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Werner Schwarz: 10 Thesen zur Zukunft der Landwirtschaft

Werner Schwarz hat zusammengetragen, wo die Landwirtschaft 2046 stehen wird. Wer als Betrieb heute noch dabei ist, der habe bisher vieles richtig gemacht, nun gelte es Scheuklappen abzulegen.

Lesezeit: 5 Minuten

Beim Verbund Transformationsforschung Agrar Niedersachsen stellte Schleswig-Holsteins Bauernpräsident Werner Schwarz am Dienstag dar, wo die Landwirtschaft in 25 Jahren stehen wird.

Dazu stellte er klar: „Ich betone, dass ich nicht darstelle, was wir uns wünschen oder wofür wir streiten. Auch bleibt es wichtig, Entwicklungen, Meinungen und Trends selbst zu beobachten und seine eigene Einschätzung laufend zu justieren.“ Hier seine zehn Punkte im Original-Wortlaut:

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1. Die Weltbevölkerung wird sich bei geschätzt 10 Mrd. Menschen einpendeln. Sie wird städtischer und hoffentlich wohlhabender und damit friedlicher. Eine wesentliche Voraussetzung dafür sind weltweit günstige und zugleich hochwertige Lebensmittel. These: Wir werden sie nicht erzeugen.

2. Die klimabedingten Herausforderungen nehmen zu. Das beeinflusst Ertragshöhe und -stabilität auf dem Acker. Technisch smarte Lösungen helfen uns, dieser Herausforderung zu begegnen. Moorschutz, Bewaldung, Humusbildung - generell eine Dekarbonisierung ist die Vorgabe, unter denen wir arbeiten werden. These: Der Aufwand auf dem Acker wird steigen, um die Erträge zu erhalten.

3. Die Tierhaltung gerät von vielen Seiten unter Druck. Hier gilt Ähnliches wie im Ackerbau, mit einem Unterschied: Der Druck auf die Bestände wächst. Meine These: Auch unsere europäische Tierhaltung wird kapital- und arbeitsintensiver. Die Betriebe werden wachsen, der Sektor dagegen schrumpfen.

4. Unsere Betriebe werden bunter, was die Unternehmensform und die Arbeitsverfassung betreffen. Neben den reinen Familienbetrieben treten Kooperationen und Mehrfamilienbetriebe ebenso auf wie reine Arbeitgeberbetriebe, teils im Eigentum von Kapitalgesellschaften.

These: Wählen Sie sorgfältig, welche Form zu Ihrem Betrieb passt. Es gibt hier kein richtig oder falsch, sondern nur ein „passt momentan“ oder „passt nicht“.

5. Gentechnik, Chemie oder Pharmazie werden kritisch gesehen. Es wäre viel erreicht, wenn wir für die Zukunft eine europäische Harmonisierung der Vorgaben erreichen. Klar ist aber: Wir müssen neue Wege finden. Diese sehe ich in einer zunehmenden Nutzung von Sensorik und Big Data. Die Züchtung wird sich auf ein breites Merkmalspektrum beziehen und bisherige Instrumente ersetzen. Meine These: Neben dem Auge des Herrn wird der Sensor das Tier mästen und der Roboter die Pflanze schützen. Resistenzzüchtung bei Pflanzen oder Impfstoffe bei Tieren ersetzen Chemie und Pharma.

6. Artenvielfalt wird zum Megathema: Die Landwirtschaft wird hier gebraucht. Dort, wo der Staat es versucht, wird er an den immensen Kosten scheitern. Wir lernen massiv dazu und verdienen mit dem „Anbau“ von Artenvielfalt Geld.

Die These: Wir bieten in Zukunft einen hochprofessionellen Artenschutz, der mit einer hoch professionellen Landwirtschaft um die betrieblichen Ressourcen konkurriert

7. Der politisch gewollte Umbau der Landwirtschaft wird zu deutlichen Akzentverschiebungen, vielleicht sogar zu einem Systembruch führen.

Meine These: Wir stehen vor einem Systembruch, wie in der Energieerzeugung oder dem Automobilsektor. Die europäische und nationale Politik ist zu entschlossenem, um nicht zu sagen rücksichtslosem Handeln bei Umwelt- und Klimaschutz bereit und wird eine ganze Zeit keine Rücksicht auf wirtschaftliche Belange und Wettbewerbsfähigkeit nehmen.

8. Die Europäische Agrarpolitik wird noch grüner. Direktzahlungen sind Vergangenheit, honorierte Naturschutzleistungen ein selbstverständlicher Betriebszweig. Dieses ist jedoch kein statischer Zustand.

These: Ich sehe einen konstanten Wettlauf zwischen zunehmenden gesetzlichen Vorgaben auf der einen Seite und geförderter Freiwilligkeit auf der anderen. Der Agrarsektor kann durch die Intensität seines Engagements mitentscheiden, welches System das Rennen macht.

9. In einem exklusiven Hochpreissegment werden europäische Produkte weiter ihren Platz finden, vom Welthandel in der bisherigen Form wird sich Europa verabschieden. Und es wird seinen eigenen Markt abschotten.

These: Europa wird seine Landwirtschaft durch eine Art Grenzausgleich schützen, der dafür sorgt, dass Produkte, die unserem Standard nicht entsprechen, ihren Preisvorteil verlieren. Dieser Schutz wird nicht vollkommen sein!

10. Der Anteil der Ernährung an den Lebenshaltungskosten wird steigen. Allerdings: Die Versuchung der Politik, Lösungen auf Kosten unserer Landwirtschaft zu schaffen, bleibt eine konstante Gefahr.

Meine These: Auch in Zukunft können wir uns nicht auf die Dauerhaftigkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit politischer Entscheidungen verlassen. Auch im zukünftigen Rahmen werden die Erzeugungskosten wesentlich darüber entscheiden, wer prosperiert und wer nicht.

Soweit die Thesen im Originalwortlaut.

Sein Rat

Schwarz wünscht sich, dass sich die Abhängigkeit des Betriebes von der Tagespolitik im Rahmen hält. Politische Lösungen hätten immer eine begrenzte Laufzeit, in dieser Zeit könnten sie aber ein wichtiges Absicherungsinstrument sein, um den Weg in die Zukunft zu bewältigen. Die Zukunft selber sind sie nicht.

Weiter werden seiner Überzeugung nach niedrige Kosten, ein exzellentes Management und das frühzeitige Wahrnehmen von Marktchancen entscheidend bleiben, um den Betrieb in die Zukunft zu führen.

"Wer heute noch dabei ist, der hat bisher vieles richtig gemacht. Das heißt aber nicht, dass sein bisheriger Weg in die Zukunft führt. Ein Beharren auf Bisheriges, sogar auf Notwendiges wird nicht von Erfolg gekrönt sein. Wir kämpfen um solche Dinge, keine Frage. Aber wir müssen zugleich alle Scheuklappen ablegen, die unseren Blick einschränken. Damit wir in einer schwieriger werdenden Zeit den Weg in die Zukunft nicht übersehen", sagte Schwarz.

Die Unsicherheiten seien größer geworden. Eine Zeit der Unsicherheit sei aber immer eine Zeit der Schrittmacher, der Chancen, der Pioniergewinne. Die Zukunft gehöre dem Mutigen, der mit Vorsicht agiert.

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