Ende April kursierten in der Schlachtbranche Informationen, wonach Kreditversicherer die Forderungsausfallversicherungen für das Unternehmen Vion stornieren. Entsprechend gab es erste Schweinevermarkter, die ihre Lieferungen an andere Standorte umleiten wollten. Auch das verschärfte die Verunsicherung bei der Findung des Schlachtschweinepreises am 26. April.
Wie Dr. Frank Greshake von der Landwirtschaftskammer NRW im Wochenblatt Westfalen-Lippe erklärt, sah die Situation wie folgt aus: Zwei Kreditversicherer haben Kreditlinien für Vion reduziert. In welchem Umfang diese Reduzierung ausfallen, wird aber noch zwischen Vion und dem Versicherungsunternehmen diskutiert.
So werden z.B. Kreditlimits für Vion-Lieferanten, die aktuell nicht liefern, nach Rücksprache mit diesen Vermarktern eingezogen, um andere Lieferanten mit ausreichenden Limits zu versehen. Im Grunde kein außerordentlicher Vorgang, wie Greshake meint. Es gebe auch das „Spiel“ von Wettbewerbern, Kreditlimits für Vion versuchsweise anzufragen oder Lieferanten hierzu aufzufordern, um dann mit dem Ergebnis hausieren zu gehen.
Von Liquiditätsproblemen oder längeren Zahlungszielen sei jedenfalls derzeit bei Vion nichts bekannt, so der Berater weiter. Sollten deutsche Kreditversicherer tatsächlich die Kreditlinien für Vion deutlich kürzen, sind seiner Meinung nach zwei Szenarien denkbar:
- Vion zahlt schneller aus, die reduzierten Kreditlimits reichen für die bisherigen Schlachtzahlen und die Lieferanten vermarkten weiter in bisherigem Umfang an das Unternehmen.
- Vion schränkt die Schlachtzahlen ein bzw. die Lieferanten reduzieren ihre Vermarktungsmengen. Da das Schlachtvieh an andere Unternehmen geliefert wird, entsteht dort erst einmal Angebotsdruck, ohne dass die Nachfrage sofort steigt.
Vion ist in Deutschland der bedeutendste Großviehschlachter und hält bei den Schweineschlachtungen Platz 2 nach Tönnies. Selbst eine nur geringe Schieflage des Unternehmens mit einer daraus resultierenden Wanderung des Schlachtviehs an andere Standorte würde die ohnehin unter Druck stehenden Schweine- und Großviehnotierungen belasten. Das wäre so ziemlich das Letzte, was Schweine- und Jungbullenmäster derzeit gebrauchen können, so Greshake. (ad)
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