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ZDF-WISO: CMS in Bio-Lebensmitteln ist Gentechnik

Gemüse mit Zellfusions-Hybriden (CMS) findet sich in allen deutschen Biosupermärkten. Ein Skandal, meint das ZDF-Magazin WISO, es handele sich dabei um klassische Gentechnik, die nicht gekennzeichnet ist. CMS ist legal und keine Gentechnik, kontert die Biobranche.

Lesezeit: 3 Minuten

17 von insgesamt 37 Biogemüse-Proben sind gentechnisch verändert. Das berichtete das ZDF-Magazin WISO am Montagabend über seine Stichproben bei großen Bioketten und entlarvte nach eigener Aussage einen neuen Skandal.


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Gemeint ist allerdings die von der EU zugelassene Zellfusion der „Cytoplasmatischen Männlichen Sterilität“ (CMS). Diese Eigenschaft beeinflusst die Fortpflanzung und kommt bei einigen Pflanzen wie der Sonnenblume natürlich vor. Auf andere Pflanzen z.B. Kohlsorten übertragen lässt sich damit die Züchtung besser steuern, gleichzeitig steigen die Erträge, weil sich die Pflanzen nicht mehr selbst bestäuben. Konkret werden dabei die entsprechenden CMS-Eigenschaften der Sonnenblumen-DNA mittels chemischer Hilfsmittel und Laser in die Zellkerne von Blumenkohl, Chicorée oder Brokkoli eingefügt. Diese Vermischung ist aber auch auf natürlichem Wege möglich, weshalb man hierbei nicht von "gentechnischer Veränderung" spricht.


Laut WISO handelt es sich dennoch um nicht gekennzeichnete Gentechnik. Beim frischen Brokkoli waren etwa 60 % und beim Chicorée 40 % der Proben CMS-positiv. Auch im Tiefkühlgemüse wurden die Autoren fündig. Das Biogemüse stammte aus verschiedenen Filialen der Biomärkte Alnatura, denn´s, Basic, BioCompany und tegut, die allesamt Gentechnik strikt ablehnen und die Freiheit ihrer Produkte garantieren, erklärt WISO.


Auch in einer Probe des Demeter-Tiefkühlblumenkohls der Marke „Natural Cool Blumenkohl“ habe das Labor fremde DNA gefunden. Demeter reagierte sofort und erklärte, man lehne die Zellfusionstechnik ab. Es sei schlicht ein Fehler passiert. „Wir haben sofort die Ware vom Markt genommen. Sie ist nicht mehr verfügbar. Und wir haben die Kontrollen auf allen Betrieben intensiviert.“ Auch alle anderen Märkte äußerten sich kritisch zu CMS-Hybriden.

 

Wie ein Pflanzenzüchter in der Sendung erklärte, würde er auch gerne CMS-freie Pflanzen anbieten, allerdings gebe es auf dem deutschen Markt nicht genügend Saatgut. Dem widerspricht ein Biobauer. Der Verdacht liegt daher nahe, dass das Thema die Verbände und den Biohandel bislang wenig interessiert, schließlich liegen ja auch keine Gesetzesverstöße vor.

Der Handel wiederum könne laut einer Branchenvertreterin nicht kennzeichnen, da die Händler nicht wüssten, um welche Pflanzen es sich handele, daher seien die Landwirte für die Deklaration "CMS-Hybride" zuständig.


BÖLW: CMS ist legal


Nach der EU-Freisetzungsrichtlinie zählt die Zellfusion zwar zur Gentechnik, für CMS-Hybride formuliert die Richtlinie allerdings eine Ausnahme. Daher dürfen konventionelle Landwirte, aber auch Biobauern, die nach EU-Standard produzieren, CMS-Hybride anbauen und vermarkten. Die deutschen Bioverbände wie Demeter und Bioland lehnen CMS-Hybride jedoch strikt ab.


Von einer bewussten Falschmeldung des ZDFs spricht unterdessen der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Im Ökolandbau wird keine Gentechnik eingesetzt. Die Behauptung des ZDF, CMS-Sorten seien Gentechnik, ist falsch", so Verbandsvorsitzender Felix Prinz zu Löwenstein. "Die von WISO getesteten Waren aus CMS-Sorten fallen eindeutig nicht unter das Gentechnikrecht." Wird die Zellfusionstechnik bei nahe verwandten Pflanzen eingesetzt, sei sie nicht der Gentechnik zuzurechnen, da eine Übertragung der entsprechenden Eigenschaften auch auf natürlichem Wege möglich wäre.



Löwenstein betont aber auch, dass die kritische Auseinandersetzung der BÖLW-Verbände über den Ausschluss von Gentechnik hinausgehe. Weil bei einem solchen Züchtungsverfahren die Integrität der Zelle verletzt wird, hätten die Anbauverbände des Ökologischen Landbaus in Deutschland deshalb den Einsatz von CMS-Sorten bereits vor Jahren in ihren Richtlinien verboten. "Die Öko-Verbände wollen langfristig die Verfügbarkeit von Sorten absichern, die ohne kritische Züchtungsverfahren erzeugt wurden und die den besonderen Anforderungen der ökologischen Wirtschaftsweise gerecht werden", sagt Löwenstein. (ad)


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