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„Börsen-Kontrakte sind eher etwas für Molkereien“

Lesezeit: 4 Minuten

Börsenkontrakte für Butter und Milchpulver können die Milchpreise zuverlässig absichern. Da sind sich die Experten des Thünen-Instituts und der Universität Münster sicher. Gefordert sind vor allem die Molkereien.


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Sind die Pulver- und Butter-Kontrakte zur Milchpreisabsicherung geeignet?


Bohl: Milchpreise sind schlecht vorhersagbar, daher gewinnen Absicherungsstrategien mit Future-Kontrakten an Bedeutung. Die EEX notiert Butter- und Milchpulverkontrakte, die zur Absicherung dieser Produkte erfolgreich einsetzbar sind. Indirekt lässt sich auch Rohmilch durch die Kombination der Kontrakte absichern. Der Milchsektor hat so ein weiteres Instrument zum Risikomanagement erhalten.


Warum lassen sich die Kassa- und Futuremilchpreise so schlecht vorhersagen?


Bohl: Zwar steigen und fallen die Milchpreise seit dem Jahr 2007 regelmäßig, trotzdem sind künftige Milchpreise kaum treffsicher vorhersagbar. Eine Ursache dafür sind die vielen Faktoren, die die Milchpreise weltweit beeinflussen, wie Milchnachfrage, Futter- und Treibstoffkosten, Wetter usw.


Bilden die Milchprodukt-Futures den Markt und die Preise realistisch ab?


Weber: Börsenkurse „funktionieren“ nur, wenn die Informationen vom Kassamarkt schnell und regelmäßig zur Verfügung stehen. Die Marktbericht-erstattung könnte aktueller und umfangreicher sein. Hinzu kommt, dass die Kassapreis-Indizes an der EEX gleichgewichtet aus drei Ländern stammen – richtiger wären nach Marktgrößen gewichtete Indizes.


Die Umsätze der Futures sind gering. Wie aussagefähig sind die Kurse?


Groß: Anfänglich war die Anzahl der Transaktionen für die EEX-Milchprodukt-Futures äußerst gering, sodass sie eigentlich nur beschränkt funktionsfähig waren. Inzwischen ist das Handelsvolumen gestiegen, die Umsätze sind aber weiter vergleichsweise klein. Ihre Funktion leidet aber darunter nicht: Die EEX-Futures sind durchaus für den Milchsektor eine wertvolle Information, und die Kontrakte sind als Absicherungsinstrument einsetzbar.


Wie haben Sie das herausgefunden?


Groß: Belastbare Ergebnisse zur Eignung von Milchprodukt-Futures lassen sich am besten durch den Einsatz moderner empirischer Analysemethoden auf Basis realer Daten erbringen. Mit mathematischen und statistischen Methoden haben wir die Kurse auf ihre Eignung zur Preiserkennung und auf ihre Absicherungseffektivität hin überprüft. Alle Komponenten haben wir dann zu einem Ergebnis zusammengefügt, das die Eigenschaften von FutureKontrakten verdeutlicht.


Was muss passieren, damit die Milch-Futures stärker genutzt werden und Landwirte davon profitieren?


Weber: Bislang müssen Milcherzeuger zur Absicherung ihrer Rohmilch per Börse in Butter und Pulver umrechnen. Die einzelnen Kontrakte repräsentieren dann sehr große Milchmengen. Die EEX prüft derzeit die Auflage eines Rohmilchkontrakts. Aber die Milcherzeuger müssen auch gezielt über die Vorteile und Funktion der Börsenabsicherung informiert werden. Nur wenn Praktiker überzeugt sind, kann sich diese Form des Risikomanagements etablieren. (Anm. d. Red.: Infos zur Milchpreis-Absicherung finden Sie in der top agrar-Ausgabe 5/2017 ab S. 126.) Wir glauben aber, dass vor allem die Verarbeiter noch stärker als bislang die Börse zur Absicherung nutzen könnten. Das würde sich letztlich für den Milchpreis auszahlen.


Warum werden die Molkereien nicht an der Börse aktiv?


Weber: Die genossenschaftlichen Milchverarbeiter dominieren die Milchverarbeitung bei uns. Die privaten Molkereien erzielen oft eine höhere Wertschöpfung. Die meisten Genossenschaften ermitteln den Rohmilchpreis allerdings rückwirkend. Private Verarbeiter folgen diesen mit ihren Vergleichspreisen. Das Preisrisiko bleibt damit beim Landwirt, der Preis-änderungen auch noch verspätet spürt. Der Marktdruck wird dadurch zusätzlich erhöht, gleichzeitig leidet die Transparenz.


Weber: Die genossenschaftlichen Milchverarbeiter dominieren die Milchverarbeitung bei uns. Die privaten Molkereien erzielen oft eine höhere Wertschöpfung. Die meisten Genossenschaften ermitteln den Rohmilchpreis allerdings rückwirkend. Private Verarbeiter folgen diesen mit ihren Vergleichspreisen. Das Preisrisiko bleibt damit beim Landwirt, der Preis-änderungen auch noch verspätet spürt. Der Marktdruck wird dadurch zusätzlich erhöht, gleichzeitig leidet die Transparenz.


Die Studie haben die Forscher im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums erstellt.Interview: Chr. Brüggemann

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