Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat die SPD in der Bundesregierung aufgefordert, die Sorgen der Bevölkerung beim Wolf ernst zu nehmen. "Ich sehe es als Aufgabe von Politik, die Realitäten vor Ort wahrzunehmen und das muss auch das Bundesumweltministerium erkennen", sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Es brauche beim Wolf ein klares Vorgehen der Bundesregierung. "Die Union ist da ganz klar, aber wir warten noch auf die SPD." Für sie sei unzweifelhaft, dass Schutzmaßnahmen wie Zäune alleine im Umgang mit dem Wolf nicht ausreichten. "Der Wolf ist lernfähig, er überwindet solche Hindernisse. Wir müssen über eine Regulierung reden."
Laut Klöckner leben in Deutschland mittlerweile etwa 60 Wolfsrudel mit rund 600 Tieren. "Nach derzeitigen Entwicklungen wird mit einem weiteren jährlichen Zuwachs von 25 bis 35 Prozent gerechnet." 2016 seien mehr als 1000 Nutztiere wie beispielsweise Schafe durch Wölfe gerissen worden. Klöckner: "Das dürfen wir nicht ignorieren." Es gebe Regionen in Deutschland wie die ostdeutschen Bundesländer oder Teile Niedersachsens, in denen der Wolf nicht mehr bedroht sei. "Wir dürfen keinem allzu romantischen Bild des Wolfes hinterher hängen", appellierte die Ministerin.
Geht Herdenschutz in Sachsen-Anhalt an Praxis vorbei?
Unterdessen gibt es deutliche Kritik am Herdenschutz in Sachsen-Anhalt. Das Land hat nach eigener Aussage in den letzten drei Jahren knapp 350.000 Euro für den Schutz von Weidetieren vor dem Wolf ausgegeben, berichtet der MDR. Für das laufende Jahr seien 200.000 Euro eingeplant.
Allerdings soll sich erst ein Landwirt für die Förderung gemeldet haben, heißt es weiter. Nach Ansicht des NABU deshalb, weil die Förderung praxisfern sei und an den Bedürfnissen vorbeigehe. Das Umweltministerium weist diese Darstellung zurück. Man habe sich vor Einführung mit dem Schafzuchtverband abgesprochen.
Trotz alledem sollen zukünftig auch andere zertifizierte Hunderassen gefördert werden – wenn eine neue Richtlinie zu Herdenschutz und Schadensausgleich inkraft tritt. Damit sei im dritten Quartal dieses Jahres zu rechnen, kündigte das Ministerium an. Welche Rassen künftig hinzukommen könnten, ließ das Ministerium offen. Bislang zählen unter anderem Pyrenäen-Berghund oder Maremmano-Abruzzese zu den geförderten Rassen.
Der beste Schutz vor Wolfsangriffen seien aber ohnehin wolfssichere Zäune, ist sich das Umweltministerium sicher. Deshalb beteilige sich das Land mit 80 Prozent an den Anschaffungskosten. "Um eine 100-prozentige Förderung möglich zu machen, haben wir die Bundesregierung aufgefordert, dies bei der EU zu beantragen", heißt es in einer Stellungnahme weiter.
Anstieg bei Entschädigungszahlungen
Die Landes-CDU habe sich kürzlich die Entschädigungszahlungen in Sachsen-Anhalt nach bestätigten Wolfsrissen angesehen, so der Sender weiter. Danach flossen im Jahr 2012 noch 171 Euro an Landwirte, waren es im Jahr darauf bereits 1.715 Euro. Ein weiteres Jahr später zahlte das Land gut 6.000 Euro für die Entschädigung von gerissenen Weidetieren. Für dieses Jahr seien im Haushalt etwa 70.000 Euro für Entschädigungen eingeplant – und damit deutlich mehr, als das Land jemals für den sogenannten Schadensausgleich gezahlt hat.