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Über die Dreistigkeit der Bürger im Selbstbedienungsladen Natur

Ein Gastbeitrag von Bauer Fritz aus Österreich, veröffentlicht auf www.bauerwilli.com: Wir lesen oft mit Erstaunen bei Berichten aus der Hotelbranche, dass die Anzahl jener Menschen steigt, die mit dem Bezug der Unterkunft auch das „Recht“ auf Miterwerb an allem ableiten, was nicht niet- und nagelfest ist.

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Gastbeitrag von Bauer Fritz aus Österreich, veröffentlicht auf www.bauerwilli.com:


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"(...) Junge Bäume während jeder Jahreszeit bieten dem Urban-Landlover die Chance für den Winter vorzubauen und Brennholz für den Kachelofen zu bereiten. Man ist an der frischen Luft, man bewegt sich und schwitzt – so wie es die Gesundheitsmagazine vorschlagen. Motorsäge, Teleskopschneider, Axt und Schneidezange hat man im Off-Road-Flitzer „zufällig dabei“.


Nun aber mal ehrlich, es wird doch keiner erwarten, dass man wirklich das Zeug an Ästen und Dürrholz sammelt, das da schon am Boden liegt. Dann lieber doch ein paar von den dünneren Stämmen umgelegt, die da ohnehin zur Genüge so rumstehen. Und der Bauer wollte ja eh durchforsten, das hat er jetzt auch gespart. Nur nicht aufregen.


Da wäre noch Bärlauch. Steht da ja in Massen rum. Schmeckt gut. Blumen der Saison und Palmkätzchen (wann wenn nicht rund um Ostern) wären ja auch sinnlos, wenn sie keiner mitnimmt. Und zuhause in der Vase sehen die doch richtig schön aus. Wald- und Feldbeeren: die paar Kilo, die man sich da beim Nordic-Walken pflückt fallen doch eh nicht auf. Nur nicht aufregen.


Der Sommer kommt!


Weiter im Jahr ergeht sich die land-affine Frau von Welt am eigenhändigen Sammeln von Feldfrüchten. Blühender Raps oder Mohn bieten sich an, Getreideähren und Sonnenblumen zur rechten Zeit, – wird ja in den Landlifestyle-Blättern soooo schön dargestellt, was man daraus machen kann. Man freut sich an „gefundenen“ Zierkürbissen als Dekoration, oder „für Fortgeschrittene“ auch an Gemüse aller Art vom näheren oder viel, viel weiteren Wegesrand zum genüsslichen Verzehr (Motto „selbst gejagt und gesammelt“).


Obst aus „freier“ Entnahme ist auch wirklich zu verlockend (Birnen, Äpfel, Kirschen, Zwetschken en passant beim Spaziergang. In den Kochshows hört man ja auch immer wieder „Besorgen sie sich die Zutaten am besten in ihrer Nähe“ (von wegen regional und CO2-neutral und so. Man denkt ja an die Umweltschonung und schont dabei auch gleich die Brieftasche). Weintrauben von den Hauswänden der niedlichen Bauernhäuser, da kann man nicht widerstehen. Sind ja auch nur ein paar, also nicht aufregen.


Für die tierischen Mitbewohner ein wenig Grünfutter fürs Meerschweinchen oder den Hasen daheim. Hunde aller Rassen und Größen sollen da auch gleich wieder mal ihren Jagdinstinkten nachgehen dürfen. „Faß“, „Lauf“, „Such“ hallt es bei der „lustigen“ Jagd in Hühner-, Kuh- und Schafherden samt allfälliger Notdurft-Platzierung von Herrl, Frauerl und Hunderl bevorzugt in Weideflächen. Ist ja ohnehin schon genügend Tierscheiße dort. Und ist ja alles Natur, warum also aufregen?


Das Jahr neigt sich dem Ende zu: zeitgerecht widmet man sich auch dem Aussuchen des „eigenen“ Christbaums und seiner Entfernung (vom Stock geschnitten oder in halber Höhe gekappt – man will ja nicht protzen). Misteln en gros oder en detail (für den Eigenbedarf oder zum Weiterverkauf im städtischen Umfeld) – Das schafft Freude bei Freunden und es gibt so einen richtig weihnachtlichen Flair. Attention please – Timberman at work!


Raus in die Natur!


