In Südamerika ist erstmals ein strafrechtliches Urteil zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gefallen: Das Gericht der zentralargentinischen Stadt Córdoba verurteilte einen Sojaproduzenten und den Piloten eines Sprühflugzeuges wegen des nicht bestimmungsgemäßen Gebrauchs von Glyphosat und des seit 2011 verbotenen Endosulfans vergangene Woche zu einer Haft von jeweils drei Jahren auf Bewährung.
Wie die Tageszeitung Clarín aus diesem Anlass weiter meldete, befanden die Richter die Angeklagten für schuldig, die Pflanzenschutzmittel verbotenerweise in der Nähe von Wohngebieten ausgebracht und darüber hinaus nicht zugelassene Substanzen verwendet zu haben. Die Urteilsbegründung liegt noch nicht vor. Angezeigt wurden die nun Verurteilten bereits im Jahr 2004, und zwar von Müttern an Krebs erkrankter Kinder.
Die überdurchschnittlich hohe Krebsrate in der vom Sojaanbau geprägten Region Itizaingó gehe auf das Versprühen des Roundup-Wirkstoffes Glyphosat und des Insektizids Endosulfan zurück, betonten die Klägerinnen. Laut Einschätzung von Prozessbeobachtern dürfte das Urteil Signalwirkung für andere südamerikanische Gerichte haben. Auf dem gesamten Kontinent gebe es gegen Landwirte tausende von Anzeigen wegen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.
Der Sprecher für Agro-Gentechnik der Grünen, Harald Ebner, wertete das aktuelle Urteil als Bestätigung für „die dramatischen Gesundheitsrisiken, die der Einsatz von Glyphosat und anderen Agro-Chemikalien“ verursache. Die Industrienationen trügen eine unmittelbare Mitverantwortung für die Risiken. Glyphosat werde in Südamerika nämlich überwiegend für den Anbau gentechnisch veränderten Sojas eingesetzt, das als Futtermittel unter anderem in die EU komme. (AgE)
vgl.:
Ist Glyphosat für Botulismus bei Rindern verantwortlich? (16.8.2012)
WLV: Es gibt keine Rückstände von Glyphosat in Getreide! (23.7.2012)
Vorwurf: Glyphosat-Grenzwerte in Getreide überschritten (15.7.2012)