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Werden Zuckerrüben zur Zockerware?

In der Nacht zum Sonntag ist mit dem Stichdatum 1. Oktober 2017 die EU-Zuckerquotenregelung zu Ende gegangen. Nach der Milchquote und Kartoffelstärkequote fällt nun auch die Zuckerquote als letzter Schutzmechanismus in der EU-Agrarpolitik. Für die Zuckerrübenbauern brechen damit schwierige Zeiten an.

Lesezeit: 5 Minuten

In der Nacht zum Sonntag ist mit dem Stichdatum 1. Oktober 2017 die EU-Zuckerquotenregelung zu Ende gegangen. Nach der Milchquote und Kartoffelstärkequote fällt nun auch die Zuckerquote als letzter Schutzmechanismus in der EU-Agrarpolitik.



Für die Zuckerrübenbauern brechen damit schwierige Zeiten an. Mit dem Wegfall von Schutzzöllen und Importbeschränkungen gegen billigeren Rohrzucker auf den Weltmärkten, droht der Preis für Zuckerrüben heimischer Produktion von bisher garantierten 26 Euro pro Tonne auf einen Wert von unter 20 Euro pro Tonne abzustürzen, schätzen Agrar-Analysten.



„Dies bedeutet für die europäischen Landwirte ab sofort, dass sie in einem liberalisierten Markt einem ultra-harten Wettbwerb mit extremen Preisschwankungen ausgesetzt sind“, sagt der belgische Europaabgeordnete Marc Tarabella. Die Zahl der Rübenbauern habe sich in den zurückliegenden zehn Jahren halbiert und drohe durch den Wegfall der Quote in Zukunft noch stärker in Schieflage zu geraten, fürchtet der sozialistische Abgeordnete aus dem ländlichen Wallonien.



In der Europäischen Union (EU) gibt es nach Angaben von Eurostat noch etwa 145.000 Zuckerrübenbauern. 28.000 Arbeitsplätze finden sich in der Zucker verarbeitenden Industrie und in Raffinerien. Die EU-Zuckerherstellung belief sich im Wirtschaftsjahr 2016/17 auf knapp 17 Millionen Tonnen. Mit dem Wegfall der Quoten rechnet die Zuckerindustrie mit einer Steigerung um bis zu 20 Prozent auf über 20 Millionen Tonnen. Ob davon die deutschen Rübenbauern oder die deutlich billigere Rohrzucker-Konkurrenz profitiert wird in Zukunft, bleibt abzuwarten. Es gibt Befürchtungen, dass Zucker auf volatilen Märkten und an den globalen Börsen künftig zur Zockerware werden könnte.

 

In der EU wurden 2017 über 1,74 Mio ha Zuckerrüben angebaut, mehr als 16 % mehr als 2016. Die größten Anbauflächen für Zuckerrüben finden sich in Frankreich, Deutschland und Polen.



Europas Rübenbauern produzieren die Hälfte des Weltmarktes


 

Die EU ist weltweit mit einer Erzeugerkapazität von 50 Prozent der größte Rübenzuckerproduzent. Die meist in West- und Mitteleuropa angebaute Zuckerrübe macht  weltweit nur zu 20 Prozent der erzeugten Zuckermenge aus. 80 Prozent des Zuckers wird aus Zuckerrohr hergestellt, vor allem in Brasilien, Thailand und Indien.



Die Abschaffung der Zuckerquote kommt dennoch nicht aus heiterem Himmel und ist das Ergebnis eines lang abgestimmten Prozesses im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Die Quotenregelung für Zucker wurde 1968 mit den ersten GAP-Vorschriften für Zucker - zusammen mit einem deutlich über dem Weltmarktpreis liegenden Stützpreis für die Erzeuger - eingeführt. Den Beschluss zur Beendigung der Quotenregelung für den Zuckersektor haben die EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2006 gefasst.



Zwischen 2006 und 2010 wurde die stufenweise Reduzierung der Preisstützung für Rüben und Zucker und sukzessive Einstellung der öffentlichen Intervention und Ende der Ausfuhrerstattungen sowie Umstrukturierung des Zuckersektors mit 5,4 Milliarden Euro gestützt. Und auch in den Jahren bis 2020 sollen noch Hilfen für die Landwirte geben, die Rüben anbauen. Aus dem Agrarhaushalt werden bis zu 300 Millionen Euro an die Direktzahlungen fließen, heißt es aus Kreisen der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.



EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan verteidigt das Ende der Zuckerquote: „Das Ende der Quotenregelung ist ein wichtiger Wendepunkt für den europäischen Zuckersektor und markiert einen weiteren wichtigen Fortschritt für die stärkere Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik am Markt. Jetzt haben die Erzeuger die Möglichkeit, ihren Handel auf den Weltmärkten auszuweiten”.



Die Luft für die Rübe unter den Feldfrüchten wird dünner


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Zuckerrüben werden in Deutschland 2016/17 in 28.509 landwirtschaftlichen Betrieben angebaut nach Angaben der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker. Die Felderträge werden in 20 Fabriken zu Zucker verarbeitet. Marktführer sind die beiden Unternehmen Nordzucker und Südzucker. Die Anbaufläche in Deutschland beträgt derzeit knapp 300.000 Hektar. Dies entspricht einer Steigerung von etwa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: Die verarbeitete Menge stieg im Rübenjahr 2016/17 auf insgesamt 22,5 Millionen Tonnen.


Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von rund 24 Prozent. Die daraus resultierende Zuckererzeugung betrug im Wirtschaftsjahr 2016/17 insgesamt 3,5 Millionen Tonnen – ein Anstieg von 21,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der durchschnittliche Zuckerertrag lag bei 11,9 Tonnen pro Hektar und damit 2,9 Prozent höher als im Vorjahr.



Der Präsident der Internationalen Vereinigung Europäischer Rübenanbauer (CIBE), Bernhard Conzen sieht einen verschärften Wettbewerb auf die Rübenbauern zukommen: „Tatsache ist, dass sich der EU-Rübenzucker künftig mehr denn je gegenüber alternativen Zuckerquellen wie Importzucker oder Isoglukose - auch hier fällt die Quotierung weg - behaupten muss. Tatsache ist auch, dass durch den Wegfall der Zuckerquoten und der damit verbundenen Aufhebung der Produktionsbeschränkungen die Konkurrenz zwischen den europäischen Anbauregionen wächst“.



Es müsse ebenfalls damit gerechnet werden, dass bei steigender innereuropäischer Zuckererzeugung zumindest temporär ein Preisdruck auf dem europäischen Zuckermarkt entstehe, der sich auch bei den Rübenpreisen widerspiegeln dürfte. „Damit wird auch die Luft für die Rübe im Wettbewerb der Feldfrüchte auf dem Acker dünner“, sagt Conzen als Vorsitzender des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes (RRV).

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