Was man aber wirklich liebt, sind die vielfältigen Feldwege als Teststrecken für Motorräder, zur Erprobung des Geländeverhaltens seines SUV´s, als Galoppstrecken beim Ausritt mit dem Wind im wallenden Haar. Es soll auch schon Quad-Fahrer gegeben haben, die Gruppenfahrten in erntereifen Rapsfeldern vorgenommen haben. Weil – ist ja ohnehin alles schon braun und kaputt und man kann gar nicht verstehen, warum der Bauer sich so aufregt!


Ach ja, der Bauer! In diesen Zeiten der Freizeitnutzung sollte sich der bäuerliche Eigentümer tunlichst nicht blicken lassen. Oder gar das Nutzungsvergnügen durch Eigennutzung beeinträchtigen. Die Wirtschaftswege gehören doch schließlich allen. Und wie käme auch der städtische Freizeitsportler auf seinem Off-Road-Bike dazu, seinen aerodynamische zwischen die Arme gesenkten Kopf in den Wind zu heben, damit er nicht unverhofft in einen abgestellten Ernte-Anhänger donnert. Den soll der Bauer bitte so hinstellen, dass es das Fahrvergnügen nicht stört. Über so viel Unverständnis des Landmannes muss man sich doch aufregen!


Von Zeit zu Zeit deklariert man ja gerne auch seine Verbundenheit mit der Landbevölkerung. Man besucht Tage der offenen Tür, Hoffeste, und dergleichen Uriges, Echtes, Naturverbundes. Mitgenommene Erinnerungsstücke davon sollen diese Verbundenheit bezeugen, auch wenn die „Mitnahme“ vom Veranstalter als solche gar nicht vorgesehen war. Blumenschmuck, Dekorationsgegenstände in, am und rund ums Hofgebäude, ein Blumenstrauß aus dem Bauerngarten für die Liebste zu Hause, selbst gepflückt, zum Nulltarif. Schließlich heißt es doch „Tag des offenen Hofes“…


Zurück zur Natur…


…aber bitte mit den SUV: die Entleerung der Auto-Aschenbecher bietet sind fast zwangsläufig an bei Zwischenstopps beim Landside-Cruising, ebenso wie die „Seitenfenster-Flugentsorgung“ von allseits beliebten Powerdrinks-Dosen (besonders handzerdrücktes Alu) bis hin zu harten und weichen Alkoholika in Flaschen (egal ob Glas oder Plastik).


Sperrmüll aller Art (Kühlschränke, Fernseher, Autobatterien) machen sich nach Meinung mancher besonders nett in Wald und beliebt ist mancherorts auch der Sport des Alt-Fahrrad-Weit- und Wegwerfens in Getreidefelder. Der Bauer kann ja vor dem Mähdrescher herlaufen, damit er sich nicht aufregt, wenn die rostigen Bikes die Dreschtrommel zum Stehen bringen. Kann doch aufpassen!


Bemüht man sich als Bauer – mit mühevoller Unterdrückung seines Ärgers – die verwunderte Frage zu stellen, was oder warum der eine/die andere hier mache, bleibt einem oft nur der Mund offen ob der diversen ausgesprochenen oder gedachten Antworten. Als da wären: „Ist ja noch genug da“, „Das bisschen geht doch keinem ab“, „Wer wird denn so kleinlich sein“, „Wächst ja wieder nach“, “ Der Hit ist aber immer noch die gern benutzte Aussage „Ich subventioniere dich ja ohnehin genug mit meinen Steuern.“ Also reg Dich nicht auf.

Die Menschen sind gerne auf dem Land. Die Einzigen, die einen dort dauernd irgendwie stören und dauernd was zu meckern haben sind die Bauern.


Man fragt sich selbst als Bauer nur kopfschüttelnd nach dem „Warum“ oder „Wieso“: Ist es Dummheit, Faulheit, Gedankenlosigkeit, Frechheit, Gemeinheit, Bösartigkeit? Oder ist es einfach nur der Verlust von Anstand und Unrechtsbewusstsein?


Anders herum gefragt: Was würde passieren, wenn ich mir auch nur ein Blümelein aus einem Balkon-Blumenkasten abschneiden oder beim Stadtrundgang eine Rose aus einem Vorgarten pflücke? Von einem ganzen Tulpenstrauß mal ganz zu schweigen. Wenn der Vorgarten mir gehören würde, würde ich mich tierisch aufregen.

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