Die Arbeitsweise der EU steht immer stärker in der Kritik. Geprägt durch den Ruf der Trägheit bei der Entscheidungsfindung, langwierige Prozesse sowie die in Teilen geringe Kompromissbereitschaft der Mitgliedsstaaten, haftet auch der gemeinsamen, europäischen Agrarpolitik (GAP) ein zwiespältiges Image an.
Beispielsweise gab es bei der Festlegung der GAP ab 2013 zahlreiche, nicht enden wollende Diskussionen der Abgeordneten wie diese zukünftig gestaltet werden soll. Die neue Agenda, die im Mai 2015 in Kraft getreten ist, beinhaltet die Einführung des sogenannten Greenings, außerdem die Umschichtung der Direktzahlungen und sie erlaubt den einzelnen Mitgliedsländern mehr Freiheit bei der Förderung individueller Maßnahmen.
Aufgrund zahlreicher Diskussionen und häufiger Änderungen im Laufe des Entscheidungsprozesses stellt sich die Frage wie hoch der Informationsgrad der Landwirte in Bezug auf die Veränderungen zur Einführung der neuen GAP war. Aus diesem Grund hat die Kleffmann Group im April und Mai 2016 im Rahmen einer Studie 893 Betriebe zu diesem Thema befragt: "Am 15. Mai 2015 startete die neue Agenda der europäischen Agrarpolitik. Wie gut haben Sie sich über diese Agenda informiert gefühlt?"
Die Landwirte konnten Angaben auf einer Skala von 1 bis 5 machen, wobei 1 = „ich fühlte mich überhaupt nicht informiert“ und 5 = „ich fühlte mich sehr gut informiert“ darstellt. Insgesamt ergibt sich in Deutschland eine durchschnittliche Bewertung von 3,1. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass sich 37 % der befragten Landwirte mittelmäßig über die Agenda informiert gefühlt haben. Daneben fühlten sich 26 % gut informiert und 7 % der Befragten sogar sehr gut informiert. Andererseits fühlten sich auch 8 % der Landwirte überhaupt nicht informiert.
Regional zeigen sich deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung über den Grad der Information zur Agenda der Agrarpolitik. Mit der Angabe „gut“ und „sehr gut“ fühlten sich die Landwirte im Osten mit 38 % der Befragten am besten informiert, gefolgt vom Süden mit 36 %. Im Westen liegt der Anteil der gut und sehr gut informierten Landwirte bei lediglich 29 % und ist damit im regionalen Vergleich am geringsten. Der Anteil der Befragten, die sich überhaupt nicht informiert gefühlt haben, ist jedoch im Norden am größten.
Neben regionaler Unterschiede zeigt sich auch die Betriebsausrichtung als Einflussfaktor auf den Wissensstand der Landwirte in Bezug auf die GAP-Änderungen ab Mai 2015. Unter den Veredlungsbetrieben fühlten sich lediglich 26 % der Befragten gut und sehr gut informiert. Dagegen waren es bei den Futterbaubetrieben schon 28 % und bei den Marktfruchtbetrieben 37 %. Der höhere Informationsgrad unter den Marktfruchtbetrieben lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass die neuen Bestimmungen innerhalb der GAP hauptsächlich den Ackerbau betreffen.
Die betroffenen Betriebe nutzten unterschiedliche Informationsquellen. Insgesamt haben 51 % der Landwirte Zeitschriften sowie Informationen von Landwirtschaftskammern und Ämtern genutzt. Die Landwirte haben die Informationen außerdem zu 16 % von Verbänden erhalten und 12 % nutzen das Internet um sich über die Reformen zu informieren. Auch bei den Informationsquellen zeigen sich regionale Unterschiede.
Im Norden werden weniger Zeitschriften und Informationen von Kammer und Amt genutzt als in den anderen Regionen. Dagegen werden überdurchschnittlich häufig Berater, der Landhandel und Erzeugerringe als Informationsquellen genutzt. Im Osten informieren sich die Landwirte häufiger über die Landwirtschaftskammern und Ämter. Das Internet wird hier unter allen Regionen auch am häufigsten zur Informationsbeschaffung über die GAP verwendet. Dafür nutzen ostdeutsche Landwirte seltener Zeitschriften als in den anderen Regionen.
Der Großteil der deutschen Landwirte fühlt sich über die gemeinsame Agrarpolitik relativ gut informiert. Dennoch zeigt sich weiterer Verbesserungsbedarf in der Informationsübermittlung der EU und der nationalen Stellen. Die Neuorientierung aufgrund des geplantem EU-Austritt der Briten bietet aktuell die Chance die Arbeitsweise der Europäischen Institutionen zu überdenken und vermehrt Klarheit über die Regelungen - auch im Rahmen der GAP - zu schaffen.