Verbraucher und Landwirte müssen sich in Zukunft noch stärker auf schwankende Preise für Lebensmittel einstellen als bisher. Das machte der frühere Agrarkommissar Dr. Franz Fischler am vergangenen Freitag bei seiner Rede anlässlich der 150-Jahr Feier des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) in Münster deutlich.
Der Übergang vom Industriezeitalter in die Epoche der Globalisierung wirke sich vor allem auf die Nahrungsmittelproduktion aus. Die Folgen des Klimawandels und die steigende Weltbevölkerung verstärkt durch spekulative Übertreibungen können „die Agrarmärkte zeitweilig kollabieren lassen“, befürchtet der Österreicher. „Selbst kleine Banken engagieren sich jetzt auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten in unserem Sektor. Diese Derivate-Zockerei hat sich in den vergangenen Jahren verzwanzigfacht.“ Das habe mit sinnvoller Preisabsicherung an landwirtschaftlichen Warenterminbörsen nichts mehr zu tun, stellt der frühere Agrarkommissar fest. Leider wisse die EU nicht, wie sie diese Entwicklung stoppen könne und laufe ihr nur hinterher.
Fischler gab „fünf Hinweise“, wie die Landwirte den weltweiten Herausforderungen der Zukunft gerecht werden können:
- Die Landwirtschaft brauche Innovationen und Investitionen, um Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit permanent zu verbessern.
- Die Produktion müsse nachhaltig intensiviert werden, weil die weltweit nutzbare Agrarfläche nur noch sehr begrenzt vergrößert werden könne.
- Eine vielfältig aufgestellte Landwirtschaft sei auch in Zukunft wichtig, weil die Diversifizierung ein Schutz gegen Preiskrisen sei.
- Es müsse wieder stärker in weitgehend geschlossenen Kreisläufen gewirtschaftet werden, um die Nachhaltigkeit der Produktion zu sichern.
- Die Landwirte müssten die Kommunikation mit den Konsumenten verstärken, damit diese besser verstünden, wie die moderne Landwirtschaft funktioniere.