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Vorbildlicher Artikel widerlegt Klischees über Schweinehaltung

Endlich einmal eine sachliche Darstellung der Schweinehaltung in den Medien. Maria Marquart und Christian Teevs von Spiegel Online haben sich in ihrem vorbildlichen Bericht einige gängige Klischees über die konventionelle und ökologische Schweinemast vorgeknöpft und dies auf zwei Betrieben überprüft.

Lesezeit: 4 Minuten

Endlich einmal eine sachliche Darstellung der Schweinehaltung in den Medien. Maria Marquart und Christian Teevs von Spiegel Online haben sich in ihrem vorbildlichen Bericht einige gängige Klischees über die konventionelle und ökologische Schweinemast vorgeknöpft und dies auf zwei Betrieben überprüft. Die Stalltore geöffnet haben dazu Biolandwirt Raimund Bäumer aus Nordrhein-Westfalen und sein konventioneller Kollege Hans-Jürgen Thun aus Schleswig-Holstein.


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Klischee 1: Bioschweine sind auf der Weide


Für die meisten Verbraucher leben Bio-Schweine auf der Weide und haben unendlich viel Platz. Dass das so nicht funktionieren kann, erklärt Landwirt Bäumer. Er hält 360 Schweine nach Bioland-Richtlinie und stockt bald auf 550 Tiere auf. Der Biobauer kauft seine Ferkel mit 8 bis 9 Wochen und zieht sie 6 Wochen lang im Stall auf. Erst danach geht’s in den Außenklimastall, der mit Stroh eingestreut ist. Gemistet wird per Hand und Schlepper, wobei Bäumer den Aufwand pro verkauftes Tier auf insgesamt 30 Minuten schätzt.


Auf die Weide lässt er die Schweine nicht, weil sie natürlich binnen kürzester Zeit die Fläche „umdrehen“ würden und er sie oft auf einen anderen Bereich legen müsste; sonst drohen wegen des Kotes schnell Hygieneprobleme. Außerdem würde das Grundwasser verunreinigt. Bäumers pragmatisches Fazit: "Tierhaltung ist immer ein Kompromiss zwischen dem Wohl des Tieres, den Arbeitsbedingungen des Menschen und der Umwelt."


Landwirt Thun ist dagegen stolz auf seinen modernen Maststall mit 4000 Tieren. Die moderne Belüftungsanlage garantiert ein optimales Klima ohne Zugluft. Die Helligkeit im Stall wird von Lampen und genau vorgeschriebenen Fensterflächen bestimmt. Hygiene wird großgeschrieben. Der Betriebsleiter ist sich sicher, dass sich seine Tiere in den abgetrennten Boxen mit je 17 Schweinen sehr wohl fühlen. Der Spaltenboden garantiert einen trockenen und sauberen Untergrund. Stroheinstreu sei in so einem modernen Stall nicht vorgesehen, sagt Junior-Chef Nils Thun. "Solche Massen an Stroh in hygienisch einwandfreier Qualität zu erwerben, in den Stall zu schaffen und wieder über die Gülle aus dem Stall zu bekommen, wäre schlichtweg unmöglich", sagt der Landwirtschafts-Student.


Kastriert sind die Ferkel übrigens bei beiden Betrieben, die Schwänze kopiert dagegen nur der konventionelle Landwirt. Die Spiegel-Redakteure stellen allerdings fest, dass auch die Schweine auf dem Biohof trotz mehr Platz gerne die Schwänze beißen. Er bepinselt sie in diesen Fällen mit Holzteer.


Der Platzcheck: Bio Innen 1,3 m², Bio Außen 1 m²; Konventionell 0,85 m²


Klischee 2: Antibiotikamissbrauch


Der Vorwurf des Medikamentenmissbrauchs ärgert Hans-Jürgen Thun, schreiben die beiden Spiegel-Reporter weiter. Ihnen erklärt er, dass nur kranke Tiere Antibiotika bekommen, schon aus Kostengründen, weil die Mittel sehr teuer seien. Zudem müsse er selbstverständlich vor der Schlachtung Wartefristen einhalten und jeder Einsatz sei dokumentiert. „Von 4000 Schweinen haben seit Mitte Dezember nur 5 Antibiotika bekommen“, so der konventionell wirtschaftende Mäster. Er verweist zudem auf die Stalldurchgänge, die er und seine Mitarbeiter zweimal täglich machen. Die Verluste durch Sterbefälle beziffert er auf rund 2 %.


Auch Biomäster Bäumer behandelt seine Tiere nur bei Krankheit mit Antibiotika. Außerdem probiert er homöopathische Mittel aus.


Kaum Unterschiede stellen die Journalisten auch bei der Mastdauer und den Endgewichten fest. Auf beiden Betrieben wiegen die Schweine nach 160 bis 190 Tagen zwischen 115 und 125 kg. Thuns Schweine legen pro Tage etwa 800 g Gewicht zu. Andere Mäster schaffen zwar über 1 kg pro Tag, jedoch ist er mit der Vitalität und Fleischqualität seiner Züchtung sehr zufrieden.

 

Und auf die Menge der Schweine angesprochen rechnet der konventionelle Landwirt nüchtern vor. "Wenn man nur ein paar Dutzend Tiere hält, frage ich mich, wie das wirtschaftlich funktionieren soll." Bei ihm sieht das so aus:


Rechnung konventionell


Thun liefert 12.000 bis 13.000 Tiere jährlich an den Schlachthof.


Verkaufspreis je Tier 175 Euro

- 74 Euro Ferkel Einkauf

- 65 Euro Futter

- 10 Euro Energie

- 4 Euro Vorkosten

(Erzeugungskosten 150 Euro)

 

Deckunsgbeitrag pro Tier 20 bis 25 Euro

- Fixkosten wie Arbeitslöhne, Gebäudekosten und Versicherungen


Rechnung Bio


Bäumer liefert nur 1500 Tiere pro Jahr. Dafür fällt bei ihm der Ertrag pro Schwein etwas höher aus.


Verkaufspreis je Tier 313 Euro 

- 110 Euro Ferkel Einkauf

- 134 Euro Futter

- 39 Euro Arbeit, Energie, Stroh und Transport 

(Erzeugungskosten 270 - 280 Euro)

 

DB pro Tier 30 bis 40 Euro

- Fixkosten


Fazit


In ihrem Fazit kommen die Autoren zu dem Schluss, dass einige Klischees über Massentierhaltung nur wenig mit der Realität zu tun haben. Der konventionelle Betrieb setze weder flächendeckend Antibiotika ein, auch gequält würden die Tiere nicht. Mit moderner Klimatechnik versuchten die Landwirte, das Wachstum und die Fleischqualität der Schweine zu steuern. Der Ökobauer halte seine Tiere draußen, doch unbegrenzten Weidegang hätten auch sie nicht.


top agrar meint: Richtig, einfach mal vor Ort nachfragen und sich die Realität anschauen. (ad)

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