Negativtrend hält an

Waldzustandsbericht: Vier von fünf Bäumen in Deutschland weiterhin geschädigt

Die Erholung der deutschen Wälder bleibt aus. Trotz Investitionen leiden Fichte, Kiefer und Co. unter Stress. Bundeswaldminister Rainer setzt auf Waldumbau und nachhaltige Nutzung - auch energetisch.

Lesezeit: 4 Minuten

Der deutsche Wald erholt sich bisher leider nicht – trotz der beachtlichen Anstrengungen der Forstleute bei Pflege und Waldumbau: Laut aktueller Waldzustandserhebung 2024 des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMLEH) weisen weiterhin vier von fünf Bäumen Schäden auf.

Die Situation hat sich zudem im Vergleich zum Vorjahr kaum verbessert. Zwar war die Witterung im Jahr 2024 günstiger als in den Vorjahren. Dennoch leiden Fichte, Kiefer, Buche und Eiche weiter unter den Nachwirkungen langanhaltender Trockenperioden und überdurchschnittlich hoher Temperaturen seit 2018.

Baumkronen als Seismografen

„Die Baumkronen sind ein Seismograph für den Zustand der Bäume. Und der Blick nach oben in die Baumkronen zeigt: Unsere Wälder haben Dauerstress. Das sehe ich in meinem eigenen Wald genauso wie überall im Land. Hitze, Trockenheit und Schädlinge setzen unseren Wäldern weiter zu. Nur jeder fünfte Baum trägt noch volles Grün“, sagte Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat.

Rainer sieht das mit Sorge. Denn der Wald sei mehr als Natur: „Er ist Lebensraum, Klimaschützer und Wirtschaftsfaktor. Als nachwachsender Rohstoff sichert Holz Arbeitsplätze und Wohlstand auf dem Land und in den Städten. Waldschutz ist Heimatschutz. Über Jahrhunderte wurde er uns von Generation zu Generation weitervererbt. Unsere Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, das ist auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe.“

Energetische Nutzung muss bleiben

Zur nachhaltigen Bewirtschaftung gehört für den Bundesforstminister ausdrücklich auch die energetische Holznutzung, etwa in der Hackschnitzel- und Pelletheizung oder auch als Nebenprodukt Wärme in der Stromerzeugung aus Holz. Er betonte: „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und dieser nachwachsende Rohstoff kommt auch noch aus der heimischen Region. Wir müssen nichts von irgendwo her holen. Also ist Holz auch als Energielieferant – ein guter Lieferant. Und das muss auch so bleiben.“

Dafür will Rainer Entlastungen für die Waldbesitzer von Bürokratie und Investitionen in die Wiederaufforstung und den Waldumbau, in die Forschung und den Wissenstransfer. All das kostet Geld: Seit 2022 hat der Bund und die Länder gemeinsam über die Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz (GAK) mehr als 200 Mio. € in Wiederbewaldung und Waldumbau auf knapp 50.000 ha Waldfläche investiert. Hinzu kommt das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des BMLEH, das ein Finanzvolumen von rund 135 Mio. € pro Jahr hat.

Rainer will Förderniveau beibehalten

Rainer setzt darauf, dass dieses Niveau in den kommenden Jahren mindestens beibehalten wird. „Am besten wäre es natürlich, wenn man auch ein bisschen mehr hat“, so der CSU-Politiker, der lange Jahre im Haushaltsauschuss um Budgets verhandelt hat. Er ist aber sicher, dass Bund und Länder mit Klimaprogramm und GAK schon vieles erreichen können.

Weiterhin starke Schäden bei Laubbäumen

Nach den Zahlen des aktuellen Berichtes hat sich keine wesentliche Verbesserung der Lage einzelner Baumarten eingestellt. Die Erhebung erfolgt auf Basis der Kronenverlichtung, also sichtbarer Blatt- bzw. Nadelverluste der Bäume. Insbesondere unsere Laubbäume weisen große Schäden auf.

Eine besonders hohe Kronenverlichtung kann bei Buche, Eiche und anderen Laubbaumarten beobachtet werden.

  • Buche: 1984 waren noch 50 % gesund, 2024 nur noch 15 %

  • Eiche: 1984 waren noch 54 % gesund, 2024 nur noch 16 %

  • Andere Laubbäume: 1984 waren noch 76 % gesund, 2024 nur noch 28 %

Aktuelle Situation

Trotz der regenreichen Jahre 2023 und 2024 bleibt die Situation im Wald weitestgehend unverändert. Die anhaltende Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands in diesem Frühjahr sorgt vielerorts weiterhin für eine angespannte Lage im Wald.

Die ausführliche Waldzustandserhebung des BMLEH ist hier abrufbar.

Forderungen zur Verbesserung des Waldzustandes

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) fordert, dass der Wald wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion gerückt wird.

  • Weiterer und schnellerer Umbau der Wälder in artenreiche Mischwälder mit standortgerechten Baumarten und angepassten Wildbeständen.

  • Sinnvolle Nutzung natürlicher Verjüngung, etwa dort, wo bereits Mischbestände bestehen. Diese sollte Vorrang vor Pflanzungen haben.

  • Eine Honorierung der vielseitigen Ökosystemleistungen der Wälder, wie zum Beispiel Trinkwasser, Erholung und Hochwasserschutz zur Ergänzung der forstlichen Erlöse.

  • Die langfristige Stärkung des Wasserhaushaltes in den Wäldern. Oberflächenwasser darf nicht mehr aus dem Wald geleitet werden, sondern sollte im Waldboden versickern.

  • Verstärkung des deutschen Engagements im internationalen Wald- und damit auch Klimaschutz.

  • Einen Ausbau der Waldforschung in Deutschland. Die Klimaanpassung unserer Wälder benötigt fundierte Daten und wissenschaftliche Analysen für die Erarbeitung von zukunftsfähigen Konzepten.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

vg-wort-pixel
top + Wissen, was wirklich zählt

Zugang zu topagrar.com & App: Nachrichten, Marktdaten, Empfehlungen. Jetzt 4 Wochen testen!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.