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Oldenburg

Unternehmertag diskutierte „Food-Trends der Zukunft“

700 Gäste diskutierten vergangene Woche in der Oldenburger Weser-Ems-Halle über die zukunft der Landwirtschaft. Im Vordergrund standen die schlechten Preise und die unzuverlässliche Politik.

Lesezeit: 5 Minuten

Niedersachsens Landwirte verlangen einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen sowie angemessene Preise für die gewünschten Erzeugnisse. „Unsere Unternehmen benötigten Erlöse, die die Zukunft der Familien und Betriebe sichern.“ Mit diesen deutlichen Worten eröffnete vergangene Woche Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, den landwirtschaftlichen Unternehmertag in Oldenburg.

„Wenn sich unternehmerisches Handeln nicht mehr rechnet, kommen die Betriebe in wirtschaftliche Bedrängnis.“ Als Konsequenz beobachte man seit längerer Zeit einen starken Rückgang der Betriebszahlen.

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700 Gäste waren in die Oldenburger Weser-Ems-Halle gekommen, um sich über das Thema „Food-Trends der Zukunft – Wie kann sich die Landwirtschaft heute darauf vorbereiten?“ zu informieren.

"Bauern müssen Ernährungstrends erkennen"

Schwetje forderte Niedersachsens landwirtschaftliche Unternehmen auf, Ernährungstrends zu erkennen und die Betriebe darauf vorzubereiten. Er empfahl dazu einen „konstruktiven Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern“. Ergebnisse daraus seien zum Beispiel die Branchen-Initiative Tierwohl sowie die Steigerungsraten in der Öko-Produktion. Die Kammer-Fachleute coachten die Betriebe bei der Erarbeitung und Umsetzung ihrer individuellen Zukunftsstrategien.

Kritisch setzte sich der Kammerpräsident mit modernen Verzehrgewohnheiten auseinander. Wer sich ausgewogen und gesund ernähren möchte, sei mit landwirtschaftlichen Produkten aus Niedersachsen bestens bedient. „Exotisches ‚Super-Food‘ brauchen wir dafür nicht!“, sagte Schwetje. Damit Konsumenten heimische Ware leichter erkennen können, forderte er eine „einfache und klare Kennzeichnung“. Wer „saisonal und regional“ einkaufe, erhalte nicht nur frische hervorragende Produkte. Gleichzeitig werde damit aktiver Klimaschutz betrieben, denn die Ware müsse nicht um die halbe Welt transportiert werden.

Paetow: Ernährung entscheidet, wie Landwirtschaft aussehen wird

„Die Ernährung der Zukunft wird großen Einfluss auf die Ausrichtung der Landwirtschaft weltweit haben“, prophezeite Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Fraglich sei allerdings, ob veränderte Ernährungsgewohnheiten eine Lösung zur Ernährungssicherung einer wachsenden Weltbevölkerung sein könnten. Das hänge unter anderem davon ab, ob sich der Konsum weltweit eher in Richtung vegetarischer Diät oder in Richtung synthetischer Fleischprodukte entwickle.

„In jedem Falle ist davon auszugehen, dass die primären Rohstoffe für Nahrungsmittel auch künftig in der Fläche angebaut werden“, so der DLG-Präsident. Während die flächengebundene Landwirtschaft in Zukunft Teil der Nahrungsmittelproduktion bleiben werde, sei das für die Tierhaltung noch nicht abzusehen.

Für die deutsche Landwirtschaft folgerte Paetow daraus, dass die gesellschaftliche Auseinandersetzung über die „korrekte Form der Landnutzung“ auch in Zukunft Teil der Herausforderungen bleiben werde. Zudem müsse die Produktion an den globalen Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet und deshalb noch mehr als heute gemessen, dokumentiert und kommuniziert werden. „Doch die gesellschaftlichen Anforderungen bieten auch weiterhin Chancen für eine breite Palette an Betriebs- und Produktionsstrukturen“, sagte der DLG-Präsident. Allerdings sieht er den Agrarsektor künftig mehr als heute gefordert, den „vielfältigen, teils widersprüchlichen Vorstellungen und Anforderungen eine tragfähige Vision der zukünftigen Landwirtschaft entgegenzusetzen“.

