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2014: Mehr Schweine und mehr Marge?

Lesezeit: 6 Minuten

Für einen September sind 1,75 € pro kg SG eigentlich nicht schlecht. Doch wegen der hohen Kosten sind die Margen trotzdem eng. Der Schweine-experte Albert Vernooij von der Rabobank informiert, ob das so bleibt.


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Schaut man nur auf den Preis, ist 2013 aus Sicht eines Schweinehalters ein gutes Jahr. Der Fünf-Nationen-Preisindex der Rabobank lag im Zeitraum von Januar bis Septem-ber 2013 bei rekordverdächtigen 149 % (s. Übersicht 1). Der globale Schweinepreis lag damit 2013 nochmals gut 5 % über dem schon guten Vorjahr. Der Index errechnet sich aus den durchschnittlichen Preisen der wichtigsten Spieler am Weltmarkt. Gemeint sind: Brasilien, USA, Kanada, EU und China. Dabei werden die Preise des Januars 2006 gleich 100 gesetzt. Im August 2013 knackte dieser Index mit 162 % sogar fast das Rekordniveau aus dem Jahr 2008.


Grund für Euphorie gibt es trotzdem nicht, denn anhaltend hohe Futterkosten drücken auf die Margen der Schweinehalter – und das weltweit. Nicht nur in Europa hatten es Erzeuger schwer, diese hohen Kosten dauerhaft an die Schlacht- und Verarbeitungsindustrie weiterzugeben. Auch in anderen Industriestaaten war das 2013 nicht leicht.


Margen steigen.

Nun sinken die Futterkosten zwar, und damit steigen auch die Margen wieder. Doch in Expansions-Laune kommen die meisten Erzeuger trotzdem nicht. Sie sind in allen wichtigen Produktionsländern der Welt vorsichtig geworden und stocken ihre Schweinebestände, wenn überhaupt, nur sehr langsam auf. Aus folgenden Gründen:


  • Viele Erzeuger wollen erst mal die Löcher aus den letzten Jahren stopfen.
  • Immer mehr professionelle Betriebe haben ihre Potenziale ausgeschöpft. Sie haben nur wenig Möglichkeiten, ihre Produktion weiter auszubauen (z.B. Niederlande, Dänemark, Deutschland). Oft fehlen Flächen und genehmigungs-fähige Standorte für Ställe. Außerdem machen Bauauflagen und steigende Güllekosten die Aufstockung uninteressant.


Kaum jemand erwartet zudem, dass die Futterpreise ihre früheren Tiefststände wieder erreichen. Das alles spricht nicht für übertriebenen Angebotsdruck.


Für den Rest des Jahres dürften die Preise für Schweinefleisch deshalb vergleichsweise hoch bleiben, wenngleich das August-Niveau wohl nicht mehr erreichbar ist.


Spannend wird es dann in 2014. Bei den aktuellen Futterkosten könnte die Produktion weltweit wohl weiter zu-legen. Das bringt mehr Fleisch auf den Markt und könnte die Preise etwas unter Druck setzen. Ein regelrechter Preisverfall ist aber nicht zu erwarten, weil die Erzeugung auch 2014 bei voraussichtlich immer noch relativ hohen Futterkosten nur langsam wächst. Stützend auf den Schweinemarkt wirkt zudem die Nachfrage in Asien. Hier ist noch lange keine Sättigung in Sicht. Mindestens bis Mitte 2014 sind die Preisaussichten deshalb zumindest nicht schlecht.


2014 mehr Fleisch in der EU:

Der EU-Markt steht noch immer unter dem Eindruck der Pflicht zur Gruppenhaltung bei Sauen seit Anfang Januar. Das hat den Strukturwandel in Europa kräftig beschleunigt. Die Schlachtzahlen gingen in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres um etwa 1,5 % zurück. Als dann Ende August endlich die Fleischnachfrage anzog, stiegen die Preise europaweit schlagartig auf über 1,90 € pro kg Schlachtgewicht. Leider war das Niveau nicht lange zu halten, weil die Preise nicht an den Verbraucher weitergegeben wurden. Bereits für 2014 ist übrigens in der EU wieder mit steigenden Schweinefleischmengen zu rechnen. Bester Indikator für die weitere Entwicklung ist dabei der Sauen-bestand. Zwar weist die Statistik aus Juni 2013 einen um 2,4 % niedrigeren EU-Sauenbestand auf. Das gilt aber nicht für die großen Ferkelexportländer. In den Niederlanden stieg der Sauenbestand sogar um knapp ein Prozent und auch in Dänemark waren es zum Stichtag 0,2 % mehr Zuchttiere als ein Jahr zuvor.


