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Junglandwirt stellt fest: Schnelles Wachsen ist der falsche Weg

Nils Oltmann will den elterlichen Milchviehbetrieb weiterführen. Seine Meisterarbeit hat gezeigt, dass schnelles Wachstum nicht der richtige Weg ist. Er will erst optimieren und dann erweitern.

Lesezeit: 4 Minuten

Nils Oltmann möchte in den Betrieb seiner Eltern in Wardenburg (Landkreis Oldenburg) einsteigen und diesen bestmöglich für die Zukunft aufstellen. Im Rahmen seiner Meisterarbeit bei der landwirtschaftlichen Unternehmerschule in Oldenburg beschäftigte sich der Junglandwirt deshalb mit potenziellen Betriebsszenarien.

„Ich möchte da investieren, wo Geld verdient wird“, erklärt der 24-Jährige. „Und das ist in unserem Fall mit Kühen“, beschreibt er eine Schlussfolgerung seiner Arbeit. Eine weitere Erkenntnis war allerdings auch, dass alleiniges Wachstum zu risikoreich ist.

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Kühe, Bullen, Färsenaufzucht

Oltmanns halten aktuell 156 Kühe im 2008 erbauten Boxenlaufstall. Die an die Molkerei Ammerland abgelieferte Milchmenge lag im Wirtschaftsjahr 2019/2020 bei 8 812 kg/Kuh. Hinzu kommen die Standbeine Bullenmast und Jungviehaufzucht. „Wir ziehen die gesamte weibliche Nachzucht auf und verkaufen viele Tiere als abgekalbte Färsen“, erklärt der Landwirtschaftsmeister. Ein Standbein bei dem eher Geld verbrannt, als verdient wird, lautet ein Ergebnis seiner Arbeit.

Nach dem Prüfen der Zahlen fallen Entscheidungen leichter.
Nils Oltmann

Seine ­Berechnungen ergaben, dass der Deckungsbeitrag (DB) pro verkaufter Färse bei 928 € lag. „Das klingt erst mal nicht schlecht. Allerdings muss ich davon noch die Futterkosten und die Arbeitszeit abziehen. Am Ende bleibt dann zu wenig übrig“, so das Resümee.

Zukünftig will er deshalb mehr gesextes Sperma und Fleischrassebullen einsetzen. Das Ziel ist, nur noch die Nachzucht aufzuziehen, die der Betrieb zur Eigenremontierung benötigt.

Auch die Bullenmast soll perspektivisch auslaufen. „Momentan macht das Standbein Bullenmast wegen der hohen Preise Spaß“, sagt Nils. Er kam allerdings auch bei diesem Standbein zu dem Ergebnis, dass der DB zu gering ist, wenn er Futter und Arbeitszeit gegenrechnet. „Es war gut, die Zahlen noch mal genau in den Blick zu nehmen und nicht nur grob zu überschlagen, wie es sonst im Arbeitsalltag häufig der Fall ist.“ So fällt die Entscheidung für die Aufgabe des Betriebszweigs leichter.

Die Herde aufstocken

Nachdem klar war, dass der Fokus zukünftig noch stärker auf der Milch­viehhaltung liegen soll, entschied sich Oltmann, eine Bestandserweiterung zu rechnen. „Wir können unseren 2008 erbauten Stall spiegeln. So könnten wir in Summe 282 Kühe halten“, erklärt er.

Für seine Berechnungen forderte der Junglandwirt Angebote bei Bauunternehmern an und ging von einem Milchpreis von 33 ct/kg netto aus. Da die ­Bestandserweiterung in der Größen­ordnung auch Investitionen bei der Gülle- und Silagelagerung nach sich ziehen würde, belief sich die Investitionssumme am Ende auf rund 2 Mio. €, das wären 15.800 €/Tierplatz.

Zu hohes Risiko

Oltmann entschied sich gegen die Spiegelung des Stalls. „Das Risiko war mir zu hoch“, erklärt er. Zum einen wollte er nicht noch mehr Fremdkapital aufnehmen: „Wir haben Fläche gekauft und der Stallbau von 2008 ist auch noch nicht vollständig abbezahlt.“ Zum anderen sind die Baukosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Außerdem war zu dem Zeitpunkt nicht planbar, welche Veränderungen die neue Regierung mit sich bringen würde.

Der Landwirt entschied sich dazu, ­einen kleineren Wachstumsschritt zu rechnen. Er plante einen Anbau an den vorhandenen Stall, sodass er insgesamt 175 Kühe plus Nachzucht halten könnte. „Die Betriebsgröße können wir mit den vorhandenen Arbeitskräften kurzfristig stemmen“, beschreibt der Hofnachfolger das Fazit seiner Arbeit.

Die Berechnung liegt nun ein Jahr zurück. Mit der Erweiterung hat er bisher noch nicht begonnen: „Ich möchte erst abwarten, welche Förderprogramme die neue Regierung auf den Weg bringt und welche Vorstellung die von Landwirtschaft haben“, begründet er. Den Betrieb auf biologische Bewirtschaftung umzustellen, konnte sich der Junglandwirt nicht vorstellen. „Das passt nicht zu unserer Philosophie und zu unseren Flächen mit viel Moor oder kahlen Sandböden“, erklärt er.

Auch Direktvermarktung kam für die Familie nicht infrage: „Das schaffen wir arbeitswirtschaftlich nicht. Außerdem haben wir nicht den passenden Standort. Wir sehen unsere Zukunft in der intensiven Milchviehhaltung.“

Steckbrief

2. Platz in der Kategorie Konzepte und Innovationen beim top agrar-Wettbewerb Meister & Macher

Nils Oltmann, Wardenburg (Niedersachsen)

Alter: 24 Jahre

Abschluss: Meister in Betriebsführung

Betrieb: 156 Kühe, 162 ha, 88 ha Grünland und 74 ha Acker (50 ha Moor)

Ansatz: Planung einer Erweiterung mit Anbau an den Boxenlaufstall, neuer Fahrsiloanlage und neuem Güllebehälter.

Urteil der Jury: Nils Oltmann erkennt die wirtschaftlichen Knackpunkte im Betrieb und optimiert diese. Betriebliches Wachstum plant er realistisch in kleinen Schritten.

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