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Das verdienten die Höfe

Wirtschaftsergebnis 2019/20 der Agrarbetriebe nur durch Veredlung stabil

Die Stimmung bei den Bauern ist gedrückt, es sind viele Dinge, die zusammenkommen und die Betriebe belasten. Die Landwirtschaftskammern haben nun die Wirtschaftsergebnisse ausgewertet.

Lesezeit: 7 Minuten

Das Wirtschaftsergebnis der bundesdeutschen Landwirtschaft hat sich im Geschäftsjahr 2019/20 unter dem Strich allein wegen des damaligen Exportbooms bei Schweinefleisch stabilisiert. Das berichtete der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) mit Verweis auf eine erste Auswertung von Buchführungsdaten.

Durch die auch im Sommer 2019 herrschende Trockenheit seien erneut unterdurchschnittliche Ernten eingefahren worden. In Verbindung mit rückläufigen Preisen auf dem Getreidesektor sowie für Milch und Rindfleisch seien die Unternehmensergebnisse der Ackerbau- und Futterbaubetriebe im Vergleich zum Wirtschaftsjahr gesunken.

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Nach Angaben des VLK zeigen die Ergebnisse der im Rahmen des Testbetriebsnetzes des Bundeslandwirtschaftsministeriums ausgewerteten Haupterwerbsbetriebe für 2019/20, dass ein Drittel der Agrarbetriebe 30.000 € und weniger Gewinn erwirtschaftete. Rund 10 % der Betriebe hätten sogar Verluste hinnehmen müssen. Davon seien vor allem Milchviehhaltungen betroffen gewesen.

Neben der finanziellen Anspannung hätten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr das verschärfte Fachrecht, steigende Bodenpreise und ein höherer Bürokratieaufwand die Existenzsorgen der Landwirte verstärkt.

Den Kammern zufolge ist die Stimmung in der Branche angesichts der aktuell „dramatischen“ Situation insgesamt gedrückt. Beispielsweise sei die Situation für Schweinehalter hochgradig angespannt. Wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) seien wichtige Exportmärkte für Schweinefleisch weggebrochen und die Preise auf einem Rekordtief. Außerdem hätten wegen der Corona-Pandemie immer wieder Schlachtstätten vorrübergehend geschlossen werden müssen.

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Ackerbau, Milch- und Schweinehaltung,Ökolandbau

Extreme Hitzewellen sorgten erneut für unterdurchschnittliche Ernte

Auch im Erntejahr 2019 war der Niederschlag limitierender Wachstumsfaktor der Feldfrüchte. Somit lagen die Erträge bei Getreide erneut unter dem langjährigen Mittel. Besser als im Vorjahr war die Getreideernte im norddeutschen Raum; allerdings immer noch unter dem fünfjährigen Durchschnitt.

Im Durchschnitt aller Getreidearten (ohne Körnermais) betrug der Hektarertrag in den Ländern mit einer Landwirtschaftskammer zwischen 62 dt/ha (Saarland) und 80 dt/ha (Schleswig-Holstein). Raps konnte die enttäuschende Vorjahresernte mit Hektarerträgen zwischen 34 dt (Rheinland-Pfalz) und 36 dt (Schleswig-Holstein) überbieten.

Die Zuckerrüben profitierten von den im September einsetzenden Niederschlägen und so wurden zwischen 710 dt/ha (Schleswig-Holstein) und 775 dt/ha (Nordrhein-Westfalen) gerodet. Dabei erwies sich der Zuckergehalt der Rüben als leicht unterdurchschnittlich. Den Kartoffeln setzten die widrigen Witterungsbedingungen ebenfalls zu.

Das Ertragspotential konnte meist nur mit hohem Beregnungsaufwand voll ausgeschöpft werden. Bedingt durch regionale Gegebenheiten und vielerorts fehlende Beregnungsmöglichkeiten ergab die Ernte eine breite Spannweite zwischen 317 dt/ha (Rheinland-Pfalz) und 462 dt/ha (Nordrhein-Westfalen).

