Für fraglich hält die Direktorin des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft, Prof. Hiltrud Nieberg, eine Fortführung des zuletzt zu beobachtenden Wachstums in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung in Deutschland.
Begrenzende Faktoren für eine weitere Ausdehnung seien steigende Pachtkosten sowie in einigen Regionen zunehmende Kosten für die Gülleentsorgung, sagte die Wissenschaftlerin vergangene Woche in Herrsching. Ihrer Einschätzung nach wird der gesellschaftliche Druck auf sehr große Tierbestände zunehmen, und zwar nicht nur in den Veredlungsregionen. Allerdings könnten umwelt- und tierschutzrechtliche Maßnahmen dazu führen, dass sich die Aufgabe von kleinen Tierbeständen weiter beschleunige, so die Institutsleiterin.
Laut Nieberg wird sich der Strukturwandel mit einem anhaltenden Rückgang der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe und steigenden Betriebsgrößen fortsetzen. An diesem grundsätzlichen Trend werde auch die anstehende Agrarreform nichts ändern. Gleichwohl wird es der Agrarökonomin zufolge auch künftig ein Nebeneinander von kleinen und großen Betrieben sowie breit gefächerte Möglichkeiten zur Erzielung eines angemessenen Einkommens geben.
Weiter zunehmen werden ihrer Meinung nach aber die Verflechtungen zwischen den Betrieben und Unternehmen. Stichworte dafür seien Kooperationen, Beteiligungen an anderen Betrieben, die Gründung eigener Dienstleistungsunternehmen oder auch der Aufbau neuer Unternehmenszweige. Im Ergebnis stünden komplexere Unternehmensstrukturen, so dass das klassische Bild eines landwirtschaftlichen Familienbetriebes immer weniger zutreffe. Die derzeitige Agrarstatistik spiegele damit die tatsächliche Einkommenslage der landwirtschaftlichen Unternehmen nur noch unzureichend wider. (AgE/ad)
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