Ulrike Müller, landwirtschafts- und europapolitische Sprecherin der Freie Wähler-Fraktion im bayerischen Landtag sieht die Zollpläne von Donald Trump als Anlass für Bayern und die EU, neue Absatzwege aufzubauen.
„Jetzt ist für die EU der Moment gekommen, sich bei jenen Ländern, mit denen die USA ein Handelsdefizit ausweisen, als verlässlicher und fairer Handelspartner in Stellung zu bringen und etwaige bestehende Exportbeschränkungen zu beenden“, ist die Politikerin überzeugt, die zuvor zehn Jahre lang Europaabgeordnete war.
Vor allem in Japan, China und Südkorea könnten sich für EU-Agrarbetriebe Exportchancen für Milchprodukte und Schweinefleisch eröffnen, wenn diese Länder mit Gegenzöllen auf US-Produkte reagierten.
Kaniber soll Austausch wieder einführen
Zudem sieht sie auch die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gefordert. „Wenn wir es klug anstellen und als Freistaat Bayern selbstbewusst auftreten, könnten wir unabhängig von den Bemühungen der EU zusammen mit der bayerischen Agrarbranche Handelsbeziehungen aufbauen und vertiefen, wovon Verbraucher und Produzenten gleichermaßen profitieren würden“, erklärt Müller.
Es sei seitens des bayerischen Landwirtschaftsministeriums unter Helmut Brunner und seinen Vorgängern bewährte Praxis gewesen, mittels Delegationsreisen bestehende Beziehungen zu potentiellen Handelspartnern zu vertiefen und Geschäftsverbindungen zu begründen. „Landwirtschaftsministerin Kaniber wäre gut beraten, diese fruchtbaren Austausche wieder einzuführen“, lautet ihr Appell.
Exportzahlen angefordert
Um die Auswirkungen der Strafzölle für bayerische Agrarbetriebe abschätzen und Gegenmaßnahmen vorbereiten zu können, hat Müller aktuelle Exportzahlen für die USA beim bayerischen Landwirtschaftsministerium angefordert.
Die Freie Wähler-Fraktion stehe fest an der Seite der Landwirte und werde ihren Beitrag dazu leisten, dass der Agrarsektor als wichtiger Wirtschaftszweig Bayerns nicht zum Leidtragenden von Trumps fehlgeleiteter Handelspolitik werde.
USA wichtiger Absatzmarkt für EU-Milchindustrie
Laut Müller trifft Trumps außenhandelspolitischer Konfrontationskurs auch die landwirtschaftlichen Betriebe in Europa hart. Denn bislang seien die USA gerade für die EU-Milchindustrie ein wichtiger Absatzmarkt. Angesichts der engen Margen werden hiesige Molkereien, aber auch Obst- und Gemüse-produzierende Landwirte sowie tierhaltende und fleischverarbeitende Betriebe nicht umhinkommen, die zusätzlichen Abgaben an die US-Verbraucher weiterzugeben. Inwiefern es in der Folge zu einem Exporteinbruch kommt, bleibe abzuwarten.