Menschen, die in geringer Entfernung zu einem Schweinemastbetrieb leben, haben offenbar ein höheres Risiko für eine Infektion mit dem multiresistenten Keim MRSA. Das glauben Wissenschaftler der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Pennsylvania herausgefunden zu haben.
Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, haben sie knapp 5800 MRSA-Patienten mit knapp 3000 gesunden Kontrollpersonen verglichen. MRSA sind Bakterien der Art Staphylokokkus aureus, die gegen viele gängige Antibiotika resistent sind. Zwar tragen viele Menschen die Keime in sich, ohne etwas davon zu spüren. Die Bakterien können aber schwere Infektionen verursachen, die oft tödlich enden. MRSA sind auch als Krankenhauskeime bekannt, weil sich viele Patienten in Kliniken mit ihnen infizieren.
Daneben stellt aber auch die Landwirtschaft eine mögliche Infektionsquelle dar, zitiert die Süddeutsche aus der Studie weiter. So würde nicht nur die Nachbarschaft zu einem Schweinemastbetrieb das MRSA-Risiko erhöhen, sondern auch die Nähe zu Getreidefeldern, die mit der Gülle von Schweinen gedüngt wurden. Möglicherweise trügen bakterienbelastete Aerosole in der Luft dazu bei, dass sich die Resistenzgene verbreiten und auch zu Menschen gelangen, die keinen direkten Kontakt zu Schweinen haben, spekulieren die Autoren.
Schon lange vermuten Wissenschaftler, dass Mensch und Vieh Bakterien untereinander austauschen und die Keime dabei irgendwann Resistenzen entwickeln. Oft bleibt die Frage offen, wann und in welchem Wirt diese unheilvolle Entwicklung begann. In einigen Fällen ist inzwischen aber klar, dass die Keime erst unempfindlich gegenüber den Medikamenten geworden sind, nachdem sie vom Menschen auf Tiere übergesprungen sind, heißt es.
Die amerikanischen Forscher kommen daher zu der Vermutung, dass die heutige Tierhaltung die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen auch beim Menschen fördert. Wer neben Ställen und mit Schweinegülle gedüngten Feldern wohnt, habe ein höheres Infektionsrisiko. Beweise haben sie dafür aber nicht. Um dies zu belegen, müssten sowohl die in den Betrieben eingesetzten Antibiotika als auch das Erbgut der identifizierten MRSA-Stämme genauer untersucht werden, stellt die Zeitung fest. (ad)