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Unfall allein im Wald: Wer holt Hilfe?

Bei Unfällen alarmieren Notrufsysteme die Retter automatisch inklusive exakter Positionsangabe. Wir geben einen Überblick über die unterschiedlichen Systeme. Ein Alptraum: Beim Rücken von Buchenstammholz fällt plötzlich ein kapitaler Ast aus einem Wipfel direkt auf den Waldbauern.

Lesezeit: 7 Minuten

Bei Unfällen alarmieren Notrufsysteme die Retter automatisch inklusive exakter Positionsangabe. Wir geben einen Überblick über die unterschiedlichen Systeme.


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Ein Alptraum: Beim Rücken von Buchenstammholz fällt plötzlich ein kapitaler Ast aus einem Wipfel direkt auf den Waldbauern. Weil er auf der Fahrt seinen Plan kurzfristig geändert hat, weiß niemand genau, wo sich der Forstwirt aufhält, und das Handy liegt auf dem Windenschlepper.


Auch wenn grundsätzlich immer mindestens zwei Leute beim Motorsägen- oder Windeneinsatz zusammenarbeiten sollten: Viele Waldbauern und Einmann-Unternehmer sind alleine unterwegs. Die Praktiker kennen sehr wohl die Gefahren durch einen Unfall.


Das Handy reicht nicht


Doch die meisten setzen auf ihr Handy, um im Notfall Hilfe zu holen. Damit das aber funktioniert, muss es in der Notsituation griffbereit sein, die Netzabdeckung muss stimmen und vor allem muss der Verletzte überhaupt noch in der Lage sein, zu telefonieren. Deshalb fordert die Berufsgenossenschaft spezielle Forst-Notrufsysteme bei zugelassener gefährlicher Alleinarbeit. Die Systeme sind allerdings längst noch nicht bei jedem Alleinarbeiter angekommen, weiß Günther Weise, der sich beim

Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) in Groß-Umstadt u. a. um dieses Thema kümmert. Außerdem gibt es unterschiedliche Ansätze, um im Notfall auf sich aufmerksam zu machen. Und nicht jede dieser Lösungen erfüllt die Anforderungen für den harten Forsteinsatz:

  • Handys mit GPS-Empfänger und Notruffunktion
  • Satelliten-basierte Notrufsysteme
  • Professionelle Notrufsysteme, z.B. in Verbindung mit der Funksteuerung einer Rückewinde
  • Funkgeräte mit Notruffunktion (wenn mehrere im Bestand arbeiten).

    Wichtig bei der Bewertung der einzelnen Systeme sind diese Unterschiede:
  • Wird der Alarm willensabhängig und/oder willensunabhängig ausgelöst? Beim willensabhängigen Auslösen muss der Verunfallte den Alarm per Tastendruck senden. Das setzt aber voraus, dass er noch bei Bewusstsein ist – also bieten diese Systeme keine vollständige Sicherheit. Beim passiven bzw. willensunabhängigen Alarm registrieren Sensoren im Gerät z. B., ob sich der Forstwirt noch bewegt und lösen nach einer gewissen Zeitspanne automatisch den Alarm aus (Totmannschaltung).
  • Sendeleistung und Netzabdeckung: Vor allem in ausgedehnten Waldgebieten hat das Mobilfunknetz Lücken. Gute Geräte zeigen die Netzabdeckung an und funken teils in mehreren Mobilfunk-Netzen.
  • Positionsbestimmung: Hier kann die Arbeit in dichten Beständen durchaus tückisch sein, denn der GPS-Empfang ist am besten, wenn man den Himmel sehen kann. Gute Geräte zeigen an, ob das Positionssignal ausreicht.
  • Wo kommt der Notruf an? Im einfachsten Fall senden die Systeme eine SMS, Sprachnachricht oder eine E-Mail mit den Positionsdaten an einen oder mehrere voreingestellte Empfänger – das ist alles. Anbieter von professionellen Systemen arbeiten häufig mit Notrufzentralen zusammen, z. B. von Bosch oder dem DRK. Kommt es zu einem Alarm, versuchen die Mitarbeiter dort zuerst Kontakt zum Auslöser des Alarms aufzubauen, um ein versehentliches Alarmieren von Rettungsdienst und Feuerwehr zu vermeiden. Dabei kann meistens auch eine Sprachverbindung aufgebaut werden. Stellt sich der Alarm als echter Notfall heraus, informieren die Zentralen die zuständige Rettungsdienst-Leitstelle und übermitteln dabei auch die Koordinaten.
  • Auf jeden Fall sollte man sich für eine professionelle Personen-Notsignal- Anlage (PNA) entscheiden.
 

Eingeschränkter Empfang


Viele Smartphones sind mit einem GPS-Empfänger ausgestattet. In den Stores gibt es mittlerweile verschiedene Notruf-Apps („Mein Notruf“, „Protegon SOS“). Bei allen muss man den Alarm per Tastendruck aktiv auslösen. In der kostenfreien Version verschickt die App dann eine E-Mail mit Positionsangabe an einen programmierbaren Empfänger – stellt sich nur die Frage, wann dieser die E-Mail überhaupt liest. Hier vergeht wertvolle Zeit. In der kostenpflichtigen Version baut das Smartphone deshalb Kontakt zur Zentrale des Anbieters auf. Trotzdem: Für den Einsatz bei der Waldarbeit reichen diese Apps kaum aus. Denn eine Totmannfunktion fehlt komplett.


