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Das Schweineangebot schrumpft deutlich

Lesezeit: 5 Minuten

Die Schweinepreise liegen am Boden, und über eine Million Tiere stauen sich noch in den Ställen. Die Lage klingt aussichtslos. Doch bei der ISN sieht man Licht am Ende des Tunnels.


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Das Krisenjahr 2020 hinterlässt tiefe Spuren in der Schweinebranche. Zahlreiche Schweinehalter haben ihren Betrieb wegen der miesen Preise bereits eingestellt, wie die Ergebnisse der Viehzählung zeigen: Anfang November waren es etwa 700 schweinehaltende Betriebe weniger als vor einem Jahr. Vor allem Sauenhalter gaben auf. In der kommenden Mai-Zählung zeigen sich angesichts der desaströsen Lage voraussichtlich noch einmal deutlich stärkere Rückgänge.


Der Preisabsturz im vergangenen Jahr war beispiellos, weil mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und Corona gleich zwei Krisen zusammen kamen. Das hatte Folgen für den Absatz:


  • Wegen der ASP-Fälle fallen fast alle bedeutenden Drittlandmärkte aus.
  • Durch Corona bzw. den Lockdown ist der Absatz im Außer-Haus-Bereich stark eingeschränkt.


Zudem waren wegen der Pandemie an größeren Schlachtstandorten die Kapazitäten stark eingeschränkt. Seit Juni 2020 herrscht praktisch ununterbrochen Schweinestau, und ein schnelles Ende ist noch nicht in Sicht. Im Gegenteil, über die Feiertage hat sich der Stau auf über eine Million Tiere vergrößert.


Angebot sinkt


Doch was heißt das für die kommenden Monate? Deutliche Preissteigerungen sind mit diesem Angebotsüberhang wohl noch nicht zu erwarten. Und auch nach einem vollständigen Abbau des Staus werden die Lagerbestände an Schweinefleisch in den Gefrierhäusern die Preiserholung bremsen.


Abgesehen von den Überhängen wachsen nun jedoch deutlich weniger Schlachtschweine in deutschen Ställen nach als in den Vorjahren (siehe Übersicht). Der Grund: Im Herbst wurden weniger Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark importiert. Bis Ende November lagen die Einfuhren etwa 40000 Ferkel pro Woche niedriger als üblich. Dieser Effekt macht sich nun bei den Schlachtschweinen bemerkbar. Verstärkt wird dies durch ein stark rückläufiges deutsches Ferkelangebot. Das führt aktuell zu 7 bis 8% weniger Schlachtschweinen als im Vorjahr. Dadurch wird der Berg an Schweinen deutlich schneller abgebaut als zuvor.


Sind die Überhänge erst mal abgebaut, bestimmen endlich wieder die Absatzmöglichkeiten für Fleisch die Erzeugerpreise. Das größte Potenzial hat der Außer-Haus-Verzehr, der sich durch Lockerungen in den Corona-Beschränkungen ankurbeln ließe. Noch sind wir im Lockdown, aber mit dem Voranschreiten der Impfungen und der bald wieder wärmeren Witterung dürfte sich die Lage im Jahresverlauf entspannen.


Regionalisierung im Export


Ein weiterer wichtiger Absatzkanal sind die Drittlandmärkte. Das BMEL ist nach eigener Aussage um eine Öffnung wichtiger Märkte bemüht. Zählbare Ergebnisse gibt es bisher aber nicht, und immer wieder neue ASP-Fälle dürften die Verhandlungen erschweren. Aber selbst wenn es nicht gelingt, China von dem Regionalisierungsprinzip zu überzeugen, sind auch Öffnungen kleinerer Absatzmärkte wichtige Etappenziele. Märkte wie Südkorea, Japan und die Philippinen trugen vor ASP maßgeblich zur Wertschöpfung im Export bei.


Offenbar entwickelt sich auch der Umweg über Hongkong nach China wieder zu einem Ventil. Allein im Oktober 2020 konnten rund 10000 t Schlachtnebenerzeugnisse und 13000 t gefrorenes Schweinefleisch über diesen Weg verkauft werden. Allerdings liegen die Verkaufspreise deutlich unter den bisherigen Konditionen in China.


Höhere Preise im Sommer


An die früheren Exportmengen wird Deutschland aber nicht wieder herankommen. Aber spätestens ab Sommer sollte das Angebot an Schlachtschweinen so gering ausfallen, dass die Preise wieder spürbar ansteigen können.


Denn zum einen pendelt das Angebot saisonal bedingt zurück. Und zum anderen bauen deutsche Schweinehalter ihre Bestände nachhaltig ab. Seit September 2020 liegen die Sauenschlachtungen in Deutschland rund 3000 bis 4000 Sauen pro Woche höher als sonst zu dieser Jahreszeit üblich.


Nicht nur ASP und Corona, auch das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration zum Jahreswechsel bewegt etliche Betriebe zum schrittweisen Ausstieg. Ab Mitte März kommen aus diesen Betrieben keine Ferkel mehr auf den Markt. Danach dürfte das Angebot an deutschen Ferkeln um rund 50000 Tiere pro Woche geringer ausfallen, was ab Juli auch den Fleischmarkt entlastet.


Besserung am Ferkelmarkt


Am Ferkelmarkt ist die Entspannung bereits spürbar, und die europäischen Notierungen steigen. Hier hat sich der Stau in Deutschland weitgehend aufgelöst, weil Händler weniger niederländische und dänische Ferkel importieren. Diese Tiere werden jetzt vor allem nach Spanien oder Polen umgeleitet oder auch direkt in Dänemark gemästet.


Mit einem abnehmenden Angebot in Deutschland könnten die Ferkel- und Schlachtschweineimporte aus den Nachbarländern zwar wieder ansteigen. Zumindest in den Niederlanden sind die Reserven dafür aber begrenzt. Dort haben viele Schweinehalter das Aufkaufprogramm der Regierung genutzt, so dass sich die Sauenbestände in diesem Jahr um etwa 70000 Tiere reduzieren sollen. Unseren niederländischen Nachbarn stünden nach dieser Prognose immerhin rund zwei Millionen Ferkel weniger zur Verfügung.


ITW-Ware im Sommer knapp?


Unterm Strich stehen die Chancen auf höhere Schweinepreise in den nächsten Monaten vor allem wegen des reduzierten Angebots nicht schlecht.


Spannend ist zudem, wie sich die Angebotsmengen der Initiative Tierwohl (ITW) entwickeln. Ab Sommer 2021 wollen die großen Lebensmitteleinzelhändler ihr komplettes Frischfleischsortiment auf ITW-Ware umstellen, damit sie es mit der Haltungsstufe 2 kennzeichnen können. Möglicherweise wird ITW-Ware dann sogar knapp.


andreas.beckhove@topagrar.com


Unser Autor


Klaus Kessing, ISN-Marktreferent,


Damme

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