahme. Sie werden mit ihrem Ansinnen nur die Produktionskosten weiter in die Höhe treiben und dafür sorgen das noch mehr Höfe ihre Tore für immer schließen werden und die Produktion ins Ausland abwandern wird. Der lachende dritte wird nur die Exportindustrie sein . Sie machen es für diese möglich weltweite Handelsabkommen abzuschließen . Wo der Grundsatz lauten wird : Deutsche Technologie für ausländische Agrargüter . Denken sie bitte genau nach , ob sie eher genau dies wollen. Noch mehr globale Transporte aus Ländern wie USA, Kanada , Brasilien , Neuseeland etc. Warum ist Schweröl und Kerosin steuerfrei Herr Tumbrinck ? Warum gibt es keinerlei soziale Standards ? Warum beteiligen sich internationale Konzerne nicht durch Zölle und Steuern an der Nachhaltigkeit ? weniger anzeigen
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von Willy Toft
Der Wahnsinn geht weiter, und wieder an der Lebensgrundlage vorbei!
Armes Deutschland, wo sind Deine "Bienen"? Die Überwintern gerade, kommen aber bestimmt wieder! Ja hoffentlich", nehmen sie die Landwirtschaft mit, bevor der letzte Bauer im Sack haut!
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von Gregor Grosse-Kock
Umweltschutz
Warum wird im Zuge des Insekten schutzes nicht über Skyglowing gesprochen. Durch Urbanisierung findet die brutalste Form der Umgestaltung statt. Viel Glück Bauernverband und nehmt einen Anwalt mit der euch erklärt was das für die weitere Entwicklung bedeutet!!!!
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von Gerhard Steffek
Wir sind ein fairer Diskussionspartner?
Das glaub ich erst dann wenn es sich bestätigt. Die Aussagen in dem Artikel hören sich ja schon mal vernünftiger an als das Volksbegehren in Bayern. Dies war und ist nur eines: Populismus pur! Unter Umständen zerlegt es sich an der Praxis schon heuer. Walzen der Wiesen zum Vogelschutz ... mehr anzeigen ab dem 15. März verboten! Wenn das Wetter so weitergeht, dann sind in vielen Landstrichen die Felder noch zum Teil unterm Schnee, was dann? Abgesehen davon, wer das Walzen der Wiesen verbieten will, das ja eh nur wenige machen, dann müßte auch das Striegeln und Abschleppen derer genauso verboten werden, aber erst recht das Hacken und Striegeln im Acker! In NRW ist natürlich so ein Volksbegehren u.U. sogar noch leichter durchzuführen als in Bayern, haben diese doch auch noch einen erheblichen Anteil an städtischer Bevölkerung die sie für dumm verkaufen können. Sollen doch schon mal die Städte anfangen und die Straßenbeleuchtung abschalten. Stichwort Lichtverschmutzung! Es gibt ja mittlerweile auch schöne Vergleichsbilder davon, wie stark die Beleuchtung vor der Erfindung der LED war und um wieviel heller jetzt die Städte sind. Das soll sich nicht alles auswirken? Aber der Bauer soll's richten, was? Es ist ja einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Dummerweise zeigen dann aber immer drei auf einen selber. Quintessenz der ganzen Hysterie und des Umwelthypes, der hier von unseren grünen Ökoterroristen abgezogen wird, ist die, daß der Bauer irgendwann nur noch ein staatlich bezahlter Landschaftsgärtner ist. Ums Essen braucht man sich ja keine Gedanken machen, das kommt ja eh von Aldi, Lidl und Co. weniger anzeigen
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von Gerd Uken
Kann nicht nehr lange
Dauern dann sind wir Blühstreifenagrarökonom und Bienenzüchter. Wie sagte letztens einer es gibt Pflanzen bei den können die Bienen gar nichts werden...... Honig oder Wildbiene sei mal dahingestellt. Wir haben es schon weit gebracht(Ironie)!
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von Wilhelm Grimm
Mensch Herr Kaiser, nicht den Arm ab,
dabei gehen viele Höfe kaputt !
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von Egon Kaiser
Gibt man Umwelt- und Tierschutzverbänden den kleinen Finger dann reißen jene einem den Arm ab. Übertreibt es nicht!!!
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