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„Der Kartoffelmarkt wird sich entspannen“

Lesezeit: 4 Minuten

Der Corona-bedingte Lockdown und ein großes Angebot haben die Kartoffelkurse unter Druck gesetzt. Wolfgang Sabel, Kaack Terminhandel GmbH, sieht aber Licht am Horizont.


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Wie war die Saison 2020/21?


Sabel: Schwierig! Zuerst engte die große Ernte des Jahres 2019 den Preisspielraum nach oben ein. Und seit März 2020 steht der Kartoffelmarkt im Zeichen der Corona-Pandemie. Auf den ersten Lockdown folgte 2020 ein Preisverfall. Zu allem Überfluss fiel dann auch noch die Ernte 2020 reichlich aus. Davon hat sich der Markt immer noch nicht erholt.


Gab bzw. gibt es Unterschiede zwischen Speise- und Industrieware?


Sabel: Die Preise für Industriekartoffeln sind abgestürzt, da Kartoffelprodukte wie Pommes und Co. im In- und Ausland viel weniger gefragt sind. Der Außer-Haus-Verzehr fehlt. Dagegen hat die klassische Speisekartoffel eine Renaissance erlebt. Zuhause kochen ist in Lockdown-Zeiten wieder angesagt, und die Kartoffelnachfrage im LEH profitiert davon.


Welche Auswirkungen erwarten Sie in puncto Neuverträge für 2021/22?


Sabel: Vor allem die Verarbeiter setzen alles daran, nicht wieder zu viel und zu teuren Rohstoff einzukaufen, denn das hat sie in den vergangenen Monaten viel Geld gekostet. In Neuverträgen sind in diesem Jahr deutlich kleinere Mengen festgeschrieben worden. Nach unseren Schätzungen liegen diese rund 20% unter dem Vorjahr. Auch die Preise wurden reduziert, und zwar im Schnitt um ca. 1 €/dt.


Welche Preise werden derzeit am Kassamarkt besprochen?


Sabel: Die Vertragsangebote lagen im Frühjahr zwischen 14 und 16 €/dt, je nach Sorte und Parität. Für freie alterntige Lagerware werden derzeit 7 bis 9,50 €/t bezahlt – zuletzt mit steigender Tendenz. Konkrete Preise für frühe Sorten gibt es noch nicht.


Wie entwickeln sich die Börsenkurse der Leipziger EEX für Industrieware?


Sabel: Die Notierungen der kommenden Ernte mit der Fälligkeit April 2022 standen im Februar dieses Jahres immer noch im Zeichen der Pandemie und erreichten kaum die 15 €-Marke. Seit März klettert der Kurs nach oben.


Woher kommt der Stimmungswandel?


Sabel: Hauptgründe dafür sind die Flächeneinschränkungen in Belgien und Frankreich. Auch die jüngste Kältewelle und verspätete Auspflanzungen sind Indizien für ein rückläufiges Kartoffelangebot.


Mit welchen Anbauflächen rechnen Sie bei uns und in Benelux?


Sabel: Ersten Umfragen zufolge sind in Belgien ca. 10% weniger Flächen bestellt worden, und in Holland erwartet man ein Minus zwischen 5 und 8%. In Deutschland rechne ich mit ähnlichen Einschränkungen.


Mit welcher Marktentwicklung rechnen Börsianer im weiteren Verlauf?


Sabel: Die Stimmung am Terminmarkt hat sich grundlegend verbessert – nicht nur, weil das Angebot eventuell kleiner wird. Optimisten erwarten auch, dass die Nachfrage besser wird. Sie rechnen mit Lockerungen der Corona-Auflagen ab Sommer. Eine Öffnung der Gastronomie würde die Absatzaussichten in der Tat verbessern.


Wird die Coronakrise nachhaltige Folgen für den Kartoffelabsatz haben?


Sabel: Ich glaube nicht. Speiseware könnte zwar wieder weniger im Fokus stehen als jetzt. Die industriellen Verwertungsschienen werden dafür wieder deutlich besser laufen als in den vergangenen zwölf Monaten. Gerade der Verbrauch von Pommes frites wird wieder kräftig zunehmen. Gleiches gilt für den Export von Kartoffelprodukten in Drittländer.


Was bedeutet das für den überregionalen Kartoffelhandel, z.B. für Lieferungen deutscher Knollen nach Belgien?


Sabel: Die belgischen Verarbeiter haben mit einer Kapazität von 4 Mio. t einen enormen Rohstoffbedarf. Der kann schon seit Jahren nur zum Teil vor Ort gedeckt werden. Zukäufe in Nachbarländern sind an der Tagesordnung und werden auch künftig, z.B. für deutsche Industriekartoffeln, ein wichtiger Absatzweg sein.


Auch ein attraktiver?


Sabel: Aber ja! Der Industriekartoffelanbau bietet gute Chancen. In einem meteorologisch günstigen Anbaugebiet hier in Westeuropa, mit hervorragend aufgestellten Verarbeitern in Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland werden wir auch künftig die Welt mit Pommesfrites versorgen.


Welche Lehren sollten Landwirte aus der Saison 2020/21 ziehen?


Sabel: Mein Rat: Finden Sie die Balance aus Vertrags- und freier Vermarktung. Der Terminmarkt und auch flexible Vermarktungsmodelle bieten dafür die nötigen Ansätze.


joerg.mennerich@topagrar.com

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