In Nordrhein-Westfalen sind 19 t Pferdefleisch aufgetaucht, die nicht als solches gekennzeichnet waren. Das hat das EU-Schnellwarnsytem gemeldet. Verantwortlich dafür soll eine niederländische Großschlachterei sein, die offenbar Teile ihrer Ware mit Pferdefleisch vermischt habe.
Das Agrarministerium aus NRW wies Presseberichten zufolge darauf hin, dass es um Lieferungen aus dem Jahr 2012 handele. Es gebe keine Hinweise, dass Produkte daraus noch im Handel seien, sagte eine Sprecherin. Das sei ein Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht. Laut "Neuer Osnabrücker Zeitung" sollen drei Verarbeitungsbetriebe in NRW von dem beschuldigten Hersteller beliefert worden sein.
Nachdem niederländische Behörden Ende Januar 690 t verdächtiges Fleisch beschlagnahmt hatten, wurde am 6. Februar bekannt, dass insgesamt sogar 28 000 t unter Verdacht stehen, mit Pferdefleisch vermischt worden zu sein. Das Schlachtunternehmen aus der Provinz Gelderland soll demnach zwei Jahre lang minderwertige Ware vertrieben haben.
Bilanz ein Jahr nach dem Pferdefleischskandal Zufall?
Erst am Donnerstag hatte die EU-Kommission ihren Erfolgsbericht über die Maßnahmen nach dem großen europäischen Pferdefleisch-Skandal aus dem Januar 2013 veröffentlicht. Ob den Beamten der neue Fall aus den Niederlanden da schon bekannt war, ist unklar. Zumindest wird er nicht erwähnt. Vielmehr erklärt die Brüsseler Behörde, man habe intensiv an der Klärung des Falls aus dem letzten Jahr gearbeitet und u.a. ein europäisches Netzwerk zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug geschaffen, um derartige Betrügereien künftig noch wirkungsvoller zu verhindern.
Und weiter heißt es: Die Kommission hat Vorschläge vorgelegt, um amtliche Kontrollen im Lebensmittelsektor zu stärken und für eine zentrale nationale Erfassung von Pferdepässen zur sorgen. In Arbeit sei etwa ein IT-Instrument zum schnelleren Informationsaustausch zwischen den EU-Staaten. Außerdem würden Lebensmittelinspektoren, Polizei-, Zoll- und Justizbeamte seit diesem Jahr speziell geschult.
Die EU-Kommission verweist außerdem auf ein Europäisches Netz zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug (Food Fraud Network, FFN), an dem die 28 nationalen Kontaktstellen für Lebensmittelbetrug der EU-Staaten, die Nicht-EU-Mitglieder Island, Norwegen und die Schweiz sowie Europol und die Europäische Kommission beteiligt sind. Das Netzwerk soll eine rasche und effiziente Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Verstößen gewährleisten.
Brüssel stellt in diesem Zusammenhang noch einmal klar, dass die strengen Anforderungen des EU-Lebensmittel- und Futtermittelrechts für alle Lebensmittelunternehmer, also Verarbietungsbetriebe, Groß- und Einzelhändler gelten. Die EU-Staaten seien für die ordnungsgemäße Durchsetzung der EU-Bestimmungen zuständig. Sie müssten dafür Kontrollsysteme einrichten, einschließlich Inspektionsprogrammen bei Lebensmittelunternehmern.
top agrar meint:Die Kommission sagt in ihrer Bilanz nichts zu den Verantwortlichen des letzten Skandals, zu möglichen Schlupflöchern sowie zum aktuellen Fall. Der fade Beigeschmack bleibt, dass es Betrügern auch künftig möglich sein könnte, im Lebensmittelbereich zu panschen. Lobenswert wäre es dagegen, sollte das neue Schnellwarnsystem wirklich den aktuellen Fall entlarvt haben; oder hat es nur reagiert?
vgl. aktuell:
Pferdefleischskandal 2014 steht vor der Tür (7.2.2014)