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ASP und Corona: Wie Viren Agrarmärkte verändern

Lesezeit: 4 Minuten

Nach der Afrikanischen Schweinepest wird China auch noch vom Coronavirus heimgesucht. Weltweit schauen Exporteure gebannt auf die Volksrepublik. Dabei geht es nicht nur um Schweinefleisch.


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Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW


Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW


Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW


Über die afrikanische Schweinepest (ASP) in China und ihre Folgen für den globalen Schweinemarkt ist schon viel geschrieben worden. Fakt ist: Schweinefleisch ist in China so knapp und teuer geworden, dass Verbraucher andere Proteinquellen suchen. Doch das Virus wirkt sich auch auf andere Agrarmärkte aus. Der weltweite Agrarhandel ist im Ausnahmezustand und wird nun durch die Ausbreitung des Coronavirus zusätzlich verunsichert. Was heißt das für die Märkte?


Fleischverzehr bricht ein


Der Speiseplan von 1,44 Mrd. Chinesen hat sich dramatisch verändert. Traditionell dominiert Schweinefleisch mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 38 kg pro Jahr die Mahlzeiten. Nachdem die ASP übers Land gezogen ist, stehen im laufenden Jahr nur noch 26 kg zur Verfügung – inklusive Importe. Kein Wunder, dass die Erzeugerpreise mittlerweile auf über 6 €/kg SG gestiegen sind. Die Ausbreitung des Coronavirus hat den Preisauftrieb sogar beschleunigt, weil Importfleisch wegen Mitarbeitermangel nicht abgeladen wird. Trotz der logistischen Probleme geht das US-Agrarministerium (USDA) für 2020 von einer Verdoppelung der Schweinefleischeinfuhren auf 4 Mio. t im Vergleich zu 2018 aus (siehe Übersicht 1).


Hähnchen im Schweinestall


Peking will das Proteindefizit durch Alternativen ausgleichen. Die Geflügelfleischproduktion soll zügig von 12 auf 16 Mio. t pro Jahr ausgebaut werden. Das geschieht vorwiegend in leerstehenden Schweineställen, die aus Furcht vor einer ASP-Reinfektion ungenutzt bleiben. Die Ausbaupläne werden allerdings noch ausgebremst, weil nicht immer ausreichend Einstallküken verfügbar sind. Den Import von Geflügelfleisch sehen die Chinesen bisher weniger als Ausweg. Er soll nur leicht auf 1 Mio. t steigen. Pro Kopf verbrauchen Chinesen jährlich 12 kg Geflügel.


Rindfleischimporte steigen


Die chinesische Rinderherde ist relativ klein und konzentriert sich auf Grenzstandorte im Norden und Westen des Landes. In den intensiven Reis-, Weizen- und Maisanbaugebieten ist die Rinderhaltung nicht wettbewerbsfähig. Zur nationalen Fleischgewinnung tragen die Rinderhalter kaum bei. Auf Dauer dürfte die Erzeugung sogar weiter zurückgehen, weil die hohen Fleischpreise dazu verleiten, Kühe zu schlachten. Somit fehlt die Nachzucht. Die chinesische Rindfleischerzeugung soll Prognosen zufolge im laufenden Jahr um 13% auf 6,5 Mio. t schrumpfen, während sich die Importe verdoppeln. Bei den angepeilten Einfuhren von rund 3 Mio. t handelt es sich im Wesentlichen um günstige Ware aus Indien und Brasilien. EU-Rindfleisch hat bisher wenig Chancen.


Milchprodukte im Kommen


Proteine kommen auch über Milchprodukte ins Land. Wie beim Rindfleisch ist das eigene Potenzial aber sehr begrenzt. Hinzu kommen logistische Probleme, denn die Milchprodukte werden zu zwei Dritteln in den südlichen Regionen gebraucht – weit weg von den Milchviehherden. Da es kaum geschlossene Kühlketten gibt, wird zunächst lager- und transportfähiges Milchpulver erzeugt. Das ist am Ende aber oft teurer als Vollmilchpulver auf dem Weltmarkt einzukaufen. Das USDA schätzt, dass die Importe von Milchprodukten im laufenden Jahr um ein Viertel auf 1,26 Mio. t steigen. Dabei steht Vollmilchpulver mit 0,7 Mio. t an erster Stelle. Chinas Bedarf an Milchprodukten dürfte auch in den kommenden Jahren steigen (siehe Übersicht 2).


Getreide satt


Kein Mangel besteht allerdings beim Getreide. Mit rund 550 Mio. t Getreide inklusive Reis erzeugt China etwa ein Fünftel der Weltproduktion. Das Reich der Mitte hat in den vergangenen Jahren systematisch Getreidevorräte von 465 Mio. t aufgebaut. Das entspricht etwa 45% der globalen Reserven. Dennoch exportiert China nur sehr wenig Getreide, weil die inländischen Preise hoch sind. Peking importiert sogar weiter Getreide in kleinerem Umfang. Das hat aber vor allem praktische Gründe, denn der Seeweg zu den Zuschussgebieten ist manchmal günstiger als ein inländischer Straßentransport.


Es fehlen Ölsaaten


Ölsaaten sind in Fernost hingegen Mangelware. Chinas Küche besitzt eine Vorliebe für pflanzliche Öle und Fette. Nur 50% des Verbrauchs decken die Chinesen durch heimische Erzeugnisse. Der Rest wird importiert. Wichtigstes Einfuhrprodukt ist die Sojabohne, die in den Hafenstandorten zu Öl und Schrot verarbeitet wird. Der Bedarf ist mit dem massiven Bestandsabbau bei Schweinen allerdings gesunken und liegt nun 15% niedriger als im Vorjahr. Das senkt die Nachfrage und damit auch die Preise auf dem Weltmarkt. Chinas Erzeugung von Pflanzenölen reicht sogar für gelegentliche Exporte in die Nachbarländer aus.


Corona bremst Konsum


Die Coronavirus-Epidemie bremst aktuell den positiven Trend bei den Einfuhren aus. Die Corona-Krise kollidierte mit dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar bis Anfang Februar. Zahlreiche Feiern wurden abgesagt, bei denen normalerweise viel Fleisch verzehrt wird. Abgesehen davon dürfte die schwächere wirtschaftliche Entwicklung die Bevölkerung verunsichern und die verfügbaren Einkommen begrenzen. Das bremst die Nachfrage nach Veredlungsprodukten. Unterm Strich ist aber der Proteinbedarf in China so hoch, dass veredelte Nahrungsmittel weiterhin gebraucht werden.


andreas.beckhove@topagrar.com

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