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China mischt den Fleischmarkt auf

Lesezeit: 6 Minuten

Der globale Fleischmarkt ist im Umbruch. Weniger Erzeugung trifft auf mehr Handel. Exporteure dürften profitieren. Und was ist mit den Tierhaltern?


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Das hat es lange nicht gegeben. Die weltweite Fleischerzeugung wird 2019 um fast 4% im Vergleich zum Vorjahr schrumpfen. Davon geht das US-Agrarministerium (USDA) in seiner neuesten Prognose aus. Auch 2020 wird der Fleischmarkt nicht auf den Wachstumspfad zurückkehren.


Die Produktion schrumpft, weil die chinesische Schweinebranche wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) derzeit zusammenbricht. Nach Jahrzehnten des Wachstums stürzt die globale Schweinefleischerzeugung bis 2020 um 16 % regelrecht ab (s. Übersicht 1). Chinas Schweinebranche steht vor einem Scherbenhaufen. Wurden 2018 noch 54 Mio. t produziert, dürfte die Menge bis 2020 auf  knapp 35 Mio. t schrumpfen. Kein Wunder also, dass die Schweinepreise durch die Decke gehen: Noch im März 2019 notierte China Erzeugerpreise von umgerechnet 2,35 €/kg SG. Heute kratzen die Preise an der 5 €/kg Marke.


China sucht Schweinefleisch


Das hat Folgen für den Weltmarkt. So rechnen die USDA-Experten damit, dass Chinas Importbedarf rasant steigt und die weltweit gehandelten Fleischmengen bis 2020 um ein Fünftel nach oben treibt. Allein China und Hongkong sollen künftig zusammen 7 bis 8 Mio. t Fleisch importieren. Zum Vergleich: der gesamte Fleischkonsum Deutschlands beträgt ca. 7 Mio. t. In der ganzen Welt sind chinesische Fleischeinkäufer derzeit unterwegs und suchen vor allem Schweinefleisch (siehe Übersicht 2).


Profitieren kann vor allem die EU, die mit 24,5 Mio. t zweitgrößter Produzent für Schweinefleisch ist. Bei leicht rückläufigen Eigenverbrauch gehen rund 4 Mio. t in den Export – davon die Hälfte nach China. Die Preise dürften deshalb in den kommenden beiden Jahren überdurchschnittlich bleiben. Interessant ist, dass in der EU trotz der freundlichen Aussichten kaum investiert wird und die Erzeugung insgesamt stagniert. Es gibt allerdings Verschiebungen zwischen den Ländern. Wachsen sollen eigentlich nur die Spanier. In fast allen übrigen EU-Staaten schrumpft der Markt – am stärksten in den osteuropäischen Ländern Polen, Rumänien und Bulgarien mit -5 bis -7%.


USA expandieren weiter


In den USA sollen 2020 knapp 13 Mio. t Schweinefleisch erzeugt werden. Das wären 20% mehr als 2014. Da die Amerikaner das nicht mehr alles selbst essen können, drängen etwa 3,3 Mio. t auf den Weltmarkt. Vor allem Mexiko und Japan sind wichtige Abnehmer. Wegen der angespannten Beziehungen kommen US-Exporteure in China bisher noch nicht so richtig zum Zuge. Dennoch bleiben die Amerikaner im China-Geschäft am Ball, und die niedrigen US-Schweinepreise von 1 bis 1,20 €/kg SG sind ein gutes Verkaufsargument.


Auch Brasilien ist auf Expansionskurs und knackt 2020 erstmals die Marke von 4 Mio. t Schweinefleisch. Für diesen Fall müssten die Brasilianer mehr als 1 Mio. t ausführen. Nach dem Ausfall der Russlandexporte konzentrieren sich die Südamerikaner voll auf das China-Geschäft. Schon jetzt exportieren sie 250000 t ins Reich der Mitte und es soll künftig noch mehr werden.


Kanadas Schweineproduktion erreicht schon im laufenden Jahr die Menge von 2 Mio. t. Fast zwei Drittel davon werden exportiert. Abnehmer sind neben den USA etliche asiatische Länder. Mit China haben die Kanadier übrigens ähnliche politische Spannungen wie ihre südlichen Nachbarn. Das verhindert einen deutlichen Ausbau der China-Exporte.


Die ASP dürfte den weltweiten Schweinemarkt auch weiterhin in Atem halten. Dafür spricht, dass die Seuche mittlerweile auch Chinas Nachbarn Korea, Vietnam, Thailand, Laos und die Philippinen erfasst hat. Die Abhängigkeit des Welthandels vom asiatischen Markt wird deshalb weiter steigen. 2020 findet hier rund 70% des weltweiten Handels statt.


