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Biozucker auf dem Vormarsch

Lesezeit: 5 Minuten

Mit der wachsenden Nachfrage nach Bioprodukten und Biozucker steigt die Rübe in der Gunst von Biolandwirten. Doch der Markt ist eng und zäh.


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Deutschlands Ökozuckerrübenfläche wächst. Laut AMI-Strukturdaten hatten Zuckerrüben aus Bioanbau im Jahr 2014 mit 1200 ha einen Anteil von 0,6 Prozent an der gesamten Rübenfläche. 2019 haben Biolandwirte bereits auf 5900 ha Rüben eingesät (siehe Übersicht), der Anteil hat sich mit 1,4 Prozent mehr als verdoppelt. Zum einen weiten bestehende Biorübenbauern ihre Flächen aus, zum anderen nehmen weitere Biobauern die Rübe neu in ihre Fruchtfolge, und schließlich setzen einige Umsteller den Anbau auf einem Teil ihrer Fläche fort. Für Aufwind sorgte 2017 der Wiedereinstig der Nordzucker AG in den Biozuckermarkt.


Mit dem Wegfall des EU-Quotensystems 2017 wurde der deutsche Rübenanbau auf den freien Markt geworfen. Seitdem muss er sich in Europa und der Welt neu sortieren. Der geschützte Preis stürzte auf Weltmarktniveau, Zuckerwerke machten dicht. Laut der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) stieg die Anbaufläche in Deutschland um fast 100000 ha auf zwischenzeitlich rund 390000 ha. Doch geben jährlich mehrere Hundert konventionelle Bauern den Rübenanbau auf, nicht bekannt ist, ob darunter auch Betriebsaufgaben fallen. Die durchschnittliche Rübenfläche eines Anbauers liegt bei gut 14 ha und vergrößert sich tendenziell.


Schleppend von Rohr zu Rübe


Gleichzeitig wächst das Interesse an Biozucker in Deutschland und der EU, weil der Konsum von Biolebensmitteln zunimmt. Dabei konkurrieren Rohr- und Rübenzucker auf dem Weltmarkt. Nur zögerlich steigen Bioverarbeiter, die traditionell auf den günstigeren Rohrzucker setzen, auf heimischen Rübenzucker um. Deshalb führen die Zuckerfabriken die Flächenausweitung und neue Anbauverträge im Biosegment an der kurzen Leine.


Auch Frankreich und Italien haben den Schritt in den Biozuckermarkt gemacht. In Frankreich umfasst die Ökofläche aktuell rund 1500 ha. Die beiden Zuckerunternehmen heißen Tereos (500 ha) und Christal Union (1000 ha). Laut Medienberichten streben sie in den kommenden Jahren eine jährliche Verdoppelung der Ökorübenfläche an, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Im EU-weiten Vergleich des gesamten Zuckerrübenanbaus liegt Frankreich auf Platz eins, gefolgt von Deutschland und Polen.


Der italienische Zuckerhersteller Coprob (Cooperativa Produttori Bieticoli) hat dieses Jahr zum zweiten Mal Biorüben verarbeitet. 149 Bioanbauer und 1600 ha Anbaufläche in Nord- und Mittelitalien stehen unter Vertrag. Der Bioanbau professionalisiert sich dort mithilfe der Forschung und dem Anbauverband Federbio.


Österreichs Rübenbauern kämpfen sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Anbau mit dem Derbrüsselkäfer. Er tritt epidemisch auf und vernichtet junge Rübenpflanzen. Früher sei er alle 20 Jahre aufgetreten, heute sei er Gewinner des Klimawandels, sagt Bio Austria. Durch den Artenverlust fehlen die Fressfeinde. 2019 wurden nur 600 von 1600 ha ausgesäten Biorüben gerodet, in diesem Jahr hat der Käfer die Hälfte von 1700 ha gefressen. Das Interesse am Bioanbau sei aber weiter hoch, Landwirte bieten zusätzlich rund 2000 ha an. Alle Rübenanbauer in Österreich sind seit einem Jahr von Bio Austria zertifiziert, sodass nur noch eine Qualität bei Agrana-Zucker verarbeitet wird. Agrana ist ein Tochterunternehmen von Südzucker.


Wenig neue Verträge


Deutsche Biorübenanbauer liefern ihre Rüben zur Nordzucker AG, zur Südzucker AG und zur Schweizer Zucker AG in Frauenfeld. Während Südzucker und die Erzeugergemeinschaft rebio mit Sitz in Rottenburg im Moment keine neuen Landwirte vertraglich binden wollen, will Nordzucker weitere Landwirte aufnehmen. Zum Umfang des Anbaus halten sich die beiden deutschen Großkonzerne bedeckt. Die Rüben für das Schweizer Werk bündelt rebio ausschließlich von Landwirten, die einem Bioanbauverband angehören.


2019 wurden rund 60000 t Rüben verarbeitet. In diesem Jahr stehen 136 Landwirte unter Vertrag, die über 1000 ha mit Rüben bestellen. Bis zu 3000 t Zucker in Bioland-Verbandsqualität werden nach Deutschland zurückgeführt, der Rest bleibt in der Schweiz. Größter Einzelabnehmer in Deutschland ist derzeit der Getränkehersteller Neumarkter Lammsbräu. 2019 hat er fast 200 t Invertzuckersirup verarbeitet. Ab 2022 soll laut dem Unternehmen das Einkaufsvolumen bei der rebio deutlich steigen.


Ökonomisch interessant


Für Biobauern ist die Zuckerrübe betriebswirtschaftlich interessant, im Anbau heißt die Einstiegshürde weiterhin „Handhacke“. Ein Zuckergehalt von rund 17 Prozent wird mit bis zu 100 Euro pro Tonne reine Rüben vergütet. Die Erträge liegen je nach Standort und Unkrautmanagement mit weniger als 300 und bis mehr als 800 dt/ha weit auseinander, auch der Zuckergehalt schwankt stark (<15bis >20%). Weil mechanische und automatisierte Technik wie kameragesteuerte Hacken und Jäteroboter Unkräuter aber noch nicht präzise genug in der Reihe erfassen, sind weiterhin 100 bis 150 Akh/ha Handhacke Standard. Stimmen Standortbedingungen und Kulturführung, winken Deckungsbeiträge von bis zu 5500 €/ha.


Die Bioernte 2020 schätzen Berater und Zuckerwerke in vielen Regionen als insgesamt durchschnittlich ein, mit extremer Bandbreite. Dem Unkrautmanagement kam hier und da die Frühjahrstrockenheit zugute. Wo es zur rechten Zeit geregnet hat, natürlich oder künstlich, sind die Rübenerträge hoch.


Nur noch Bioland-Zucker


Die Bioland-Bundesdelegierten haben auf der Bundesdelegiertenversammlung im November 2019 einen Grundsatzbeschluss zur Verwendung von Bioland-Rübenzucker gefasst. Demnach darf ab 1. Januar 2023 in Bioland-Produkten nur noch Bioland-Zucker verwendet werden.


Bis dahin soll der Einsatz von Bioland-Zucker stufenweise gesteigert wer-den. Die Imker bei Bioland haben sich bereits 2015 selbst verpflichtet, ihre Völker nur noch mit Zucker in Bioland-Qualität zu füttern.


christian.brueggemann@topagrar.com


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Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin 10/2020. Autor: Niklas Wawrzyniak

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