Grundfuttermangel in Grünlandregionen

Die unzureichenden Niederschläge haben die Betriebe vielerorts vor ernsthafte Grundfutterprobleme gestellt. Nur der erste Schnitt von Grünland- und Ackerfutterflächen konnte noch befriedigen. Wegen fehlender Futterreserven aus dem Vorjahr verschärfte sich die Grundfutterproblematik in den rindviehhaltenden Betrieben.

Preise für Marktfrüchte wieder auf dem Sinkflug

Die USA und Australien hatten im vergangenen Kalenderjahr zwar nur eine schwache Weizenernte. Trotzdem blieb die Exportnachfrage zurückhaltend. Die bundesdeutsche Getreideernte lag um knapp 15 % höher als 2018.

Die Marktnotierungen für Getreide sanken um circa 10 %. Der Rapsmarkt tendierte im Vergleich zum Vorjahr positiv. Das niedrige Rapsangebot führte regional zu Preissteigerungen in einer Spanne zwischen 2 % und 7 % über dem Vorjahr.

Die Kartoffelpreise konnten sich nicht auf dem Niveau des Rekordjahres 2018 halten. So brachen zum Beispiel im Bundesland Niedersachsen, wo 60 % der bundesdeutschen Kartoffeln angebaut werden, die Preise um 21 % ein.

Auch die Milchpreise gaben nach

Die stagnierende Nachfrage nach Milchprodukten ließ den Durchschnittspreis unter das Vorjahresniveau sinken. Damit ergaben sich zumeist um etwa 3 % niedrigere Preise als im Vorjahr. So erlösten die Milcherzeuger absolute Vergütungen zwischen 33 Cent (Niedersachsen) und 35 Cent (Rheinland-Pfalz) je Kilogramm Milch.

Notierungen für Rindfleisch ebenfalls rückläufig

Das relativ große Angebot wirkte sich auf die Preise der Jungbullen aus, die das Niveau der Vorjahre nicht halten konnten. Auch die Färsen- und Kälberpreise standen im zurückliegenden Wirtschaftsjahr unter Druck. So müssen die Rindermäster Umsatzrückgänge um bis zu 4 % hinnehmen. Für ein schlachtreifes Mastrind erhielten die Erzeuger zwischen 1.000 € und 1.300 €.

Zwischenhoch im Preisniveau für Schlachtschweine

Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr hat der ohnehin hoch volatile Schweinemarkt einen weiteren Peak gesetzt. Im Veredlungssegment wurde ein Preisniveau wie zuletzt vor 18 Jahren möglich. Seit März 2019 waren die Preise für Schlachtschweine deutlich gestiegen.

Nach dem Ausbruch der Schweinepest in Fernost musste vor allem China viel Schweinefleisch importieren, um seinen Bedarf zu decken. Durch den deutschen Exportboom durchbrach der Preis im November 2019 die 2-Euro-Marke. Im Durchschnitt des abgeschlossenen Wirtschaftsjahres legten bei den Testbetrieben die Erlöse je Mastschwein zumeist um knapp 25 % zu. In den Zentren der Schweinehaltung, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, erzielten die Mäster Tiererlöse von 175 €.

Ferkelpreise zeitweise mit zweistelligem Zuwachs

Zeitgleich mit dem Schlachtschweinemarkt zogen auch die Preise für Ferkel an. Zur Jahreswende 2020 wurden je Ferkel bis zu 30 € über dem Durchschnitt des Vorjahres gezahlt. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr ergab sich eine Steigerung der Ferkelpreise von 42 % für Nordrhein-Westfalen und 45 % für Niedersachsen. Für diese beiden Bundesländer wurden Ferkelpreise von 60 € netto erzielt.

Unternehmensergebnisse im Ackerbau sanken

Nach den jetzt vorliegenden Auswertungen gaben die Unternehmensergebnisse im Ackerbau überwiegend nach. Die Spanne reicht von minus 1 % in Rheinland-Pfalz bis zu minus 19 % im Saarland. Damit erzielten die Ackerbauern im Saarland einen Gewinn von nur 47.000 €, während die Berufskollegen in Niedersachsen aufgrund ihrer strukturellen Vorteile 77.000 € erwirtschafteten.

Das sind Ergebnisse, die die Vergütung der eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital (sogenannte Nettorentabilität) nicht vollends ermöglichen. Per Saldo ergibt sich im Ackerbau eine Faktorvergütung zwischen knapp 58 % und 95 %.