Rindfleisch im China-Sog


Dass China tierische Proteine fehlen spürt auch der Rindfleischmarkt. Laut USDA wird das Reich der Mitte (inkl. Hongkong) im kommenden Jahr etwa 3,25 Mio. t Rindfleisch einführen. Das wäre ein Anstieg um über 60% gegenüber 2018. Die chinesische Eigenerzeugung kann überhaupt nicht Schritt halten. Im Gegenteil: Die Milch- und Rindviehhaltung ist bei hohen Fleischpreisen nicht wettbewerbsfähig. Teilweise werden sogar mühsam aufgebaute Milchkuhherden geschlachtet.


Rindfleisch bezieht China vor allem aus Indien, das 4,3 Mio. t erzeugt. Der Subkontinent exportiert mit 1,7 Mio. t am zweitmeisten Rindfleisch auf der Welt. Auch andere große Rindfleisch-Player wollen etwas vom China-Kuchen abbekommen:


  • Brasilien: Die Produktion des weltweit größten Exporteurs wächst nach Jahren des Stillstands wieder. Im kommenden Jahr könnten so 2,6 Mio. t auf dem Weltmarkt landen. Mit Erzeugerpreisen von umgerechnet 2 bis 2,50 € pro kg SG ist die Ware für China sehr interessant. Die Brasilianer haben aber noch Probleme mit BSE und MKS.
  • USA: Die Amerikaner bleiben mit 12,6 Mio. t im Jahr 2020 der größte Produzent für Rindfleisch. Sie essen aber das meiste selbst und handeln traditionell vor allem mit ihren direkten Nachbarn Kanada und Mexiko.
  • EU: Produktion und Konsum sind mittlerweile bei ca. 7,8 Mio. t ausgeglichen. Rindfleisch ist in der EU vor allem ein Koppelprodukt der Milcherzeugung. Die Bestände sinken langsam aber sicher. Für größere Ausfuhren Richtung China ist die EU zu teuer.
  • Argentinien: Bei den Gauchos wächst die Erzeugung auf über 3 Mio. t. Der Export profitiert und dürfte 2020 ungefähr 770000 t erreichen. Die Chinesen gehören ebenfalls zu den Kunden.
  • Australien: Die Rindfleischerzeugung in Down-Under leidet unter extremer Trockenheit. Die Erzeugung soll 2020 auf 2 Mio. t zurückfallen, das dämpft auch den Export.


Hähnchen Gewinnen


Der Führungswechsel bei den weltweit wichtigsten Fleischarten kommt schneller als gedacht. Während die Erzeugung von Schweinefleisch 2020 auf nur noch 95 Mio. t abstürzt, wächst die Produktion für Hähnchenfleisch stetig und soll etwa 103 Mio. t erreichen. Das entspricht einem Anstieg um 8,3% im Vergleich zu 2018.


Vor allem China forciert den Ausbau der Geflügelhaltung, um Schweinefleisch zu ersetzen. In nur zwei Jahren soll die Produktion um 35% auf 15,8 Mio. t steigen. Hinzu kommt eine Verdoppelung der Importe auf rund 1 Mio.  t (inkl. Hongkong). Und der chinesische Verbrauch hat noch Potenzial: Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt mit 11 kg vergleichsweise niedrig. US-Bürger kommen beispielsweise auf rund 43 kg.


Größter Broilerproduzent bleiben die USA mit 20,1 Mio. t. Beim Export stehen sie mit 3,3 Mio. t auf Platz zwei hinter Brasilien mit 4 Mio. t. Die Südamerikaner konnten ihre Produktion mit rund 13,5 Mio. t zuletzt kaum noch ausbauen. Sie spüren die asiatische Konkurrenz.


Eine wichtige Rolle spielt dort Thailand. Die Auslandslieferungen der Thais sollen bis 2020 auf 1,1 Mio. t Hähnchenfleisch steigen. Wichtigster Abnehmer bleibt vorerst Japan. Dort sinkt der Selbstversorgungsgrad stetig auf zuletzt nur noch 40%.


Die EU profitiert ebenfalls von der wachsenden Bedeutung des Hähnchenfleischs. Sowohl unsere Erzeugung als auch die Exporte sollen bis 2020 langsam aber sicher anziehen. Mit Ausfuhren von 1,6 Mio. t liegt die Gemeinschaft weltweit auf Platz drei.


andreas.beckhove@topagrar.com

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