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Der Export stützt die Milchpreise auch 2020

Lesezeit: 5 Minuten

Ein überschaubares Angebot und rege Exporte haben die Milcherlöse zuletzt befestigt. Nicht nur Optimisten gehen davon aus, dass das im neuen Jahr so bleibt.


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Mathias Klahsen, Marktexperte der LWK Niedersachsen


Mathias Klahsen, Marktexperte der LWK Niedersachsen


Mathias Klahsen, Marktexperte der LWK Niedersachsen


Keine Frage: Zwei trockene Jahre mit unzureichender Grundfutterqualität und -menge in Folge haben Milchviehhalter finanziell schwer getroffen. Ihre Produktionskosten sind recht hoch und bleiben es vorerst wohl auch. Die Futtersituation bleibt mindestens bis zur neuen Grundfutterernte angespannt. Allerdings sind die Erlöse zuletzt etwas gestiegen. Optimisten halten das für einen Hoffnungsschimmer. Ist dieser Trend aber auch von Dauer?


Erzeugung stagniert zumeist


Laut des letzten Berichts des US-Agrarministeriums (USDA) bleibt der Milchmarkt vorerst fest. Die Experten erwarten nur einen moderaten Anstieg der Milchproduktion in den fünf Hauptexportnationen (siehe Übersicht oben) um 0,8% bzw. rund 2,4 Mio. t:


  • In der EU wirkt die Trockenperiode des Sommers 2019 immer noch nach. Deshalb wird sich die Milchproduktion auch bei normalen Niederschlagsmengen nur langsam erholen. Außerdem hemmen steigende Umweltauflagen die Betriebsentwicklung.
  • In den USA erwarten Analysten einen leichten Produktionsanstieg um etwa 1,7 Mio. t Milch. Getrieben wird dieser Trend von der guten Nachfrage nach US-Magermilchpulver. Die Amerikaner erwarten in 2020 einen Exportanstieg um 5% auf 718000 t.
  • In Neuseeland erwarten die Analysten nur einen moderaten Anstieg der Milchmenge um 0,5%. Die Wetterbedingungen haben sich nach einem kalten, nassen Frühling erst im Dezember mit Beginn der Sommermonate normalisiert. Eine Aufstockung der Milchviehherde ist vorerst nicht in Sicht. Allerdings füttern die Farmer wegen attraktiverer Milcherlöse jetzt intensiver und melken deshalb etwas mehr.
  • Nachdem die argentinische Milchproduktion 2019 zeitweilig wegen einer Hitzeperiode sogar 6% unter dem Vorjahresniveau lag, besserten sich neben den Witterungsbedingungen auch die Milcherlöse deutlich. Für 2020 sagt das USDA eine Steigerung der Milchmenge um knapp 2% voraus.
  • In Australien soll die Milcherzeugung dagegen um 2% sinken. Eventuell fällt das Minus auch noch größer aus. Denn die Betriebe leiden immer noch unter den Folgen der Dürre des Jahres 2019. Futter ist knapp, und um das Niederschlagsdefizit auszugleichen, wären ergiebige Regenfälle nötig. In einigen Regionen wüten hingegen derzeit verheerende Buschbrände.


milchpulver bleibt gefragt


Neben dem stagnierenden Angebot spricht auch die stetige Exportnachfrage für einen festen Milchmarkt. Vor allem Magermilchpulver (MMP) ist weltweit gefragt. Die Preise tendieren deshalb schon seit Anfang 2018 fest. Bis Dezember 2019 stiegen die Exportpreise für EU-Magermilchpulver von 1650 auf 2700 US-$. Und Experten erwarten vorerst auch keine Wende zum Schlechteren, denn der globale Bedarf bleibt riesig, die Interventionsbestände der EU sind mittlerweile abgebaut und China mischt den Markt richtig auf.


Die chinesischen MMP-Importe stiegen in dem Zeitraum Januar bis Oktober 2019 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 27% auf 292000 t. Rund 37% der EU-Magermilchexporte gingen zuletzt schon nach China. Das war ein Plus von 50%.


Ähnliche Tendenzen sind bei den chinesischen Importen von Vollmilchpulver (+23%) und Kondensmilch (+29%) zu beobachten. Grund dafür ist die Afrikanische Schweinepest. Denn deshalb wurde der Schweinebestand Chinas um über 50% dezimiert, und tierische Proteine sind Mangelware. Um die große Versorgungslücke zu schließen, wurden auch vermehrt Rinder geschlachtet und die Milchviehherden verkleinert. Das Reich der Mitte muss deshalb immer mehr Milchprodukte importieren. Es wird noch Jahre dauern, bis sich die Verhältnisse wieder normalisiert haben.


Wegen eines geringeren Futtermittelbedarfs sinkt zwar die chinesische Nachfrage nach Erzeugnissen wie Molkenpulver und Laktose. Die Importe aus der EU sanken in 2019 (bis Oktober) um 21 bzw. 25% im Vergleich zu 2018. Das ist angesichts des sonstigen Einfuhrbedarfs aber zu verschmerzen. Für das Jahr 2020 erwarten Experten der Rabobank und des USDA einen weiteren Anstieg der Milchpulverimporte Chinas. Die Steigerungsraten sind aber wohl nicht mehr ganz so ausgeprägt wie bisher.


Schwächen am Fettmarkt?


Während Pulver gut geht, gibt es am Fettmarkt derzeit weniger Freude. Die Butterkurse schwächelten zum Jahresende 2019 sogar. Offenbar sind die Vorräte in privater Hand größer als erwartet. Außerdem führt die verstärkte Produktion von Magermilchpulver zu einem größeren Angebot an Sahne. Das könnte auch im weiteren Verlauf den Markt belasten.


Vom Drittlandgeschäft ist zudem vorerst wohl keine Entlastung zu erwarten. Im Gegenteil, Analysten erwarten für die EU im Jahr 2020 einen Exportrückgang um 7%. Dazu tragen auch die aktuellen Handelsstreitigkeiten zwischen der EU und den USA im Rahmen der „Airbus-Zölle“ bei. Die USA sind normalerweise bei Butter und Käse mit über 30000 t bzw. mehr als 120000 t unser Hauptabnehmer. Jetzt gelten für EU-Butter und -Käse Strafzölle von 25%.


Nicht übermütig werden


Es sieht zwar trotz der Handelsstreitigkeiten und der unsicheren Lage am Fettmarkt so aus, als könnten Milcherzeuger mit Zuversicht nach vorne schauen. Dabei sollten Sie aber nicht übermütig werden. Es gibt keine Garantie für durchgehend attraktive Preise. Weltpolitische Verwerfungen, wie jüngst erst im Nahen Osten, und wirtschaftliche Auseinandersetzungen (Stichwort: Brexit) können den Markt durchaus in unruhigeres Fahrwasser bringen. Gut, wenn man sich attraktive Preise dann schon vorher gesichert hat, z.B. durch den Gang an die Terminbörse.


joerg.mennerich@topagrar.com

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