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Chinas Fleischhunger bewegt die Weltmärkte

Lesezeit: 5 Minuten

Im Reich der Mitte ist das Fleisch knapp. Das bewegt die Märkte für Rind- und Schweinefleisch weltweit. 1,4 Mrd. Menschen in Fernost entscheiden damit über unsere Erzeugerpreise.


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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) reißt in China ein riesiges Loch in die Fleischversorgung, das hat sich mittlerweile rumgesprochen. Dass aber auch Rindfleisch im Reich der Mitte zunehmend knapp wird, wissen die wenigsten. Beides hängt zusammen und beeinflusst auch die Erzeugerpreise bei uns in Europa. Grund genug, sich den Fleischmarkt in China mal genauer anzuschauen.


Es fehlt Fleisch in China


Nach neuesten Schätzungen soll China im laufenden Jahr nur noch 51,35 Mio. t Schweinefleisch erzeugen. Das wäre ein Minus von 2,5 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr, was der Hälfte der in Deutschland jährlich produzierten Menge entspricht. Um die Versorgungslücke zu schließen, wird China mehr Schweinefleisch importieren müssen. Für 2019 veranschlagen Analysten ein Einfuhrvolumen von 2 Mio. t. Das sind mal eben 500000 t mehr als im Vorjahr. Wer kann und soll diese Mengen liefern?


  • Die EU stellte im vergangenen Jahr mit 56% den Löwenanteil der chinesischen Einfuhren und dürfte auch bei dem zusätzlichen Mengen für 2019 gut mitreden können.
  • Die USA waren vor dem Handelskonflikt mit rund 20% der Importe ebenfalls gut im Rennen. Nach Einführung der chinesischen Strafzölle in Höhe von 64% beträgt der US-Anteil jetzt nur noch gut 7%. Die Amerikaner hoffen, dass der Handelsstreit bald beigelegt wird, und die Ausfuhren steigen. Die US-Terminkurse haben jedenfalls schon kräftig zugelegt und stehen für die Sommermonate ungewöhnlich hoch bei umgerechnet 1,86 €/kg SG.
  • Kanadas Anteil an dem Chinahandel betrug in den letzten drei Jahren knapp 10% mit fallender Tendenz. Auch hier gibt es Spannungen zwischen den Regierungen, die noch nicht gelöst sind.
  • Brasilien hat sich bisher mit 8% Marktanteil am Chinageschäft nicht besonders hervorgetan. Der Anteil soll 2019 zwar steigen, das Potenzial ist jedoch begrenzt. Denn insgesamt exportiert Brasilien nur 750000 t Schweinefleisch und die bisherige Kundschaft im In- und Ausland will man sicherlich nicht verprellen.


Letztlich wird sich China das benötigte Schweinefleisch in allen leistungsfähigen Exportländern zusammensuchen. Am Weltmarkt dürfte Schweinefleisch deshalb 2019 knapp werden.


Mehr Rind und Geflügel


Die ASP-Diskussionen und die steigenden Preise für Schweinefleisch verändern aber offenbar auch das Konsumverhalten. Nach jüngsten Prognosen soll der Verbrauch im laufenden Jahr um fünf Prozent sinken. Stattdessen greifen Chinesen immer öfter zu anderen Fleischarten. So steigt derzeit die Nachfrage nach Geflügelfleisch an. Die Entwicklung ist allerdings nur verhalten, weil viele Verbraucher noch immer Angst haben, sich mit der Geflügelgrippe anzustecken. In den letzten fünf Jahren gingen Erzeugung und Verbrauch in China sogar zurück. Trotzdem dürften nun viele Verbraucher in der „Not“ wieder öfter zum Geflügelfleisch greifen.


Rindfleisch ist dagegen deutlich stärker gefragt: Der chinesische Verbrauch ist mittlerweile auf 5,5 kg je Kopf und Jahr gestiegen. Die Eigenerzeugung kommt da schon lange nicht mehr mit (siehe Übersicht 1). Rindfleisch ist in China meist nur ein Koppelprodukt der Milchviehhaltung. Spezialisierte Rindermäster sind in Fernost die Ausnahme. Der zusätzliche Bedarf wird deshalb vor allem durch Importe gedeckt, die in den letzten Jahren um jährlich 20% wuchsen. 2011 lag der Rindfleischimport noch nahe Null. 2019 veranschlagt man nun 1,6 Mio. t.


Das „Beef“ kommt vor allem aus Südamerika. Brasilien, Uruguay und Argentinien erzeugen viel Rindfleisch und sind exporterfahren. Außerdem bestechen sie durch niedrige Erzeugerpreise von umgerechnet 2 bis 2,50 €/kg SG. Aber auch Australien und Neuseeland mischen mit. Sie liegen mit 3 €/ kg SG preislich zwar etwas höher. Niedrige Transportkosten mindern jedoch den Wettbewerbsnachteil gegenüber den Südamerikanern.


Illegale Rindfleischimporte


Die offiziellen Importzahlen sind jedoch nur die halbe Wahrheit. Insider schätzen, dass rund 1 Mio. t illegal ins Land kommen. Die Ware stammt überwiegend aus Indien und wird über Vietnam nach China geschmuggelt.


Indien gehört zu den größten Exportländern weltweit, weil es aus religiösen Gründen selbst nur wenig Rindfleisch braucht. Nur 7% der indischen Bevölkerung essen Rindfleisch. In einigen westlichen Bundesstaaten steht das Schlachten von Rindern sogar unter Todesstrafe. Die überschüssigen Mengen werden exportiert. Im Regelfall handelt es sich dabei um sogenanntes Carabeef, also Büffelfleisch, das zu Exportpreisen (fob) von umgerechnet 2,60 €/kg SG bei durchschnittlichen Schlachtgewichten von 180 bis 200 kg gehandelt wird.


Doch der illegale Handel hat Grenzen. In jüngster Zeit behindern schärfere Kontrollen den Schmuggel Richtung China. So sind die illegalen Importe im vergangenen Jahr wieder unter die 1 Millionen-Tonnen-Marke gerutscht. Stattdessen führt das Reich der Mitte nun mehr legale Ware ein (siehe Übersicht 2).


Profitiert die EU?


Ob die EU nun als Lieferant für Rindfleisch nach China stärker zum Zuge kommt, ist allerdings fraglich. Dafür fehlen wohl ausreichende Mengen in der entsprechenden Qualität. Ein großes Hindernis ist zudem der Preis. Deutsche Exporteure sind bei hiesigen Einstandspreisen und den zusätzlichen Transportkosten kaum wettbewerbsfähig. Dennoch ist auch beim Rindfleisch weltweit mit einer Verknappung zu rechnen. Das dürfte sich mittelbar über den Im- und Exporthandel auch hierzulande bemerkbar machen.


andreas.beckhove@topagrar.com

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