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Zollstreit: Deutsche Wirtschaft fordert mehr Selbstversorgung bei Ölsaaten

Die verarbeitende Industrie schlägt Alarm: Sollte der Zollstreit weitergehen, wären drastische Folgen für die Versorgung mit Ölsaaten und -schroten möglich. Gefordert wird mehr Eigenversorgung.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Zollstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt hat seit Anfang April für eine Achterbahnfahrt an den Börsen gesorgt. Das könnte aber nur ein Vorgeschmack gewesen sein für das, was auf den internationalen Handel - gerade auch den Agrarhandel - in den nächsten Jahren zukommt. Vor diesem Hintergrund plädieren der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland und die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) für eine Stärkung des heimischen Ölsaaten-Anbaus und des EU-Binnenmarktes am besten über eine gemeinsame "Ölpflanzen-Strategie".

Zollstreit gefährdet Versorgung und Wertschöpfung

Aktuell werden rund 3 Mio. t und damit etwa die Hälfte der in die EU importierten US-Sojabohnen in Deutschland verarbeitet. Zölle auf diesen Rohstoff hätten daher unmittelbar massive wirtschaftliche Auswirkungen auf die heimischen Verarbeiter, verdeutlicht OVID-Präsidentin Jaana Kleinschmit von Lengefeld.

Ihr zufolge gäbe es auch keine guten Alternativen, sollten wechselseitige Zölle zwischen der EU und den USA wirksam werden. Damit würde der südamerikanische Markt von Käufern überlaufen, was absehbar mit Engpässen und Preissteigerungen im Einkauf verbunden wäre. Ein möglicher Effekt wäre auch, dass aus den USA nur noch verarbeitetes Sojaöl käme, ohne das mindestens genauso wertvolle Eiweißschrot. Kleinschmit von Lengefeld befürchtet in diesem Fall nicht nur wirtschaftliche Probleme für die deutschen Ölsaatenverarbeiter bis hin zu Zwangsstilllegungen, sondern auch für die heimische Versorgung mit Öl und Schroten.

Künstliche Verteuerung durch Tarife

Die würden dann knapper und teurer, wobei es sich nach Darstellung der OVID-Präsidentin um eine künstliche Verteuerung handeln würde, da der Markt ohne den Zolleingriff eigentlich ausreichend versorgt wäre. Die Diskussion ist nicht theoretisch, denn trotz eines aktuellen Moratoriums drohen ab 1. Dezember 25 % EU-Zoll auf importierte Sojabohnen aus den USA. Der Zollkonflikt zwischen den USA und Kanada hat zudem bereits zu einem Preisdruck auf deutsche Rapssaaten geführt.

Laut dem DBV-Vizepräsidenten und UFOP-Vorsitzenden Torsten Krawczyk wäre eine Fortsetzung des Tarifstreits keine gute Entwicklung für die EU-Landwirte. Die stünden schon unter Druck durch den Handelskonflikt mit Russland, der beispielsweise die Produktionskosten etwa durch Düngerverknappung in die Höhe getrieben habe. Komme noch ein Streit mit dem wichtigen Handelspartner USA hinzu, stecken die deutschen Bauern nach Krawczyks Einschätzung quasi in einer doppelten Klemme. Hinzu kämen die wachsenden Unsicherheiten, was die Versorgung des deutschen und europäischen Marktes angehe.

Selbstversorgung stärken, Handel aufrechterhalten

Um dem etwas entgegenzusetzen, plädiert die UFOP mit der „10+10“-Strategie für einen wachsenden Anbau von blühenden Ölpflanzen und Körnerleguminosen. Gemeint ist, einen Fruchtfolgeanteil von 10 % Ölsaaten und 10 % einheimischer Leguminosen anzustreben. Das stärke die Resilienz der Landwirtschaft, steigere die Selbstversorgung mit Proteinen, erweitere die Fruchtfolgen und verbessere die Bodenfruchtbarkeit. „Zusätzlich fordern wir ein klares politisches Bekenntnis zu Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Diese spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz im Verkehr und sichern gleichzeitig die Versorgung mit Pflanzenölen”, so der UFOP-Vorsitzende.

Ungeachtet dessen dürfte Deutschland zukünftig auch mit mehr Eigenerzeugung auf Agrarimporte angewiesen sein. Im Jahr 2023 betrug die deutsche Selbstversorgung mit proteinreichen Futtermitteln gerade 36 %. „Wir brauchen daher für die Versorgung und die Verarbeitung am Standort Deutschland Ölsaaten aus der ganzen Welt“, betont Kleinschmit von Lengefeld. Das erfordere neben einer innovativen Optimierung des Anbaus von Ölsaaten auch den Abschluss von Freihandelsabkommen und den mutigen Abbau von Bürokratie.

Gegenzölle falscher Weg

In die Richtung zielen auch die Empfehlungen des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Alexander Sandkamp. Er rechnet für die nächsten Jahre mit weiter zunehmendem Protektionismus der Trump-Administration. Dennoch rät er davon ab, Zolldrohungen reziproke Gegenzölle entgegenzusetzen, da dies nicht nur den USA, sondern auch der EU schaden würde. Ein irgendwie gearteter Deal wäre laut Sandkamp vermutlich besser für die Union wie auch Deutschland. Gleichzeitig müsse die EU bestehende Abhängigkeiten im internationalen Handel durch Diversifizierung der Handelsbeziehungen und Freihandelsabkommen abbauen. Ein starker EU-Binnenmarkt könne die Europäische Union ebenfalls resilienter machen, so Sandkamp.

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