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Biorindfleisch – da geht noch mehr!

Lesezeit: 5 Minuten

Der Markt für Biorindfleisch wächst nur langsam. Obwohl Rindfleisch „in“ ist und Bio im Trend liegt. Dr. Frank Greshake, Landwirtschaftskammer NRW erklärt, wo es noch hakt.


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Eigentlich sind die Voraussetzungen für Biorindfleisch in Deutschland derzeit optimal:


  • Rindfleisch liegt im Trend. 2017 kauften die Bundesbürger über 10% mehr Ware als im Vorjahr.
  • Bio boomt. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr ebenfalls um 10%.
  • Die deutsche Wirtschaft brummt und spült vielen Verbrauchern mehr Geld ins Portemonnaie.


Trotzdem wächst Bio bei Rindfleisch langsamer als andere Biomärkte.


Zersplitterte Strukturen:

Branchenexperten schätzen den Anteil von Bio am Rindfleischmarkt derzeit auf rund 6%. Konkrete Zahlen gibt es kaum, weil die Angebotsstruktur sehr zersplittert ist. Die Ware verteilt sich auf eine Vielzahl von Bioverbänden, aber auch auf die Großen der Schlachtbranche, die hauptsächlich auf EU-Bio setzen. Im Nordwesten greifen vor allem Tönnies und Westfleisch größere Mengen ab. Im Süden spielt Vion im kleineren Umfang eine Rolle und in Mecklenburg-Vorpommern mischt der Ökoverband Biopark e.V. kräftig mit.


Auf den ersten Blick könnte Deutschland deutlich mehr Biorindfleisch produzieren. Denn rein flächenmäßig stehen neben großen Weideflächen in Ostdeutschland auch in Mittel- und Süddeutschland viele extensiv genutzte Grünlandflächen zur Verfügung. Dennoch stagniert der deutsche Bestand an Mutterkühen mit Biostatus seit Jahren bei rund 130000 Tieren, weil die Rechnung für die Betriebe kaum aufgeht. Die Rinderhalter arbeiten zwölf Monate auf den Verkauf von einem Fresser pro Mutterkuh hin. Besonders bitter ist, dass insbesondere ostdeutsche Betriebe nach wie vor viele Biofresser konventionell vermarkten müssen. Das Problem: Für das stoßweise große Fresserangebot im Herbst gibt es nicht genügend Mastplätze auf Biobetrieben.


Die Mäster liefern wiederum mehr oder weniger zeitgleich ihre Biobullen ab. Wer aber die großen Handelsketten beliefern will, muss kontinuierlich anbieten können. Und da liegt die Krux: Im Herbst und Winter sind ausreichend Bioschlachtrinder am Markt, aber wenn im Sommer die Kurzbratenstücke verlangt werden, sind die Haken leer.


Absatz wächst nur langsam

. Außerdem verstehen viele Konsumenten unter Biorindfleisch die Edelteile zu besonderen Anlässen. Der Schlachtkörper muss aber als Ganzes vermarktet werden: Im konventionellen Bereich sind es Fleischverarbeitungsbetriebe, die beispielsweise für McDonald’s bundesweit die Vorderviertel der Kühe aufkaufen. Die Fast-Food-Kette hatte es 2015 schon mal mit einem Bioburger probiert. Der Erfolg blieb allerdings aus und nach vier Monaten war der McB wieder verschwunden. Offensichtlich ist der Burger-Konsument nicht der typische Fan von Bio. Jedenfalls war er nicht bereit, einen Euro mehr pro Burger zu zahlen.


Vielleicht war aber auch nur die Zeit noch nicht reif: In deutschen Großstädten liegt Biohackfleisch durchaus im Trend. Spezielle Burgerrestaurants schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Erobert der Burger dann auch noch die Kochshows, geht vielleicht auch beim Hack noch mehr Bio.


Biokühe kommen.

Das Angebot wird jedenfalls größer. Aufgrund der hohen Biomilchpreise (ca. 50 ct/kg) haben viele Milchviehhalter in den vergangenen Jahren umgestellt. Vor allem aber haben Altumsteller ihre Herden vergrößert. Dadurch wächst das Fleischangebot und es kommt kontinuierlicher, weil Schlachtkühe das ganze Jahr über anfallen – nicht nur im Spätherbst.


Das größere Angebot dürfte auch die Logistikkosten senken. Denn von der Erfassung des Schlachtviehs, über die Schlachtung und Zerlegung bis hin zur Ladentheke sind die Reibungsverluste im Biobereich bisher recht groß. Sinken diese Kosten bzw. der Abstand zur konventionellen Ware, sinkt auch die Hürde für den Verbraucher, zum Biofleisch zu greifen.


Auch Bioverbände sehen bei weiblichen Schlachtrindern noch Potenzial und suchen Schlachtkühe. So meldet die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG für 2017 einen Biozuschlag von 0,65 € je kg Schlachtgewicht über alle Handelsklassen. Bei Kühen ist der Zuschlag für biologische Ware weiter gewachsen, während er bei Färsen, Ochsen und Jungbullen zuletzt eher schrumpfte. Der Landeskontrollverband Sachsen-Anhalt e.V. meldete für Biokühe der Handelsklasse O und R einen Zuschlag von etwa 0,50 € je kg Schlachtgewicht über den regionalen Notierungen.


Als Biomilchviehhalter sollten Sie für Schlachtkühe deshalb immer Zuschläge von 0,30 bis 0,55 € je kg Schlachtgewicht erreichen können. Den Höchstpreis erzielen aber nur wenige, weil niemand für ein paar Altkühe quer durch Deutschland fahren kann.


Notierung unbrauchbar:

Einen Preisaufschlag für Biokühe auf Basis der amtlichen Notierungen zu verhandeln, mag für Kühe der Handelsklassen O noch gehen. Bei der Handelsklasse R macht es hingegen wenig Sinn – weder bei Kühen noch bei Färsen. Wenn Westfleisch, Tönnies und Co. stoßweise große Ladungen an Biokühen und Färsen aus ostdeutschen Mutterkuhbetrieben schlachten, schwankt der Bioanteil in den Notierung erheblich und damit auch der Preis unabhängig vom Marktgeschehen.


Die Biozuschläge haben, fachlich gesehen, in den amtlichen Notierungen für konventionell erzeugtes Schlachtvieh nichts zu suchen. Es weckt falsche Erwartungen bei den konventionell produzierenden Landwirten und hilft den Biobetrieben nicht wirklich weiter. Aber Brüssel will es so. Hauptsache man hat eine Notierung. Die Aussagekraft der Zahlen ist offenbar zweitrangig. -ab-

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