Im Gegensatz dazu stockten die beiden größten Produzenten in Europa Spanien (– 6,5 %) und Deutschland (– 5,4 %) mächtig ab. Das wird aber z.T. durch steigende Leistungen im Abferkelstall wieder ausgeglichen. Die Produktivität bekommt durch den Strukturwandel einen regelrechten Schub. Erfahrungsgemäß scheiden nämlich eher kleinere und weniger produktive Erzeuger aus, die nicht in der Lage sind, die notwendigen Investitionen zu stemmen. Unterm Strich werden die Auswirkungen sinkender Sauenzahlen deshalb oft überschätzt.


China braucht Fleisch.

Aktuell liegt der Selbstversorgungsgrad in der EU bei etwa 115 %. Die Europäer werden sich somit auch weiterhin um den Drittland-export kümmern müssen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der chinesische Markt. Dort erreichten die Schweinepreise im April 2013 ihren Tiefpunkt. Seitdem steigen sie aber stetig. Im September lag der Preis schon wieder bei 2,60 US-Dollar/kg SG (1,93 €/kg). Das sind 30 % mehr als im April. Für das gesamte dritte Quartal wird ein Schweinepreis von 2,47 US-Dollar/kg SG (1,83 €/kg) im Schnitt erwartet (siehe Übersicht 2). Die Wirtschaftlichkeit der Sauenhaltung hat sich dadurch deutlich verbessert, sodass die chinesischen Bauern die Sauenherden wieder aufgestocken – aber nur langsam (s. Übersicht 3).


Die Produktion hält nach wie vor nicht mit dem Verbrauch in China mit. Die chinesischen Schweinefleischeinfuhren wurden deshalb von Januar bis August 2013 im Vorjahresvergleich um gut 6 % ausgebaut. Der Fleischhunger der Chinesen wächst also weiter, und wenn er nicht aus eigener Kraft zu decken ist, steigen eben die Importe. Davon profitiert nicht zuletzt die EU. Im vergangenen Jahr exportierte die EU fast 1 Mio. t an Schweinefleisch und Nebenprodukten an chinesische Kunden (inklusive Hongkong). Längst hat China Russland als wichtigsten Abnehmer für Schweinefleischprodukte aus der EU abgelöst. Größter Profiteur ist Deutschland. Mehr als ein Fünftel der chinesischen Schweinefleischimporte stammen mittlerweile von deutschen Betrieben. Das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 %. Die USA wurden dadurch auf den zweiten Platz verdrängt.


US-Farmer machen Kasse.

Das dürfte die Amerikaner wenig freuen. Trotzdem sind die USA weiterhin die Nummer 1 bei den Exporten und damit für die EU-Bauern der größte Konkurrent im Kampf um die lukrativen Absatzmärkte. Mit den hohen Futterkosten haben aber auch die US-Erzeuger ihre Probleme. Im Jahr 2012 schrieben sie tiefrote Zahlen und auch im ersten Halbjahr 2013 verloren sie 7 US-Dollar (ca. 5 €) pro verkauftem Schwein im Schnitt. Jetzt machen sie aber wieder richtig Kasse. Der Gewinn wird für das dritte Quartal auf knapp 30 US-Dollar (ca. 22 €) pro Tier geschätzt. Auch die Aussichten für 2014 sind gut: Auf Basis der Terminmarkt-Futures in Chicago rechnen die Schweinehalter für das kommende Jahr mit Margen von 22 US-Dollar ( ca. 16 €) pro Schwein.


Somit ist es keine Überraschung, dass in den USA die Zeichen auf Wachstum stehen – allerdings nur moderat. Bei der September-Viehzählung ergab sich ein Anstieg der nationalen Sauenherde um nur 0,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Früher reagierten die US-Mäster stärker auf gute Margen. Die Fleischerzeugung dürfte für den Rest des Jahres und im ersten Quartal 2014 deshalb nur leicht ansteigen.


Ähnlich ist die Situation in Brasilien. Dank sinkender Futterkosten erwartet man dort für 2014 ein leichtes Wachstum der Produktion. Anders als früher ist die Triebfeder weniger der Export als viel mehr der steigende Binnenkonsum. Die Ausfuhren leiden nämlich unter der im Vergleich zu Dollar und Euro starken brasilianischen Währung.

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