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Agrarmärkte im Coronastress

Lesezeit: 5 Minuten

Für die Agrarwirtschaft haben Liefer- und Versorgungssicherheit aktuell höchste Priorität. Die Krise wirbelt aber auch die Preise durcheinander. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Rohölpreis.


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Landwirtschaft ist systemrelevant. Das ist die gute Nachricht, denn damit ist klar, dass die Regierungen alles versuchen werden, um Produktion, Lieferketten und Warenströme zu sichern. Dennoch geht die Coronakrise an den Agrarmärkten nicht spurlos vorbei. Folgende Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beeinträchtigen die Nachfrage nach Agrarrohstoffen im In- und Ausland zum Teil erheblich:


  • Ländergrenzen sind für den Personenverkehr geschlossen.
  • Kontakt- und Ausgangssperren legen das öffentliche Leben lahm.
  • Der Außer-Haus-Verzehr in Restaurants, Kantinen und beim Catering liegt praktisch brach.
  • Mitarbeiter fehlen oder erkranken, sodass Produktionskapazitäten nicht voll genutzt werden.


Abgesehen davon wirkt sich der Dauerkrisen-Modus auf das Kaufverhalten aus. Denn nach den Hamsterkäufen kaufen Bürger mit Zukunftssorgen eher günstig ein. Und was bedeutet das nun für die Agrarmärkte?


Energie beeinflusst alles


Eine zentrale Bedeutung hat der Rohölpreis. Er steht massiv unter Druck, weil in Krisenzeiten der Bedarf sinkt und sich die Ölexportländer nicht einigen können. Die Kurse sind von knapp 70 auf 25 Dollar je Barrel abgestürzt.


Unter dem niedrigen Ölpreis leiden die Biokraftstoffe. Da Biodiesel überwiegend aus pflanzlichen Ölen hergestellt wird, kommen auch Palm-, Soja- und Rapsöl unter Druck. Etwa 60% des weltweit produzierten Rapsöls landet im Biodieselsektor. Kein Wunder also, dass der Rapspreis an der Pariser Börse in die Knie gegangen ist und zwischenzeitlich nur noch 330 €/t notierte. Für den weiteren Verlauf kommt es auch auf den Euro an. Ist er schwach, werden notwendige EU-Importe teurer und stützen den EU-Raps. Aktuell ist aber auch der Euro unberechenbar.


Zucker im Ölpreisstrudel


Auch Bioethanol kommt derzeit unter die Räder und reißt den Zuckermarkt mit. Der Grund: In Brasilien ist Zucker der Rohstoff für Ethanol. Viele Zuckerfabriken können dort zwischen der Zucker- und der Ethanolerzeugung wechseln. Das belastet die Zuckerkurse, die sich gerade erst etwas von ihren Tiefstständen erholt hatten. Die Preishoffnungen stützen sich nun auf Indien. Es ist weltweit die Nummer zwei und rechnet mit einer 25% kleineren Ernte.


In den USA wird Ethanol hingegen aus Mais hergestellt. Die US-Farmer liefern mehr als ein Drittel bzw. 135 Mio. t ihrer Ernte an Bioethanolanlagen. Das ist mehr als das Doppelte der gesamten EU-Maisernte. Seit Anfang März sind die Maiskurse an der CBoT deshalb um mehr als 10% gefallen und haben die europäischen Maiskurse mit nach unten gezogen. In der EU konkurriert Mais allerdings mit anderen Getreidearten und konnte sich schnell fangen.


Getreidehändler in der EU schauen aktuell eher Richtung Russland. Niedrige Ölpreise, ein günstiger Rubel, und die Diskussion um Exportbeschränkungen machen den Weizenmarkt aktuell kaum berechenbar (siehe S. 114).


Sojamarkt und Futterpreise


Futtermischer werden aktuell beim Blick auf den Sojamarkt nervös. Auch hier spielt der Energiesektor eine Rolle. Weil die USA weniger Mais zu Bioethanol verarbeiten, fehlt den US-Viehhaltern Maisschlempe (DDGS) in der Ration. Sie weichen auf Sojaschrot aus. Gleichzeitig behindern in Argentinien Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie den Sojanachschub in den hafennahen Ölmühlen. Eine große Mühle ist schon ausgefallen. Auch Brasilien hat teilweise Probleme bei den Ausfuhren, sodass die Preise am Weltmarkt, vor allem für Sojaschrot, deutlich zulegten.


In der EU stieg der Schrotpreis seit Mitte März um rund 20%, dabei ist Soja weltweit alles andere als knapp. Lieferengpässe und volatile Kurse lassen sich vorerst nicht ausschließen.


Ausnahmezustand bei fleisch


Für den Schweinefleischmarkt hat die Coronakrise ebenfalls Folgen. Grundsätzlich ist der Warenverkehr zwar noch uneingeschränkt möglich. Trotzdem kommt es zu Behinderungen. So stocken aktuell z.B. unsere Lieferungen zum wichtigen Abnehmer Italien:


  • Österreich und Italien haben die Grenzkontrollen verschärft, sodass es zu kilometerlangen Staus kommt.
  • Verarbeiter in Norditalien produzieren und ordern weniger Ware.
  • Zudem fehlen die Urlauber vollständig und damit viel vom normalen Absatzpotenzial.


Auch im Drittlandexport hakt es. Noch immer liegen viele Kühlcontainer in chinesischen Importhäfen fest. Die Abfertigung kommt aber langsam wieder in Bewegung.


In der EU sind die Schweinepreise zuerst im Schnitt um 10% gefallen. Durch Hamsterkäufe und die stabile Nachfrage der Supermärkte haben sich die Notierungen aber schnell wieder gefangen. In den USA holten Hamsterkäufe die Erzeugerpreise für Schweine nur kurz aus dem „Tiefschlaf“ von umgerechnet 1 €/kg SG. Volle Kühlhäuser, hohe Schlachtzahlen und eine Rezession vor der Tür: Für US-Farmer sind keine besseren Schweinepreise in Sicht.


Beim Rindfleisch wirkt sich die Coronakrise besonders negativ aus. In den USA stürzten die Rinderpreise innerhalb kürzester Zeit um ein Viertel ab. Der Inlandsverbrauch schwächelt und im Export geht derzeit auch wenig.


In Deutschland leidet der Absatz von Rindfleisch unter dem fehlenden Außer-Haus-Verzehr sowie den Exportschwierigkeiten nach Italien und Frankreich. Die Notierungen für R3-Bullen sind beispielsweise um rund 30 Cent pro kg Schlachtgewicht gefallen. Die Schlachtkuhpreise traf es noch härter. Mittlerweile haben sich die Notierungen auch bei uns stabilisiert.


Milchsektor verunsichert


Auf dem Milchmarkt gibt es Licht und Schatten. Durch Hamsterkäufe zog bei uns der Frischmilchabsatz an, und die Molkereien setzten vereinzelt höhere Preise durch. Dunkle Wolken ziehen allerdings international auf – besonders bei Milchpulver. Auf der internationalen Handelsplattform Global-Dairy-Trade gaben die Pulverkurse zuletzt 4 bis 8% nach. Das betrifft vor allem die späteren Liefertermine. Prompte Ware ist dagegen recht knapp. Das gilt auch für Butter. Beim Käse ist die Tendenz derzeit sogar für spätere Liefertermine freundlich.


andreas.beckhove@topagrar.com


Unser Autor


Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW

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