Seit Monaten stehen der dm-Gründer Götz Werner und sein Schwager, der Alnatura-Chef Götz Rehn, gegeneinander vor Gericht. Am Dienstag wurde der Prozess vor dem Landgericht Darmstadt fortgesetzt. Es geht um die Zukunft des Ökohändlers.
Wie Spiegel Online berichtet, profitierten beide Unternehmen früher deutlich voneinander. Werner habe seinem Schwager Rehn, der damals noch bei Nestlé beschäftigt war, den Einstieg ins Ökogeschäft empfohlen. Seitdem standen Alnatura-Produkte bei dm im Regal: die Drogeriekette stieg zur größten Deutschlands auf und Alnatura konnte den Umsatz in den vergangenen zehn Jahren auf 760 Millionen Euro vervierfachen. Der Streit begann nach Spiegel-Informationen dann mit der Ablehnung günstigerer Konditionen für Alnatura durch dm. Die Drogerie kündigte daraufhin den Aufbau einer eigenen Biomarke an.
Seither würden die Firmenchefs juristisch in gleich zwei Prozessen gegeneinander vorgehen. In Darmstadt wurde darüber verhandelt, ob dm mitentscheiden darf, über welche Partner Alnatura seine Produkte vertreibt. Denn zwischen den beiden Unternehmen besteht ein Kooperationsvertrag aus den 1980er-Jahren, der dm Mitspracherechte zusichert. Weil die Drogeriekette bis Ende vergangenen Jahres rund 200 Alnatura-Produkte aus dem Sortiment nahm, sieht sich der Biolebensmittel-Hersteller nicht mehr an den Vertrag gebunden. dm besteht aber darauf. Das Gericht will seine Entscheidung im Dezember verkünden.
Noch brisanter ist ein zweites Verfahren. In ihm geht es darum, wem der Markenname Alnatura eigentlich gehört, so Spiegel Online weiter. Werner verlangt von seinem einstigen Geschäftsfreund Rehn die Markenrechte. Der dm-Gründer argumentiert, dass Alnatura nur durch seinen Drogeriemarkt erfolgreich geworden sei. In erster Instanz hat das Landgericht Frankfurt die Klage abgewiesen. Werner legte Berufung beim Oberlandesgericht ein, verhandelt werden soll im Februar 2017.
Handelsexperten sehen bei einer Niederlage ein großes Problem auf Alnatura zukommen, da der Name das wichtigste Kapital sei. Gerade jetzt, wo das Biosegment so schnell wächst, seien die Marke samt Logo besonders wertvoll. Insider bestätigen, dass der Wettbewerb auch im Biosegment deutlich schärfer wird. Alnatura werde zudem den Verlust seines wichtigsten Vertriebspartner bei Weitem nicht durch das Geschäft in eigenen Läden und mit neuen Partnern ausgleichen können, heißt es.