Die Chicagoer CBoT hat einen Frontalangriff auf die Pariser Matif gestartet. Jetzt kann man auch in Chigago EU-Weizen-Kontrakte handeln. Die Spezifikationen der beiden Börsen unterscheiden sich aber voneinander:
- Die Qualitätsanforderungen der CBoT bewegen sich unter denen der Matif, vor allem bei Laufzeiten ab September 2017 (s. Übersicht). Von Mahlweizen ist in den CBoT-Spezifikationen keine Rede. Die Kurse sind deshalb schlecht miteinander vergleichbar.
- Die CBoT hat mehr Erfüllungsorte als die Matif. Sie liegen allerdings ebenfalls ausschließlich in Nordfrankreich.
- Beim CBoT-Kontrakt ist der Abnehmer nicht verpflichtet, die Ware in einem der Lagerhäuser abzuholen. Er erhält ein Zertifikat, das auch an der Börse notiert wird und handelbar ist.
Optionshandel bieten beide Börsen an. Die Chicagoer setzen dabei auf die guten Erfahrungen ihrer „Kunden“ mit diesem Instrument. Zudem sollen sogenannte Market Maker das Geschäft anfeuern, indem sie Kauf- und Verkaufsangebote stellen, zu denen man ein- und aussteigen kann.
Aus Broker-Sicht bietet der neue CBoT-Kontrakt vor allem Vorteile für Börsianer, die an einer physischen Lieferung, am Optionshandel oder auch am Handel mit Zertifikaten interessiert sind. Kunden, die nur Preise absichern (hedgen) wollen und nicht an einer physischen Belieferung interessiert sind, sind an der Matif aber ebenso gut aufgehoben. Das heißt, es gibt z.B. für Landwirte derzeit keinen Grund, das Pariser Börsenparkett zu verlassen.
Das gilt allerdings nur, solange an der Matif bei den Weizen-Futures die Liquidität erhalten bleibt. Wenn nicht, dann leidet die Aussagekraft der Notierungen, und das Hedging wird zu einem unkalkulierbaren Risiko. Noch kann davon aber keine Rede sein.
Stephanie Stöver; Kaack Terminhandel