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EU-Agrarreform

Kreis Soest: 35.000 ha Ackerboden von Spritzverbot in Schutzgebieten betroffen

Die EU-Kommission fordert, chemische Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten zu verbieten. Das schlägt hohe Wellen. Landwirte im Kreis Soest sehen allein dort 35.000 ha Ackerboden vom Verbot bedroht.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Kreis Soest sorgen europäische Gesetzesvorschläge für Aufruhr, mit denen die EU-Kommission den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 halbieren will. Geht es nach der EU-Behörde droht in FFH- und Vogelschutzgebieten sogar ein Komplettverbot von chemischem Pflanzenschutz.

Verbot droht auf 35.000 ha Ackerland

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Landwirte aus dem Kreis Soest schlagen nun Alarm: Allein dort wären über 35.000 ha Ackerböden vom Verbot betroffen, weil sie im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde liegen. Deshalb hat der Vorsitzende des Kreisverbandes Soest des Westfälisch Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Josef Lehmkühler, stellvertretend für seine Berufskollegen einen offenen Brief ins Europaparlament nach Brüssel geschickt.

Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Versorgungskrise sei ein Pauschalverbot chemischer Pflanzenschutzmittel auf „35.000 ha fruchtbarster Ackerböden mit stabiler höchster Ertragserwartung“ nicht vertretbar, so die Börde-Bauern in ihrem Brief.

Der Brief im Wortlaut

Adressiert an die Europaabgeordneten Dr. Peter Liese (EVP) und Birgit Sippel (S&D) schreiben die Landwirte:

„mit Bestürzung haben wir Landwirte im Kreis Soest den gestern veröffentlichten Entwurf der Verordnung über die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln EU-Kommission im Rahmen des europäischen Green Deals gelesen.

Das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde wäre hiervon massiv betroffen und die Konsequenz für die Hellwegbörde fatal. Das europäische Vogelschutzgebiet Hellwegbörde erstreckt sich über ca. 48.000 ha entlang der B1 zwischen Unna und Paderborn. Allein im Kreis Soest über 35.000 ha fruchtbarster Ackerboden mit stabiler höchster Ertragserwartung.

Vor dem Hintergrund, der sich abzeichnenden Versorgungskrise, insbesondere mit Getreide, macht uns der Entwurf fassungslos. Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln würde zu einer weiteren drastischen Verknappung von Nahrungsmitteln auf dem Weltmarkt führen, was in der aktuellen Zeit eine Hungerkatastrophe für noch mehr Menschen auf der Welt bedeuten würde. Zudem ist dieser Entwurf für den Vogelschutz in der Hellwegbörde absolut kontraproduktiv.

  • Der komplette Verzicht auf Pflanzenschutzmittel würde andere Maßnahmen notwendig machen. Im Bereich des Herbizidersatzes wären das mechanische und thermische Mittel, die besonders für den Gelegeschutz fatal wären. Der Schutz der Bodenbrüter würde damit zunichte gemacht. Zudem würde der Wegfall von Pflanzenschutzmitteln eine Verengung der Fruchtfolge auf hackbare Kulturen wie beispielsweise Mais nach sich ziehen. Für Insekten wertvolle Kulturen wie z. B. der Raps hätten kaum noch eine Chance.
  • Die extrem angespannte weltweite Versorgungslage, besonders bei Getreide, verträgt keine weitere Reduzierung. Eine Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent würde die Brotgetreideversorgung auf dem Weltmarkt noch weiter verschlimmern. Aus humanitären Gründen halten wir Landwirte eine künstliche Verknappung für absolut nicht vertretbar. Hier müssen wir in Europa über den Tellerrand schauen und haben auch eine Verantwortung für die armen Regionen der Erde.
  • Es gibt intelligentere Methoden der Reduzierung von PS-Mitteln: Integrierter Pflanzenschutz oder Precision Farming sind nur zwei Beispiele, die den Einsatz schon jetzt deutlich reduziert haben und in denen bei weiterer technischer Entwicklung noch weiteres deutliches Potential schlummert.
  • Bei der Ausweisung des Vogelschutzgebietes, wie auch der anderen Schutzgebiete, gab es den Konsens aller Beteiligten, dass Pflanzenschutz auch weiterhin nach guter fachlicher Praxis ohne zusätzliche Auflagen möglich sein muss. Politik sollte auch hier Wort halten.

Wir Landwirte sehen in der Versorgung der Menschen mit guten und ausreichenden Nahrungsmitteln unsere wichtigste Aufgabe. Die aktuelle Situation rückt diese Notwendigkeit wieder neu in den Fokus. Gleichzeitig ist für uns, die wir in und mit der Natur leben und arbeiten, der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen essentiell.

Wir appellieren deshalb dringend an Sie, dem Vorschlag nicht zuzustimmen."

Wir appellieren deshalb dringend an Sie, dem Vorschlag nicht zuzustimmen. Unser Anliegen würden wir in einem persönlichen Gespräch gerne erläutern.“

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