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Wolfsmanagement: Lemke will Abschüsse nicht erleichtern

Während Weidetierhalter und Landnutzer ein effektives Bestandsmanagement beim Wolf fordern, setzt Bundesumweltministerin Lemke unbeirrt auf Herdenschutz. Kein gutes Zeichen für die „Dialogreihe Wolf“.

Lesezeit: 5 Minuten

Morgen findet der erste Teil der „Dialogreihe Wolf“ des Bundesumweltministeriums zum weiteren Umgang mit dem Beutegreifer statt. Weidetierhalter sollten ihre Erwartungen aber nicht zu hoch hängen, denn die Fronten zwischen BMUV und Landnutzern bleiben ziemlich undurchdringlich.

Schon beim Wolfsgipfel, den der Deutsche Bauernverband (DBV) im April mit anderen Verbänden organisierte, hatte das Umweltressort mit eher fadenscheinigen Begründungen auf eine Teilnahme verzichtet. Heute stellte der Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Helmut Dammann-Tamke, verärgert fest, dass die Jäger nicht offiziell zur Dialogreihe des Ministeriums eingeladen worden sind.

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Dammann-Tamke: Jäger waren nicht eingeladen

Für Dammann-Tamke zeugt das klar vom Desinteresse des Umweltressorts an einem Bestandsmanagement des Wolfs. Schließlich wären die Jäger diejenigen, die eine Regulierung in der Praxis durchführen müssten.

Der Leiter Umweltpolitik beim Bauernverband, Steffen Pingen, stellte seinerseits fest, dass lediglich das Monitoring auf der morgigen Agenda des BMUV steht, während Bestandsmanagement offenbar keinen Platz im Programm gefunden hat. Aus Pingens Sicht passt das Wort Dialog aber nicht so ganz, wenn wichtige Themen von vornherein ausgeschlossen werden.

Krüsken: Bundespolitik darf nicht auf Zeit spielen

Für den Bauernverband wie auch die Jäger steht jedenfalls fest: Ohne Bestandsregulierung und eine Änderung des Schutzstatus für den Wolf kommt man nicht weiter. Die Bundespolitik müsse aufhören, auf Zeit zu spielen und auch endlich einsehen, dass die Koexistenz von Weidetier und Wolf allein mit Herdenschutzmaßnahmen gescheitert sei, forderte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Er wünscht sich, dass die Bundesregierung endlich den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs feststellt und Zielgrößen und Gebietskulissen für den Räuber definiert.

Firnhaber: Verlieren das Wettrüsten beim Herdenschutz

Auch Sabine Firnhaber, Vizepräsidentin des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Vorstandsmitglied des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern, mahnt: „Wer immer noch denkt, dass mehr Zäune und Herdenschutzhunde das Problem lösen werden, verkennt die Not der Weidetierhalter und vieler Bürger im ländlichen Raum.“ In Frankreich werden ihr zufolge bereits tonnenschwere Mastbullen auf der Koppel gerissen.

Laut Firnhaber findet aktuell ein Wettrüsten zwischen Herdenschutz und Wolf statt, das von den klugen Wölfen aber immer wieder unterlaufen wird. Neue Forderungen von einer 24/7-Behirtung werden deshalb nach ihrer Überzeugung nicht ausreichen, um Wölfe dauerhaft fernzuhalten.“

Schellenberger: Wölfe werden Kulturfolger

Die Vizepräsidentin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Anett Schellenberger, meint: „Die Zunahme von Rissen bei Pferden jeder Größe und Alters zeigt, dass sich Wölfe in der Kulturlandschaft perfekt angepasst haben und zum Kulturfolger werden.“ Nach Schellenbergers Auffassung kann für eine Entnahme nicht erst gewartet werden, dass Tiere mehrfach an einer Koppel übergriffig werden. Dadurch lernen Wölfe, dass ihnen an dieser Koppel nichts passiert und kommen wieder.

Laut der FN-Vizepräsidentin ist zudem bei Pferden bis heute ungeklärt, bis zu welcher Preishöhe beispielsweise ein teures Zuchtpferd mit Billigkeitsleistungen entschädigt werden kann. Solche Schäden können ihr zufolge schnell in den „hohen fünfstelligen Bereich“ gehen, vom emotionalen Schaden beim Verlust eines solchen Tieren nicht zu reden.

Aktives Bestandsmanagement nötig

Die Landnutzer- und Weidetierhalterverbände bekräftigten deshalb ihre Forderungen für ein aktives Bestandsmanagement. „Ein regionalisiertes Bestandsmanagement hat auch nicht zur Folge, dass die Tierart Wolf in Deutschland ausgerottet wird“, betonte Dammann-Tamke. Vielmehr sei es als Instrument zu verstehen, den Bestand zu lenken und zu erhalten – so wie es bei anderen Wildtieren auch gehandhabt wird. Er erinnerte die Bundesregierung daran, dass diese selbst in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hatte, ein Bestandsmanagement einzuführen. Das gehe aber nur mit einer Änderung des Schutzstatus für den Wolf im Anhang der FFH-Richtlinie.

Dammann-Tamke ist allerdings skeptisch, ob das von Bundesumweltministerin Steffi Lemke mit der nötigen Energie vorangetrieben wird. Sie hatte sich schließlich in Reaktion auf einen solchen Vorstoß des Europäischen Parlaments zusammen mit zehn anderen Umweltministern der EU gegen eine Absenkung des Schutzstatus für den Wolf ausgesprochen.

Lemke: Herdenschutz ist der Schlüssel

Auch im Vorfeld der morgigen Veranstaltung legte sich die grüne Ministerin heute nochmals fest: Nach ihrer Überzeugung kann Herdenschutz Nutztiere effektiv vor Übergriffen durch Wölfe schützen. Hier liegt für Lemke einer der Schlüssel zu einer Koexistenz von Weidetierhaltung und Wolf. Sie wies zudem darauf hin, dass Abschüsse von Wölfen nach wiederholten Übergriffen auf geschützte Nutztiere bereits heute möglich sind. Diese Möglichkeit sollte in Zukunft verstärkt genutzt werden.

Bilger: Nichts wird sich ändern

Angesichts solcher Äußerungen geht der stellvertretende Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, Steffen Bilger, davon aus, dass das Bundesumweltministerium keinen echten Dialog aller Beteiligten und Betroffenen plant, sondern sich mit einem Feigenblatt schmückt. Die in vielen Regionen Deutschlands auftretenden Probleme mit der wachsenden Wolfspopulation würden von Frau Lemke indes schlichtweg ignoriert. Auch seien Abgeordnete der Opposition erst gar nicht eingeladen worden. „Am laxen Umgang mit dem Wolf wird sich unter dieser Bundesregierung nichts ändern“, prophezeit Bilger.

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