Die Landwirtschaft bemüht sich nach Ansicht der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, nicht ausreichend um eine Reduzierung der Stickstoffemissionen. Während andere Verursacher deutliche Rückgänge vorweisen könnten, seien die Agrarbetriebe immer noch weit vom erklärten Ziel, einem Stickstoff-Bilanzüberschuss von 80 kg/ha entfernt.
Laut Krautzberger belaste heute zu viel Stickstoff fast flächendeckend das Grundwasser mit Nitrat und trage dazu bei, dass sich gesundheitsschädlicher Feinstaub bildet. Allein die Intensivtierhaltung verursacht ihren Informationen nach derzeit in Deutschland rund 15 % der Stickstoffemissionen. Nachbarländer wie Dänemark oder die Niederlande seien da weiter und hätten gute Erfahrungen mit gesetzlich verpflichtenden Filtern gemacht.
Dort müssen große Mastanlagen Abluftreinigungsanlagen installieren, die die Stickstoffverbindung Ammoniak (NH3) und gesundheitsgefährdende Bioaerosole reduzieren. Zwar sind auch in Deutschland bereits über 1.000 Abluftreinigungsanlagen in Schweinemastställen installiert, doch eine bundesweite Pflicht gibt es noch nicht, bedauert Krautzberger.
„Wir brauchen für die Intensivtierhaltung anspruchsvolle, europaweite Standards, die die Stickstoffemissionen deutlich mindern. In der Industrie ist das gängige Praxis – warum nicht in der industriellen Landwirtschaft? Mit Abluftreinigungstechnik lassen sich die Ammoniakemissionen aus Ställen um 70 bis 90 % reduzieren.“, ist Krautzberger überzeugt.
UBA rät zu Schleppschläuchen
Stickstoff-Emissionen entstehen aber nicht nur im Stall, sondern auch direkt über den Äckern und Weiden, etwa wenn Gülle oder Mist gefahren oder Kunstdünger ausgebracht wird, erklärte die UBA-Präsidentin auf dem Bauerntag weiter. „Wenn wir beim Düngen stärker auf emissionsarme Verfahren setzen, etwa die bewährten Schleppschläuche – mit denen die Nährstoffe direkt über dem Acker ausgebracht werden –, senkt das die Stickstoffemissionen deutlich.“ Auch Naturdünger wie Gülle und Mist sollten Landwirte auf unbestellten Äckern am besten umgehend unterpflügen. So könne der Stickstoff besser vom Boden aufgenommen werden und weniger entweicht in die Umwelt.
Krautzberger ging in diesem Zusammenhang auch auf den Stickstoff im Grundwasser ein. Derzeit halte rund 15 % des Grundwassers den für Trinkwasser geltenden Grenzwert von 50 Milligramm/Liter nicht ein. „Die Wasserversorger müssen einen hohen (finanziellen) Aufwand betreiben, um dieses Wasser nutzen zu können. Etliche verdünnen zu stark belastetes Grundwasser mit unbelastetem Wasser, andere müssen das Nitrat technisch aus dem Rohwasser entfernen, weil nicht überall genügend unbelastetes Grundwasser vorhanden ist“, so die Präsidentin. Das sei teuer und erhöhe letztlich die Wasserrechnung der Verbraucher.
Maria Krautzberger bot dem Deutschen Bauernverband an, strittige Themen mit dem Umweltbundesamt intensiver zu besprechen. Der regelmäßige Dialog könne helfen, auch kontroverse Themen sachlich zu diskutieren.