Dürnberger: Landwirt der Zukunft hinterfragt sein Tun

Deshalb könne es zum „Fortschritt“ in der Landwirtschaft auch gehören, mehr und mehr ethische Reflexionsfähigkeit zu üben. Dies erlaube es nach Worten Dr. Christian Dürnbergers vom österreichischen Messerli Forschungsinstitut, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen und sich zugleich aktiv in die gesellschaftlichen Debatten rund um Landwirtschaft stärker einzumischen. Der „fortschrittliche Landwirt“ von heute und morgen liefere nicht nur qualitativ hervorragende Nahrungsmittel. Ebenso wisse er um seine Verantwortung für Klima, Umwelt und Tierwohl und könne das einem interessierten bis kritischen Publikum auch erklären.

Irgendwo zwischen „Misstrauen und Idylle“ sieht der Wiener Wissenschaftler die heutige Landwirtschaft. „Die Nutztierhaltung ist gesellschaftlich umstritten wie wohl noch nie in der Geschichte“, stellte er fest. Landwirte sähen sich angesichts der Vorwürfe von Tierquälerei und Umweltverschmutzung an den moralischen Pranger gestellt. Zugleich aber würden die Produkte der Nutztierhaltung gesellschaftlich wertgeschätzt. „Entgegen aller fleischlosen Ernährungstrends konsumieren die allermeisten Menschen nach wie vor täglich tierische Produkte“, so der Wissenschaftler.

Die Diskussion um mehr Tierwohl bezeichnete Dürnberger als „Luxusdebatte“, relativiert aber diesen Begriff. Natürlich brauche es einen gewissen Wohlstand, um eine solche Debatte zu führen. „Wenn wir diesen Wohlstand jedoch erreicht haben, und das haben wir – dann müssen wir sie auch führen!“, sagte er. Nur so könne den „realitätsfremden Vorstellungen“ vieler Konsumenten begegnet werden.

Pollmer: Ernährung und Landwirtschaft bei Verbrauchern entkoppelt

Die künftigen Lebens- und Essgewohnheiten hängen auch davon ab, welches Verständnis Verbraucherinnen und Verbraucher und damit auch Wählerinnen und Wähler für die Landwirtschaft aufbringen. Auch den Medien kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu: „So wie sie die Landwirtschaft sehen und darstellen, so wird auch die Zukunft gestaltet“, sagte der medienbekannte Wissenschaftsjournalist Udo Pollmer.

Frage man junge Leute nach den Aufgaben der Landwirtschaft, dann fielen die Antworten vorwiegend unfreundlich aus. „Der Zusammenhang von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlicher Produktion ist oft vergessen und wird manchmal sogar in Abrede gestellt“, erklärte Pollmer. Er sieht darin die Ursache für zahlreiche Einschränkungen der landwirtschaftlichen Produktion, die er wie folgt skizzierte: „Weg mit der Tierhaltung, weg mit dem Pflanzenschutz, weg mit dem Dünger.“

Mit der gleichen kritischen Grundhaltung hinterfragten viele Zeitgenossen die Entwicklung der Landwirtschaft hin zu einem leistungsstarken Wirtschaftszweig. Pollmer sieht darin die Basis für unsere heutige freie Gesellschaft. „Tierhaltung und Ackerbau sind Grundlagen unseres sozialen Friedens und unserer Kultur“, sagte der Lebensmittelchemiker. Anstelle heftiger Kritik sei vielmehr die Zeit gekommen „für ein herzliches Dankeschön für den durch die Landwirte gewährten Wohlstand, den Frieden und die Freiheit!“.

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