„Sind Sie bereit, eine Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik mitzutragen und die von EU-Landwirtschaftskommissar Hogan vorgelegte GAP-Reformvorschläge zu verwerfen, und ein neues Reformvorhaben für eine ökologische und pestizidfreie Lebensmittelerzeugung in der EU auf den Weg zu bringen?
Diese Frage des grünen französischen Europaabgeordneten Yannick Jadot an Ursula von der Leyen in der Anhörung der Grünen im EU-Parlament verdeutlichte den Willen der erstarkten grünen EU-Fraktion beim Thema EU-Landwirtschaftspolitik und der Reform der Gemeinamen Agrarpolitik nach 2020 in der neuen Legislaturperiode stärker ihren Stempel aufdrücken zu wollen.
Kandidatin von der Leyen sprach sich für eine Neuakzentuierung in der politischen Debatte um die GAP-Reform aus: „Die Bürger erwarten keine Agrarpolitik, sondern eine Nahrungsmittelpolitik mit mehr Berücksichtigung von Artenvielfalt und Tierwohl“, sagte von der Leyen.
Ob Sie das Hogan-Reformpaket zurückziehen wolle, ließ Sie offen. Dies sei nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten, wies von der Leyen eine Festlegung wie von den Grünen in der Anhörung gefordert, zurück. Es gehe ihr zunächst darum zu prüfen, was reformiert werden könne und was nicht. "Die Gemeinsame Agrarpolitik bedarf einer Modernisierung aber keiner Totalrevision", erklärte Ursula von der Leyen.
Handelsabkommen liegen in unserem ureigenen Interesse
Auch beim Thema Handelspolitik und Mercosur nahm die Präsidenten-Anwärterin eine abwartende Haltung ein. „Handelsabkommen sind in unserem eigenen Interesse. Dabei müssen unsere europäischen Werte und Standards eingehalten werden“, betonte von der Leyen.
Mercosur-Moratorium kommt für von der Leyen nicht in Frage
Von einem Moratorium für Mercosur – wie von den Grünen gefordert – wollte die CDU-Politikerin allerdings nichts wissen. Ein Defizit bei den bisherigen Verhandlungen um Handels- oder Assoziierungsabkommen sieht die Kandidatin beim Thema Transparenz: „Wir müssen bei laufenden Verhandlungen ein Höchstmaß an Transparenz garantieren“. Dies sei bei den Brexit-Verhandlungen von EU-Verhandlungsführer Michel Barnier in überzeugender Weise gelungen. Dies müsse auch in Zukunft bei Handelsgesprächen der Maßstab sein.
„Wenn unsere Partner auf der anderen Seite das Pariser Klimaabkommen nicht einhalten, müssen wir gegebenenfalls ein Handelsabkommen widerrufen, betonte von der Leyen, in diesem Punkt keine Kompromisse eingehen zu wollen. Geschlossene Verträge wie das Pariser Abkommen von völkerrechtlicher Natur und Zusagen beim Klimaschutz müssten eingehalten werden.
„Rat der Weisen“ sollen Pflanzenschutzmittel bewerten
Beim Thema Pflanzenschutzmittel und Glyphosat vertraute die Ärztin von der Leyen auf das Urteil der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa: Für sie sei das Votum der Efsa und der wissensbasierte Befund von Forschern entscheidend. In diesem Zusammenhang regte sie die Einrichtung eines Wissenschaftlergremiums als „Rat der Weisen an“, das unabhängig von der EU-Kommission einen jährlichen Bericht über Gesundheitsgefahren von Pflanzenschutzmitteln in der Lebensmittelproduktion begutachten solle.