Für intensive Marktfruchtbetriebe, die einen hohen Anteil von Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben in der Fruchtfolge führen, stellte sich die Wertschöpfung besser dar als bei extensiven Marktfruchtbetrieben, deren Produktion durch Getreide und Raps gekennzeichnet ist.

Gegen den Trend steuerten allerdings die Länder Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Dort lag das Vorjahresniveau 2018/19 bei 19.000 € Gewinn in Schleswig-Holstein und 57.000 € in Nordrhein-Westfalen. Der Anstieg in diesen beiden Bundesländern im Betrachtungszeitraum reicht nicht aus, um Betriebe nachhaltig sichern zu können.

Futterbaubetriebe mit Umsatzrückgängen und hohen Futterkosten

Gesunkene Milchpreise und geringe Erlöse aus der Altkuh- und Rindfleischvermarktung sowie hohe Futterkosten belasteten die Wirtschaftlichkeit der Futterbaubetriebe. So gaben die Unternehmensergebnisse gegenüber dem Vorjahr nach. Die Spanne reicht von minus 1 % im Saarland bis zu minus 8 % in Nordrhein-Westfalen. Erreicht wurden Gewinne zwischen 47.000 € in Nordrhein-Westfalen und 66.000 € im Saarland. Die damit verbundene Nettorentabilität der Betriebe lag, wie schon im Vorjahr, weit unter dem Soll.

Schweinehaltung boomte

Gute Exportmöglichkeiten für Schweinefleisch führten im Wirtschaftsjahr 2019/20 zu höheren Preisen und hohen Betriebsergebnissen für Schweinehalter. Aktuell hat sich die Lage umgekehrt, denn mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest sind wichtige Exportmärkte weggebrochen und die Preise auf einem Rekordtief. Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie müssen zudem immer wieder Schlachtstätten vorübergehend geschlossen werden.

Die Situation für Schweinehalter ist hochgradig angespannt. Betrachtet wird nachfolgend das zurückliegende Wirtschaftsjahr: Nach einer großen Durststrecke hatte sich das Blatt für die Schweinehalter im abgeschlossenen Wirtschaftsjahr gewendet. Sie konnten ihre Gewinne mehr als verdoppeln und waren damit wieder in der Lage, Kredite zu tilgen beziehungsweise Rücklagen aufzubauen.

In den Zentren der Schweinehaltung wurden Unternehmensergebnisse von 110.000 € in Nordrhein-Westfalen und 114.000 € in Niedersachsen erreicht. Erwartungsgemäß legten auch die Werte der Nettorentabilität in kaum gekanntem Umfang zu. In Nordrhein-Westfalen wurden 142 % und in Niedersachsen 127 % erzielt.

Ökolandbau rangiert gleichauf

Die Ökobetriebe konnten ihren Gewinn im Schnitt aller Länder um 7 % verbessern. Der Gewinn in Höhe von 59.000 € hat aber nicht das Niveau der konventionell wirtschaftenden Höfe erreicht. Durch ihre besondere Betriebsstruktur erreichten sie aber eine höhere Faktorentlohnung, nämlich 89 %. Spezialisierte Marktfruchtbetriebe mussten einen deutlichen Rückgang des Betriebsergebnisses hinnehmen. Zulegen konnten die Ökobetriebe demgegenüber im Milchbereich. Dies brachte ihnen den oben genannten Gewinnzuwachs.

Insgesamt gedrückte Stimmung

Die Ergebnisse der im Rahmen des Testbetriebsnetzes des Bundeslandwirtschaftsministeriums ausgewerteten Haupterwerbsbetriebe zeigen für das Wirtschaftsjahr 2019/20, dass ein Drittel der Betriebe 30.000 € und weniger Gewinn erwirtschafteten. Circa 10 %, ein Großteil davon aus der Milchviehhaltung, lagen sogar in der Verlustzone. Neben der finanziellen Anspannung verstärkten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr das verschärfte Fachrecht, steigende Bodenpreise und ein höherer Bürokratieaufwand die existentiellen Sorgen in der Landwirtschaft.

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