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Chinas Schweinepreise im freien Fall

Lesezeit: 3 Minuten

Im Reich der Mitte werden die Bestände derzeit kräftig ausgebaut, und die Preise schmieren ab. Das hat auch für deutsche Schweinehalter Folgen, meint Marktexperte Heribert Breker.


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Seit Mitte Februar stürzen in China die Schweinepreise regelrecht ab. In marktfernen Regionen werden derzeit nur noch umgerechnet 1,75 €/kg Schlachtgewicht (SG) erreicht. Viel zu wenig für chinesische Erzeuger, die im mehrjährigen Schnitt eigentlich rund 2,50 €/kg SG brauchen. Was ist dort los, und welche Folgen hat der Preissturz für die EU?


Hohe Kosten, miese Leistungen:

Chinesische Schweinehalter kämen mit deutschen Schlachterlösen nicht zurecht: Bei bisher staatlich gestützten Getreidepreisen von etwa 30 €/dt und einer Futterverwertung um 3,5:1 und schlechter, kalkulieren sie anders. Auch Ferkel sind deutlich teurer als bei uns und kosten wegen der geringen Produktivität schon mal 100 €/Tier. Selbst gute Betriebe kommen im Schnitt nur auf knapp 20 Ferkel je Sau und Jahr. Zwar gibt es zunehmend neue Ställe mit moderner Fütterungs- und Lüftungstechnik, aber es fehlt das qualifizierte Personal, um damit zu arbeiten. Vor allem Krankheiten und die schlechte Futterqualität machen den Betrieben zu schaffen. An der Genetik liegt es nicht, denn die wird meist aus dem Westen importiert.


Mit den aktuellen Niedrigpreisen kommt der Chinese jedenfalls nicht zurecht. In den Jahren 2014 und 2015 haben ähnliche Preise zu einem massiven Abbau der Sauenhaltung um rund 20% geführt. Die Folgen sind bekannt:


  • 2016 stiegen die Schweinefleischeinfuhren Chinas binnen eines Jahres von rund 800000 t auf 2,3 Mio. t.
  • Die Erzeugerpreise erreichten in der Spitze über 3,50 €/kg SG (s. Übersicht).


Umbruch im Reich der Mitte:

Der Engpass verschärfte sich sogar noch, weil China fast zeitgleich ein Umweltschutzprogramm umsetzte. Das Ziel: Die weitverbreitete Hinterhof- und Kleinsthaltung sollte aus den dicht besiedelten Regionen und den wassergefährdeten Gebieten verschwinden.


Stattdessen entstehen mit staatlicher Unterstützung industrielle Schweineproduktionsanlagen in Vorranggebieten, z.B. in marktfernen nördlichen Maisanbauregionen. Aus diesen Anlagen drängen nun mehr und mehr Schweine auf den Markt und überfordern die Nachfrage.


Die radikale Umstrukturierung der chinesischen Schweinebranche bringt aber auch neue Probleme. Denn Produzenten und Verbraucher sind nun weit voneinander entfernt, während die Kühlketten bis in die Ballungszentren noch nicht funktionieren. Die Folge: Es gibt Überversorgung in der einen und Engpässe in der anderen Region. Im marktfernen Norden sind die Preise daher besonders stark gefallen.


Trotz der aktuellen Misere wird weiterhin investiert. Investoren rechnen mit mehr Fleischnachfrage wegen der wachsenden Bevölkerung und höherer Einkommen. Für viele traditionelle Schweinehalter, die weniger als 500 Schweine pro Jahr erzeugen, wird die Luft hingegen dünn. Etliche Betriebe werden in den kommenden Monaten wohl aufgeben. Sie stehen immerhin für etwa 40% der Produktion.


Die Verwerfungen in China sind auch in Deutschland zu spüren. Es ist fraglich, ob die Europäer die hohen Exporte nach Fernost halten können. 2017 pendelten die EU-Ausfuhren nach China und Hongkong auf 1,75 Mio. t zurück (entspricht 46% der EU-Ausfuhren).


Fakt ist aber auch: Die Chinesen können weniger wertvolle Teilstücke immer noch günstiger importieren als sie selbst erzeugen. Die EU-Exporteure erlösten in China in den letzten Jahren im Schnitt knapp 1,50 €/kg für Schweinefleisch. Zudem landen Importe überwiegend in Hafennähe. Sie über Land mit heimischem Fleisch zu beliefern, ist vermutlich teurer.


Welche Folgen der Handelsstreit zwischen den USA und China auf den Schweinemarkt hat, lesen Sie ab S. 106.


Kontakt: andreas.beckhove@topagrar.com

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