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„Der Automat macht uns unabhängiger“

Lesezeit: 5 Minuten

Verkaufsautomaten für Hofprodukte schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Was ist dran am neuen Trend in der Direktvermarkter-Szene?


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Automatisch boomt – auch bei Direktvermarktern und Betreibern von Hofläden. Inzwischen findet man die unterschiedlichsten Automaten-Lösungen für Kartoffeln, Eier und Co. immer häufiger an Hofeinfahrten, typischerweise in umfunktionierten kleinen Holzhäuschen.


Überrascht vom Erfolg ihres Automaten sind auch Philipp Mettenborg (21) und seine Mutter Martina (56) aus Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh). Die Landwirtin betreibt seit Längerem einen Hofladen mit Eiern, Kartoffeln und Schlachtgeflügel auf dem Betrieb.


Kunden kommen jederzeit:

Seit Junior Philipp im Februar 2017 ein Hühnermobil mit 300 Legehennen anschaffte, hat der Kundenstrom auf den Hof spürbar zugenommen. „Einerseits kommen mehr Kunden über den Tag verteilt, sodass ich viel öfter von meinen eigentlichen Arbeiten weg muss, andererseits kommen viele außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten“, erklärt Mettenborg. Diese schicke sie natürlich nicht mit leeren Händen wieder vom Hof. Seit dem Sommer arbeitet Martina Mettenborg zeitweise außerhalb des Betriebs, und Sohn Philipp hat ein Agrarstudium an der FH Soest begonnen. „Da wurde der Hofladen zum zeitlichen Engpass, sodass eine neue Lösung her musste“, erinnert sie sich.


Seit Anfang Oktober steht daher ein Lift-Automat in einem neuen, hell gestrichenen Holzhäuschen an Mettenborgs Hofeinfahrt und fängt einen großen Teil der Kunden ab. Mettenborgs hatten zuvor überlegt, ob der Automat besser im Ort stehen sollte. Die Entscheidung für den Hof fiel schnell: „Der Zeitaufwand für die Fahrten wäre zu groß“, erklärt Martina Mettenborg. Eier, Kartoffeln, verschiedene Sorten Nudeln (mit Mettenborgschen Eiern) und Walnüsse stehen in den Fächern.


„Wir hätten nicht geglaubt, dass der Automat so gut ankommt, das Konzept geht super auf“, freut sich Philipp Mettenborg. Inzwischen würden sogar zeitweise die Eier knapp. Denn mit dem Automaten sind etliche neue Kunden hinzugekommen, obwohl er überhaupt noch keine Werbung gemacht und auch keine Internetseite hat. „Auf Facebook berichte ich über den Betrieb und auch über den Automaten, der Rest ist wohl Mundpropaganda“, vermutet er.


Knapp 20000 € haben Mettenborgs in den Automaten (gut 16000 €) samt Holzhaus sowie Installation und Pflaster- und Gartenarbeiten investiert. „Ein einfacher Selbstbedienungsstand wäre deutlich günstiger, aber eine unsichere Alternative gewesen“, erklärt Mettenborg. Hinzu kommt: Das beleuchtete Häuschen passt gut zur Hofeinfahrt.


Auch wenn der Automat erst kurze Zeit läuft, hat Mettenborg schon Verbesserungsideen: „Wir bräuchten mehr gepflasterte Parkplätze direkt am Automaten.“ Derzeit ist die Wendemöglichkeit für die Autos noch nicht optimal zu erkennen. Und von ganz allein läuft der Automat auch nicht. „Der Aufwand für die Programmierung, die Bestückung sowie für die Dokumentation und Buchführung sei nicht zu unterschätzen. Mettenborg Junior vergleicht den Automaten mit einem Melkroboter: „Er macht nicht weniger Arbeit, aber man ist flexibler, wann man sie erledigt.“ Und die früher häufigen Unterbrechungen durch Kunden an der Haustür sind deutlich seltener geworden.


Automatisierter Hofladen

: Kirsten Brandsmeier (28) ist mit ihrem Verlobten Christoph Schaper (29) bereits vor knapp 1,5 Jahren neu in die Direktvermarktung per Automat eingestiegen. Ihr Milchviehbetrieb (130 Kühe plus Nachzucht) liegt knapp außerhalb der Ortsgrenze von Rinteln (Landkreis Schaumburg). Die jungen Landwirte planten nach dem Studium ein weiteres Standbein auf dem Betrieb, den Brandsmeiers Vater bewirtschaftet. Herausgekommen sind zwei Hühnermobile und ein Hofladen mit drei Automaten:


  • Im Milchautomat bietet Brandsmeier frische Milch zum Selbstzapfen an.
  • Aus einem Klappenautomaten können Kunden Kartoffeln und andere größere Erzeugnisse kaufen.
  • Der doppelte Liftautomat ist mit den hofeigenen Eiern und zugekauften Hofladen-Produkten wie Joghurt, Käse, Fleisch- und Wurstwaren gefüllt.


Rund 35 verschiedene Erzeugnisse von elf verschiedenen Herstellern bieten Brandsmeier und Schaper so in dem Blockbohlenhaus per Automat an.


Nach gut einem Jahr Betrieb ist das Paar mit ihrem automatischen Hofladen zufrieden. Im Schnitt schätzt Schaper die Kundenzahl auf etwa 40 pro Tag, wobei samstags und sonntags deutlich mehr Besucher kommen. Vor allem Eier, Käse und Joghurt sowie Wurstwaren laufen gut. „Die Eier können wir bis auf einen kleinen Teil über den Hofladen vermarkten, nach dem Fipronil-Skandal ist die Nachfrage nochmals gestiegen“, erklärt Kirsten Brandsmeier.


Noch besser laufen könnte der Roh- milchautomat, zumal dieser im Vergleich zu den anderen Geräten auch die meiste Arbeit macht: „Der Reinigungsaufwand ist im Verhältnis zum Umsatz sehr hoch.“


Kundenkontakt bleibt wichtig:

Insgesamt sei der Arbeitsbedarf für die Vermarktung per Automat nicht viel geringer als im klassischen Hofladen: Das Einräumen und Reinigen der Automaten mache maximal ein Drittel der Arbeit aus, erläutert Schaper. Ein weiteres Drittel besteht aus Logistik und Fahrzeit für die zugekauften Produkte: „Wir holen diese selbst ab, um den Kontakt zu den Herstellern zu wahren.“


Das letzte Drittel Arbeit fällt im Büro an, und zwar größtenteils für die Buchführung: Die Kassenpflege, noch dazu mit unterschiedlichen Umsatzsteuersätzen ist aufwändig. Die Pflege der Homepage und des Facebook-Auftritts für die Werbung fällt da gar nicht mehr ins Gewicht.“


Trotz bzw. gerade wegen der Automaten legt Brandsmeier viel Wert auf Kundenkontakt: „Zu den Stoßzeiten bin ich meistens in der Nähe, sortiere z.B. nebenan Eier. Damit bin ich schnell erreichbar“, erklärt sie. Denn obwohl die Automaten bei den Kunden für die teils gewünschte Anonymität und einen schnellen Einkauf sorgten, legten viele weiterhin Wert auf persönlichen Kontakt. „Sei es, um etwas über unsere Hühner zu erfahren oder schnell einen Blick in den Kuhstall oder auf die Kälber zu werfen“, hat sie festgestellt.Christian Brüggemann

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