Dithmarscher Gänse sind eine echte Marke und stammen alle aus dem Geflügelbetrieb von Martje und Stefan Anders. Die Gänseprofis setzen auf Regionalität und Weidehaltung.
Auf dem „Dithmarscher Gänsemarkt“ dreht sich alles um die weißen Federtiere. Das wird sofort klar, wenn man auf den Parkplatz vor dem weiß-grünen Hofgebäude bei Gudendorf (Kreis Dithmarschen) einbiegt. Das große Logo über dem Eingang weist den Weg in den Restaurantbereich, zum Hofladen und zum Außenbereich mit Cafe, Gänsekino, Schaustall und Spielplatz. 50 m weiter ist eine große Herde weißer Gänse auf einer Wiese unterwegs. „Das ist ein Teil unserer rund 5000 Elterntiere, die die Eier legen, aus denen die eigentlichen Mastgänse schlüpfen“, erklärt Gänseprofi Stefan Anders (50). Gemeinsam mit seiner Frau Martje (47) hat Anders sich mit dem Betrieb „Dithmarscher Geflügel GmbH & Co. KG“ auf die Erzeugung des Saisongeflügels spezialisiert.
Weide mit Zufütterung
Aus den Eiern der Elterngänse, die eine eigene Zuchtlinie bilden und nur in Gudendorf gehalten werden, schlüpfen pro Jahr rund 200000 Küken. Diese wachsen dann als Dithmarscher Gänse in der Region in Weidehaltung auf.
Dazu verkauft Anders die Gänse als Eintagsküken an rund 25 Vertragslandwirte in der Region (siehe Reportage S. 154), die die Tiere dann auf ihren Flächen großziehen. Jeder Gans stehen mindestens 10 m2 Weide zur Verfügung, die Zufütterung ist auf 200 g pro Tag und Gans begrenzt. Für das Futter (70 % Getreide, GVO-frei) gibt das Unternehmen den Landwirten die Rezeptur vor, um für alle Tiere eine einheitliche Ration zu garantieren.
Ab September bis Weihnachten (je nach Schlupfdatum der Küken) erreichen die Gänse ihr Schlachtgewicht von rund 7 kg. Dann kauft Anders die Tiere von den Vertragslandwirten zurück. Er bezahlt dabei per Kilopreis und nach Klassifizierung des Schlachtkörpers. Geschlachtet werden die Weidegänse im unternehmenseigenen Schlachthof in Brandenburg. „Pro Tag schlachten wir dort immer nur Tiere eines Aufzüchters. So garantieren wir die Rückverfolgbarkeit bis zum Landwirt“, erklärt Anders.
Fleisch und Federn
Gerupft werden die geschlachteten Gänse trocken, das heißt ohne vorheriges Eintauchen in heißes Wasser. „So nimmt die Haut der Gänse nicht soviel Wasser auf, was schlecht für den Geschmack wäre“, erläutert der Gänseprofi.
Neben den ganzen Gänsen, die bratfertig zwischen 4 und 6 kg (inklusive Innereien) wiegen, gibt es rund 20 weitere Gänsefleischerzeugnisse unter der Marke „Dithmarscher Gänse“, z.B. Keulen oder Brust. Alle Varianten gibt es frisch und gefroren bundesweit im Lebensmittelhandel. Dort wird auch der hohe Aufwand deutlich, den die Weidehaltung verursacht: Während es die polnische Gans aus der Stallmast teils schon für unter 5 €/kg gibt, kosten die Dithmarscher Gänse zwischen 10 €/kg gefroren und 14 €/kg als Frischware. Das Konzept geht aber trotzdem auf: „Immer mehr Verbraucher scheuen sich nicht, für das Festessen einmal im Jahr mehr Geld auszugeben, wenn sie nachvollziehen können wie und wo die Gans aufgewachsen ist“, hat Anders festgestellt.
Für noch mehr Transparenz hat die Familie auch in die Direktvermarktung am Standort in Gudendorf investiert. Dorthin kommen nicht nur Touristen, die das Restaurant für ein Gänseessen aufsuchen, sondern in der Saison von Anfang November bis Weihnachten auch Kunden, die in Dithmarschen ihre Weihnachtsgans kaufen.
Auch die Federn und Daunen der Schlachttiere (Lebendrupf ist seit 1999 in Deutschland verboten) werden genutzt. Familie Anders stellt daraus unterschiedliche Bettdecken und Kissen in einer eigenen Manufaktur her und vermarktet diese sowohl im Internet als auch im Hofladen.
Dort ist eine große „Bettenecke“ eingerichtet, in der auch das Befüllen der Hüllen mit den Federn und Daunen vorgeführt wird. „Bei uns gibt es alles von und über die Gans“, erklärt Stefan Anders und verweist auf ein weiteres Highlight des Gänsemarktes: Zweimal pro Woche schlüpfen in einem gläsernen Brutkasten Gänseküken vor den Augen der Kunden.
christian.brueggemann@topagrar.com
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Dithmarscher Gänse sind eine echte Marke und stammen alle aus dem Geflügelbetrieb von Martje und Stefan Anders. Die Gänseprofis setzen auf Regionalität und Weidehaltung.