Besser eignen sich spezielle Notruf- Handys, die es von verschiedenen Anbietern gibt. Die meisten dieser Geräte bieten auch eine Totmannfunktion, was sie deutlich sicherer als die einfachen Apps macht. So ist das Gerät Sonim XP 3340 PNA von Presentec (www.presentec.de) durch das KWF anerkannt. Die vollwertigen Outdoor- Handys mit Notruffunktion lassen sich mit einer Zentrale koppeln. Die Koordinaten des Notrufs können aber auch einfach von anderen gespeicherten Empfängern auf Karten dargestellt werden.

Das KWF bescheinigt dem Gerät eine gute Empfangsleistung. Ähnliche Geräte gibt es auch von anderen Anbietern. Als einfacher Taschensender ohne Telefonfunktion bis hin zum kompletten Smartphone. Brauchbare Outdoorhandys mit Notruffunktion kosten etwa 850 €.


KWF-Fachmann Günther Weise sieht Nachteile bei den Notfall-Handys. Vor allem kann man seiner Ansicht nach mit den Geräten unbemerkt in Funklöcher geraten und die Sicherheit ist dann nicht mehr gegeben. Für die Alleinarbeit hält er sie nicht für ausreichend.


Besser per Satellit?


Das Problem von Funklöchern wollen die deutschen Unternehmen WeSpot und IMIA mit ihrer Inititative GPS-Rettung lösen (www.gps-rettung.info). Sie setzen auf das System Gen3 des amerikanischen Herstellers SPOT, der auf Tracking-Technologie spezialisiert ist.


Der kleine GPS-Sender kostet rund 180 €. Dazu kommt ein entsprechender Servicevertrag für die Notruffunktion (rund 170 €/Jahr). Die komplette Übertragung der Daten läuft über Satelli-ten, unabhängig vom Mobilfunknetz. Per Tastendruck lassen sich vorprogrammierte Nachrichten an die Familie/Kollegen senden oder ein Notruf an eine Zentrale absetzen, jeweils mit Positionsangabe. Nachteil: Eine Totmannfunktion ist derzeit nicht verfügbar, der Alarm muss per Tastendruck ausgelöst werden. Und natürlich kann das Gerät nicht telefonieren. Eine Kontaktaufnahme durch die Einsatzzentrale ist also nicht möglich.


Speziell für den Forst


Für die Alleinarbeit im Wald empfehlen die Fachleute des KWF deshalb spezielle Forst-Notrufsysteme, die nach DIN Spec 30753 (Forstmaschinen-Anforderungen an Notrufsysteme für den Forsteinsatz) gebaut bzw. geprüft sind. Solche Systeme werden unter anderem von B&B (Telenot), Gross-Funk oder Terra Fernwirktechnik angeboten. Sie arbeiten mit einer Basisstation, z. B. auf dem Rückeschlepper, und einem mobilen Persönlichen-Notsignal-Gerät (PNG), das der Forstwirt bei sich trägt.


Die Basisstation hat ein Mobilfunkteil (GSM), das wahlweise mit einer oder zwei SIM-Karten arbeitet (Multi- SIM). Geräte mit der Zweikartenlösung suchen sich automatisch das jeweils stärkere Handynetz. Außerdem ist die Station mit einem GPS-Empfänger ausgestattet. Dieser Empfänger arbeitet zurzeit nur mit den amerikanischen GPS-Satelliten und kann z. B. nicht das russische Glonas-System nutzen. Kontrollleuchten bzw. das Display der Basisstation zeigen dem Forstwirt, ob die Verbindung zum Mobilfunknetz besteht und ob die aktuelle Position erkannt wird.


Innerhalb des Bestandes hält die Basisstation über eine eigene Funk-Frequenz ständig Kontakt mit dem PNG, und zwar unabhängig vom Mobiltelefonnetz. Das Notsignal-Modul gibt es als Sender für die Tasche. Es kann aber auch in der Funksteuerung der Winde integriert sein. Diese Bauweise macht es deutlich robuster als ein herkömmliches Handy.


Der Alarm löst entweder per Tastendruck oder über die Totmannfunktion aus. Auch diese Systeme arbeiten mit einer privaten Notrufzentrale. Die Zentrale versucht zunächst, Kontakt zum Forstwirt aufzubauen und informiert dann den zuständigen Rettungsdienst. Eine direkte Sprechverbindung über das PNG ist dabei allerdings nicht möglich. Einige Systeme aktivieren weitere Signale am Traktor (Hupe, Rundumleuchte), damit die Retter die Unfallstelle im Bestand schneller finden.


Die Kosten für Basisstation und PNG liegen im Bereich von rund 3 000 € (plus eventueller Montage). Dazu kommen die notwendigen Mobilfunk-SIM-Karten plus die Gebühr für die Notrufzentrale (ca. 10 €/Monat).


Alarm in der Gruppe


Auch wenn man nicht allein im Wald arbeitet, ist eine direkte Warnung bei Unfällen wichtig. Dafür gibt es Handsprechfunk-Geräte mit eingebauter Notruffunktion. Der Alarm lässt sich entweder per Tastendruck oder über einen Lagesensor auslösen (Man-Down-Funktion). Diese Funktionen sind u. a. bei den Kenwood-Geräten NX-220E2, NX-320 und NX-220E3 verfügbar.


Sobald eines der Geräte einen Alarm auslöst, sendet es einen Daueralarmton an die anderen im Funkkreis. Vor Ort macht sich das Funkgerät durch einen lauten Warnton bemerkbar. Der Ton wechselt mit einer automatischen Sendefunktion, sodass man den Verunfallten auch hören kann, ohne dass er die Sprechtaste drückt. Diese Notruffunktion arbeitet natürlich nur intern. Für die Alleinarbeit ist diese Funklösung deshalb nicht geeignet. 

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