Austausch auf dem Bauerntag

Wie kann der Bauernverband Mitglieder (zurück)-gewinnen?

Auf dem Bauerntag 2025 gab es eine offene Diskussion zur Zukunft des Bauernverbandes – mit einigen klaren Botschaften der Mitglieder an den Vorstand.

Lesezeit: 4 Minuten

Nach mehr als einer Stunde mit Fragen, Antworten und Diskussionen kristallisierten sich eindeutige Arbeitspakete für den Deutschen Bauernverband (DBV) heraus. Die Mitglieder wünschen sich

  • mehr Transparenz zur Arbeit des Verbandes,

  • klare Haltung zu bestimmen Themen,

  • weitere Stärkung der Gemeinschaft

  • intensivere Kommunikation,

  • mehr Austauschmöglichkeiten – auch mit der „Zentrale“ in Berlin und

  • Stärkung des ländlichen Raums.

Diese Punkte listeten die DBV-Vorstandsmitglieder selbst auf. Das sind neben Präsident Joachim Rukwied (Baden-Württemberg), Günther Felßner (Bayern), Dr. Holger Hennies (Niedersachsen), Karsten Schmal (Hessen), Torsten Krawczyk (Sachsen) und Susanne Schulze Bockeloh (Westfalen-Lippe).

Sie hatten sich in dem sogenannten Fishbowl-Format den Fragen der Delegiert gestellt. Das heißt, jede Delegierte bzw. jeder Delegierte konnte auf die Bühne gehen und eine Frage stellen oder Anmerkung platzieren. Und diese Chance haben viele genutzt.

Kündiger zurückgewinnen

Zum Beispiel Bernhard Barkmann aus dem Emsland in Niedersachsen. Er beobachtet, dass sich seit 2019 viele Landwirte anderen Organisationen angeschlossen haben, beispielsweise „Land schafft Verbindung“ oder „Freie Bauern“. Gerade in WhatsApp-Gruppen gebe es deutliche Kritik am Bauernverband. „Wie können wir diese Berufskollegen wiedergewinnen?“, wollte er wissen.

„Wir brauchen die richtigen Botschaften im richtigen Format aus einer starken Gemeinschaft heraus“, sagte Günter Felßner, schränkte aber auch: Nicht jeden werde man zurückgewinnen. Dem schloss sich Karten Schmal an. Er betonte aber nochmal, wie wichtig eine gute sowie verständliche Kommunikation in die Mitgliedschaft ist.

Auch andere Delegierte beschäftige das Thema „Kündigung“. Ein Vertreter aus Bayern hat dazu festgestellt, dass ein zuvor ausgetretenes Mitglied immer dann wieder in den Bauernverband eintritt, wenn sich der Verband um lokal- oder regionalspezifische Themen kümmert. Er wünscht sich daher ausreichend Luft im Verband, um auch diese Themen aufzugreifen. Volle Unterstützung gab es dazu von Günter Felßner: „Der DBV kann nur der Dachverband sein, es braucht die Leute vor Ort.“

Junge Delegierte fragen

Auch viele jüngere Delegierte nutzten das Format, um Themen beim DBV-Vorstand zu platzieren. So wünscht sich beispielsweise ein Vertreter vom Bund der Deutschen Landjungend eine engere Anbindung an den DBV, auch für mehr Präsenz auf dem Bauerntag. Präsident Joachim Rukwied wies darauf hin, dass bereits Gespräche laufen.

Ein anderer Delegierter aus Niedersachsen verdeutlichte, dass für Junglandwirte die Mitgliedschaft im DBV nicht selbstverständlich sei. Aber der Verband durch gute Kommunikation zeigen könne, was er alles leistet – und damit überzeugen könne. Sein Appell: „Unbedingt dranbleiben – und eine WhatsApp-Gruppe alleine genügt nicht!“

Susanne Schulze Bockeloh unterstrich, wie wichtig dem Verband die Nachwuchsarbeit mit „DBVnext“ oder „GenZ“ sei. Ihre Erfahrung: Wer darüber den Bauernverband kennenlerne, könne sich später vielleicht auch für ehrenamtliche Arbeit begeistern.

Eine „neue CMA“?

Karl Werring, Bullenmäster aus Westfalen-Lippe und Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, fragte kritisch: „Warum bekommen wir als DBV eigentlich keine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit hin?“ Sein Vorschlag zur Finanzierung: 1 € pro Hektar.

Damit lockte er gleich mehrere Antwortgeber ans Mikrofon. Volle Unterstützung bekam er von Susanne Schulze Bockeloh. Doch sie sieht realistisch kaum eine Chance – weil viele der verschiedenen Aktivitäten schon seit Jahren laufen, die Verantwortlichen daran festhalten und sich das kaum zusammenbinden lasse.

Moderator und Pressesprecher Axel Finkenwirth wies darauf hin, dass der DBV sehr wohl gemeinsame Kampagnen zur Öffentlichkeitsarbeit fahre – beispielsweise mit Videos. DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken holte etwas weiter aus: Hinter dem Vorschlag stehe der Wunsch vieler, wieder eine Art „CMA“ aufzubauen. Doch Krüsken warnte: Das sei Kommunikation aus den 80er-Jahren, ein großer Kommunikator auf der Bühne sei heute nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr brauche es eine kleinteiligere und vielfältigere Kommunikation sowie Schwarmintelligenz.

Was für ein Verband ist der DBV?

Antonius Tillmann, WLV-Bezirksverbandsvorsitzender Ostwestfalen-Lippe, griff ein gesellschafts-politisches Thema auf. Er nimmt ein schwindendes Vertrauen in die Demokratie wahr und fragt: Was können wir tun, um die Mitglieder zu halten und die Demokratie zu stärken?

Torsten Krawczyk antwortete mit Verweis auf die demokratischen Prozesse innerhalb des Bauernverbandes: Die Mehrheitsbildung sei zwar manchmal ein langer Prozess, aber eben enorm wichtig für die Demokratie. Und Dr. Holger Hennies sagte klar: „Nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch Lösungsanbieter sein. Das ist der Schlüssel.“

Um die Ausrichtung des Bauernverbandes ging es Andreas Westermann, WLV-Kreisverbandsvorsitzender aus Warendorf. Er schätzt, dass ein Drittel der Mitglieder in seinen Kreis im Vollerwerb wirtschaften, ein Drittel im Nebenerwerb und ein Drittel seien Grundstücksbesitzer. „Was für ein Verband sind wir – ein Unternehmerverband oder ein Verband für den ländlichen Raum“, fragte er.

Joachim Rukwied antworte: „Im Kern sind wir ein Unternehmerverband, aber wir öffnen uns auch. Allerdings müssen wir dann aufpassen, dass es nicht zu Rivalitäten kommt.“

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