Auf dem „Dithmarscher Gänsemarkt“ dreht sich alles um die weißen Federtiere. Das wird sofort klar, wenn man auf den Parkplatz vor dem weiß-grünen Hofgebäude bei Gudendorf (Kreis Dithmarschen) einbiegt. Das große Logo über dem Eingang weist den Weg in den Restaurantbereich, zum Hofladen und zum Außenbereich mit Cafe, Gänsekino, Schaustall und Spielplatz. 50 m weiter ist eine große Herde weißer Gänse auf einer Wiese unterwegs. „Das ist ein Teil unserer rund 5000 Elterntiere, die die Eier legen, aus denen die eigentlichen Mastgänse schlüpfen“, erklärt Gänseprofi Stefan Anders (50). Gemeinsam mit seiner Frau Martje (47) hat Anders sich mit dem Betrieb „Dithmarscher Geflügel GmbH & Co. KG“ auf die Erzeugung des Saisongeflügels spezialisiert.
Weide mit Zufütterung
Aus den Eiern der Elterngänse, die eine eigene Zuchtlinie bilden und nur in Gudendorf gehalten werden, schlüpfen pro Jahr rund 200000 Küken. Diese wachsen dann als Dithmarscher Gänse in der Region in Weidehaltung auf.
Dazu verkauft Anders die Gänse als Eintagsküken an rund 25 Vertragslandwirte in der Region (siehe Reportage S. 154), die die Tiere dann auf ihren Flächen großziehen. Jeder Gans stehen mindestens 10 m2 Weide zur Verfügung, die Zufütterung ist auf 200 g pro Tag und Gans begrenzt. Für das Futter (70 % Getreide, GVO-frei) gibt das Unternehmen den Landwirten die Rezeptur vor, um für alle Tiere eine einheitliche Ration zu garantieren.
Ab September bis Weihnachten (je nach Schlupfdatum der Küken) erreichen die Gänse ihr Schlachtgewicht von rund 7 kg. Dann kauft Anders die Tiere von den Vertragslandwirten zurück. Er bezahlt dabei per Kilopreis und nach Klassifizierung des Schlachtkörpers. Geschlachtet werden die Weidegänse im unternehmenseigenen Schlachthof in Brandenburg. „Pro Tag schlachten wir dort immer nur Tiere eines Aufzüchters. So garantieren wir die Rückverfolgbarkeit bis zum Landwirt“, erklärt Anders.
Fleisch und Federn
Gerupft werden die geschlachteten Gänse trocken, das heißt ohne vorheriges Eintauchen in heißes Wasser. „So nimmt die Haut der Gänse nicht soviel Wasser auf, was schlecht für den Geschmack wäre“, erläutert der Gänseprofi.
Neben den ganzen Gänsen, die bratfertig zwischen 4 und 6 kg (inklusive Innereien) wiegen, gibt es rund 20 weitere Gänsefleischerzeugnisse unter der Marke „Dithmarscher Gänse“, z.B. Keulen oder Brust. Alle Varianten gibt es frisch und gefroren bundesweit im Lebensmittelhandel. Dort wird auch der hohe Aufwand deutlich, den die Weidehaltung verursacht: Während es die polnische Gans aus der Stallmast teils schon für unter 5 €/kg gibt, kosten die Dithmarscher Gänse zwischen 10 €/kg gefroren und 14 €/kg als Frischware. Das Konzept geht aber trotzdem auf: „Immer mehr Verbraucher scheuen sich nicht, für das Festessen einmal im Jahr mehr Geld auszugeben, wenn sie nachvollziehen können wie und wo die Gans aufgewachsen ist“, hat Anders festgestellt.
Für noch mehr Transparenz hat die Familie auch in die Direktvermarktung am Standort in Gudendorf investiert. Dorthin kommen nicht nur Touristen, die das Restaurant für ein Gänseessen aufsuchen, sondern in der Saison von Anfang November bis Weihnachten auch Kunden, die in Dithmarschen ihre Weihnachtsgans kaufen.
Auch die Federn und Daunen der Schlachttiere (Lebendrupf ist seit 1999 in Deutschland verboten) werden genutzt. Familie Anders stellt daraus unterschiedliche Bettdecken und Kissen in einer eigenen Manufaktur her und vermarktet diese sowohl im Internet als auch im Hofladen.
Dort ist eine große „Bettenecke“ eingerichtet, in der auch das Befüllen der Hüllen mit den Federn und Daunen vorgeführt wird. „Bei uns gibt es alles von und über die Gans“, erklärt Stefan Anders und verweist auf ein weiteres Highlight des Gänsemarktes: Zweimal pro Woche schlüpfen in einem gläsernen Brutkasten Gänseküken vor den Augen der Kunden.