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Landfrauenstudie

Zahl der Hofbesitzerinnen seit 30 Jahren unverändert

Der Ernährungsausschuss hat am Montag eine Studie zur Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben vorgestellt.

Lesezeit: 5 Minuten

Wie sieht es aus mit Frauen in der Landwirtschaft? Wie viele von ihnen leiten einen Hof? Werden sie genauso berücksichtigt wie männliche Familienmitglieder? Wie zufrieden sind Frauen auf dem Land, und wie geht es ihnen gesundheitlich?

Diese Fragen hat der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft am Montag in einem öffentlichen Fachgespräch anhand der Ergebnisse der Studie „Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland“ diskutiert.

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Wissenschaftlerinnen des Braunschweiger Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und des Lehrstuhls für Soziologie Ländlicher Räume der Universität Göttingen hatten im Auftrag des Bundesagrarministeriums von 2019 bis 2022 Daten zusammengetragen, Landfrauen befragt und ihre Ergebnisse im vergangenen September präsentiert.

Trotz der hohen Arbeitsbelastung und oftmals fehlender Planungssicherheit habe die Studie eine hohe Lebenszufriedenheit bei den rund 7.000 befragten Frauen herausgefunden, fasst der Pressedienst des Bundestages die Präsentation zusammen. Als Gründe dafür werden die Arbeit auf dem eigenen Hof, das Aufwachsen der Kinder, die ländliche Wohnlage sowie der Umgang mit Tieren und Natur genannt.

Allerdings täusche das nicht über die oftmals schwierige wirtschaftliche Lage vieler in der Landwirtschaft tätiger Frauen hinweg. 90 % der landwirtschaftlichen Betriebe würden von Männern geführt, nur 11 % der Flächen und Gebäude sei im Besitz von Frauen. Diese Zahlen seien seit 30 Jahren nahezu unverändert, heißt es in der Studie.

Frauen über Testament oft benachteiligt

Auch die derzeitige Konzeption der Altersvorsorge könne bei Scheidung oder dem Tod des Ehepartners ein Armutsrisiko werden. Die Rente der Landwirtschaftlichen Rentenkasse sei als Teilkassenleistung konstruiert, Frauen und Männer müssten ihre Alterssicherung aus mehreren Bausteinen zusammenstellen. Da Frauen in Testamenten und über Verträge deutlich seltener abgesichert seien als Männer, sei die Altersarmut bei Frauen in der Landwirtschaft höher, schreiben die Autorinnen in der Studie.

21 % der Frauen Burnout-gefährdet

Ebenfalls Handlungsbedarf werde in einer verbesserten Gesundheitsvorsorge gesehen. „Die Studie hat neben weiteren gesundheitlichen Aspekten gezeigt, dass 21,4 % der befragten Frauen als Burnout-gefährdet gelten“, sagte Zazie von Davier, Projektleiterin der Studie und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Johann Heinrich von Thünen-Institut, Braunschweig.

Vor allem die vielfältigen Rollenerwartungen brächten Gefahren der Überbelastung mit sich. „Das Thema muss gerade auch im Berufsstand raus aus der Tabu-Zone, damit sich betroffene Frauen nicht scheuen, Hilfe von außen zu fordern und anzunehmen“, sagte von Davier.

Neben der Arbeit im Betrieb führten bei den Frauen auch Familienarbeit und ehrenamtliche Aufgaben - 60 % der Befragten gaben an, ein ehrenamtliche Arbeit zu leisten - zu einer Mehrfachbelastung. Bei durchschnittlich elf Tagen Urlaub pro Jahr seien die Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben stark gefordert.

Mentoring-Programme erforderlich

Das bestätigte Hanka Mittelstädt, Geschäftsführerin der Ucker-Ei GmbH, Brandenburg. Sie führt zusammen mit ihrem Bruder das mittelständische Familienunternehmen und plädierte für Mentoring-Programme für Existenzgründerinnen. Solche Maßnahmen müssten an den Berufsschulen und den Hochschulen angeboten werden.

Außerdem sei entscheidend, dass Förderprogramme und Bankkredite in Deutschland eine oftmals zu enge Altersbegrenzung hätten. „Die meisten dieser Programme wenden sich direkt an Jungunternehmerinnen oder Menschen unter 40 Jahren, was aber zu eng gefasst ist“, sagte Mittelstädt. In anderen Ländern wie beispielsweise Irland seien solche Altersbegrenzungen gerade aufgehoben worden. Der Bund sei bei dieser Frage in der Verantwortung.

Auch Juliane Vees, Erste Vizepräsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, stellte Forderungen an den Bund. Etliche Punkte der Studie könnten nur durch gesetzgeberische Änderungen erreicht werden. Das beginne bei der Änderung des Agrarstatistikgesetzes, wodurch eine bessere Sichtbarkeit von Besitzverhältnissen in der Landwirtschaft geschaffen würde. Bislang werde dort nicht dokumentiert, welche Aufgaben in welchem Umfang Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben leisteten.

Schlechte Absicherung weiterhin großes Problem

Auch bei der Sozial- und Altersabsicherung müsse es mehr Ansprache und bessere Planung geben, sagte Vees. 31 % der Befragten hätten angegeben, sie fühlten sich nicht ausreichend abgesichert, und 26 % konnten überhaupt keine Angaben dazu machen. „Das sind Zahlen, die unseren Verband schockiert haben“, so Vees. Das müsse sich ändern, man sei dazu bereits mit dem Deutschen Bauernverband in Kontakt getreten, aber „das ist auch ein Thema für die Politik“, sagte Vees.

Janna Luisa Pieper, Leitende Mitarbeiterin an der Studie und Doktorandin am Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume an der Georg-August-Universität Göttingen, verwies auf Bildungseinrichtungen, die sich den Fragen der Altersversorgung im ländlichen Bereich stärker annehmen müssten.

Traditionelle Rollenverständnisse in der Landwirtschaft behindern

Die oftmals prekäre soziale Situation der Frauen in der Landwirtschaft sei auch durch „traditionelle Rollenverständnisse in der Landwirtschaft“ bedingt, die Frauen ausbremsten, sagte Pieper. Frauen erbten in seltenen Fällen den Hof, Existenzgründungen seien in der Landwirtschaft nur sehr schwer umsetzbar, da kapitalintensiv.

Erwerbstätige Frauen in der Landwirtschaft seien oftmals schlechter als ihre männlichen Mitstreiter abgesichert. Ziel einer zukunftsgerichteten Landwirtschaftspolitik solle deshalb sein, Lebens- und Verwirklichungschancen von Mädchen und Frauen auf den Höfen zu verbessern. Dazu gehöre es, die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit, Familie, Pflege und Ehrenamt für Frauen in der Landwirtschaft zu erhöhen.

Um das zu gewährleisten, sei eine verbesserte öffentliche Infrastruktur notwendig. Wohnortnahe Grundversorgung im ländlichen Raum müsse erhalten und ausgebaut werden, und schließlich müsse das Betriebshilfenetzwerk weiter gestärkt werden.

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