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Braugerste: Preise zum Abgewöhnen!

Lesezeit: 5 Minuten

Die heimischen Mälzereien meinen, ex Ernte 2013 wieder so günstig an braufähige Sommergerste zu kommen wie 2012. Jedenfalls loben sie lausige Prämien aus. Das könnte sich rächen.


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Braugersten-Erzeuger müssen umdenken: Bisher haben Anbauverbände, Handel und Mälzereien im Frühjahr die Preise für Sommergersten-Vorkontrakte zur nächsten Ernte meistens mehr oder weniger diktiert. Das dürfte ab jetzt Geschichte sein:


  • In den meisten Jahren wäre man als Landwirt besser gefahren, wenn man seine braufähige Gerste frei vermarktet hätte. „Denn kaum war der Erntedruck vorbei, stiegen die Erzeugerpreise über das zuvor vereinbarte Niveau“, erklärt ein Experte. Das nahmen viele Mitglieder ihren Anbauverbänden sehr übel!
  • Und die meisten Verarbeiter wollen ohnehin keine fixen Prämien (Preisaufschläge) für hiesige Braugerste. Sie setzen nämlich auf kostengünstige Rohstoffe aus Osteuropa sowie aus Übersee. Sei es auch nur als Vorwand, um die Preise bei uns, wie zuletzt während der Ernte 2012, in Grund und Boden zu reden.


Fakt ist: Für einwandfreie braufähige Sommergerste müssten Anbauer je nach Standort mindestens 30 bis 40 €/t mehr erzielen als für normale Futtergerste. „Das war aber in den letzten Jahren nur selten möglich“, ärgert sich ein fränkischer Landwirt. „Und als die Preise Ende 2011 dann doch mal richtig abgingen, haben Abnehmer regelrecht nach Vorwänden gesucht, um Abzüge vorzunehmen“, fügt er hinzu. Das wolle er sich künftig nicht mehr antun.


Auf dem Rückzug:

Auch in anderen Bundesländern wollen viele Landwirte nur dann Braugerste anbauen, wenn ihnen der Markt lukrative Erlösmöglichkeiten verspricht. Danach sieht es aber aus heutiger Sicht nicht gerade aus.


Fakt ist: Gegenüber normaler Futtergerste erzielt Braugerste im Tagesgeschäft derzeit meistens nur Prämien von mageren 10 bis 20 €/t, und an Exporthäfen sowie im Einzugegebiet der Mischfutterindustrie herrscht oft sogar Preis-Gleichstand – stellenweise sogar mit leichten Vorteilen für die „einfache“ Futtergerste. Und auf die Frage nach Vorkontraktpreisen ex Ernte 2013 bekommt man von Handel sowie von Verarbeitern meistens nur Allgemeinplätze zu hören, wie: Es sei doch auch im Interesse der Landwirtschaft, die hiesigen Mälzereien stetig mit heimischen Rohstoffen zu versorgen. Was die Branche für die regionale Ware, mit der sie beim Verbraucher punkten will, auf den Tisch legen möchte, verrät sie aber nicht.


Schuss geht nach hinten los!

Dieses Mauern könnte die Mälzereien noch teuer zu stehen kommen. In der laufenden Saison schöpfen sie vor allem deshalb aus dem Vollen, weil zuvor EU-weit viel Wintergetreide ausgewintert ist. Große Flächen wurden umbrochen und dann mit Sommergerste bestellt. Laut Coceral, dem Dachverband des europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels, wurden 2012 in der EU rund 31,3 Mio. t Sommergerste geerntet, also 2,5 Mio. t mehr als 2011. Der Großteil davon geht zwar ins Futter, aber der Bedarf der Mälzereien von 10,5 Mio. t braufähigem Getreide dürfte 2012/13 wirklich gedeckt sein. Aus deutscher Sicht sieht die Bilanz nach Berechnungen der Braugersten-Gemeinschaft e. V., München, so aus:


  • Es wurden ca. 2,8 Mio. t Sommergerste gedroschen (0,8 Mio. t mehr als 2011).
  • Fast 1,6 Mio. t davon waren/sind braufähig (ein Plus von knapp 0,6 Mio. t).
  • Der Importbedarf der deutschen Mälzereien beträgt also rechnerisch „nur“ noch 0,4 bis 0,5 Mio. t (2011/12 waren es noch über 1 Mio t).


Und was bedeuten diese Zahlen? Zugegeben: Auf den ersten Blick sind sie Wasser auf die Mühlen derjenigen, die auch in den nächsten Monaten nicht viel Preisspielraum nach oben bei Braugerste sehen. Man kann die fundamentalen Eckdaten und den bisherigen Marktverlauf aber auch erzeugerfreundlicher interpretieren, und zwar auch im Hinblick auf Vorverhandlungen zur Ernte 2013.


Je mehr die Mälzer auf die Preisbremse treten, desto eher werden die Landwirte auch ihre restlichen Braugersten-Vorräte der Ernte 2012 an andere Interessenten abgeben. Das heißt, eventuell wird die Versorgungslage doch noch eng. Und mit der Ernte 2013 könnte aus dem Käufermarkt, auf dem die Nachfrage die Preise diktiert, sogar durchaus wieder ein Verkäufermarkt werden. Dann droht den Mälzern Ungemach.


Dass es so kommt ist noch nicht sicher. Aber es gibt Anzeichen dafür. Die Aussaatflächen von Wintergetreide sowie -raps wurden verbreitet spürbar ausgeweitet, und von nennenswerten Auswinterungsschäden war bisher auch nicht viel zu hören. Die meisten Beobachter rechnen denn auch mit einem deutlichen Rückgang der Braugerstenerzeugung. Eventuell bringt das die Mälzereien endlich wieder zum Umdenken und dazu, Landwirte mit attraktiven Prämien wieder für den Produktionszweig „braufähige Sommergerste“ zu gewinnen. Mit der aktuellen Preisgestaltung bewirkt die Branche eher das Gegenteil.


Und damit gefährdet sie gleichzeitig ihre Position als Exportweltmeister bei Malz. In der laufenden Saison sollen ca. 45 % des weltweiten Exports von Gerstenmalz auf das Konto der EU-27 gehen. Ohne passende Gerste als Rohstoff ist dieser Marktanteil wohl nicht nicht mehr zu halten.


Jörg Mennerich

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