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Die Ferkel werden knapp

Lesezeit: 4 Minuten

Deutsche Ferkelerzeuger sind auf dem Rückzug. Neue Auflagen und schlechte Preise beschleunigen den Trend derzeit. Können Dänen und Niederländer diese Lücke füllen? Es gibt Zweifel.


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In den vergangenen zehn Jahren ging ein Drittel der deutschen Zuchtsauen verloren. Gleichzeitig hat jeder zweite Ferkelerzeuger seine Tore für immer geschlossen. Heute stehen auf nur noch 7000 Betrieben 1,7 Mio. Sauen – und der Strukturwandel geht weiter (siehe Übersicht 1).


Aussteiger waren und sind vor allem kleinere Betriebe. In der letzten Dekade waren daher vor allem die kleinstrukturierten Regionen im Süden vom Abbau betroffen. Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen haben seit 2010 rund 55% der Sauen verloren. Die ehemaligen Ferkelüberschussgebiete haben heute Mühe, sich selbst zu versorgen. Aber auch in den Hochburgen der Sauenhaltung, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, ging der Bestand um 20% zurück. Nur Ostdeutschland konnte die Zahlen halten.


Weniger Familienbetriebe


Der rasante Wandel verändert auch die Betriebe selbst. Der klassische Familienbetrieb ist längst nicht mehr das bevorzugte Modell in der Ferkelerzeugung. Zwar hat der durchschnittliche Betrieb heute mit 250 Sauen noch eine „familientaugliche“ Größe. Aber immer mehr Betriebsleiter greifen auf Fach- und Aushilfskräfte zurück. Fast die Hälfte aller deutschen Sauen steht in Beständen mit 500 und mehr Tieren.


In unseren Nachbarländern im Norden und Westen gibt es fast nur noch Großbetriebe. In den Niederlanden liegt der Durchschnitt bei rund 950 Sauen pro Betrieb und in Dänemark sogar bei 1150 Sauen.


Die Vorteile der großen Einheiten liegen auf der Hand:


eine deutliche Reduzierung des Arbeitszeitbedarfs je Sau gegenüber kleineren Beständen,


die Festkosten pro Sau sinken,


gruppenweise Abferkelung bzw. große einheitliche Ferkelpartien ermöglichen hohe Zuschläge.


Aber nicht nur die Betriebsgröße bestimmt, wer den Strukturwandel in der Ferkelerzeugung „überlebt“. Auch die Leistungen müssen stimmen. Heute setzen Sauenhalter im Schnitt fast 30 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Vor zehn Jahren waren es noch sechs Ferkel weniger.


Importbedarf steigt stetig


Trotz der deutlich gestiegenen Sauenleistungen hat es Deutschland eigentlich nie geschafft, den Bestandsabbau aufzufangen. Das heimische Ferkelangebot reicht vorne und hinten nicht. Seit 2005 haben sich die deutschen Ferkelimporte von unter 5 Mio. Tieren auf über 11 Mio. vergrößert. Davon stammen etwa 6,8 Mio. Jungtiere aus Dänemark und 4,3 Mio. aus den Niederlanden (s. Übersicht 2). Seit einigen Jahren stagnieren die Importe allerdings.


Wie geht es weiter?


Für Deutschland ist die Prognose relativ klar. Die Frage ist eigentlich nur, ob sich der Strukturwandel noch beschleunigt. Und in der Tat spricht einiges dafür, dass wir in den nächsten Jahren noch mal deutlich weniger deutsche Ferkel sehen:


Die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zwingt die Betriebe zu Um- bzw. Neubauten. Im Deckzentrum müssen die meisten Sauenhalter bereits in den nächsten drei Jahren handeln. Im Abferkelbereich gibt es zwar etwas mehr Zeit. Viele Sauenhalter stellen sich dennoch die Frage, ob sich der Aufwand lohnt.


Ist die Umbauentscheidung gefallen, wird bei unverändertem Baubestand die Sauenherde sicherlich nicht größer.


Erweiterungsbauten werden immer komplizierter, langwieriger und teurer. Diesen Weg werden die wenigsten Betriebe gehen. Zumal Bestandserhöhungen im Zuge der Umbaumaßnahmen nicht gefördert werden.


Mit zunehmender Gruppenhaltung und mehr Freilaufbuchten könnte dann auch noch die Ferkelleistung leiden.


Abgesehen von den künftigen Herausforderungen haben vermutlich das Verbot der betäubungslosen Kastration und die aktuell desaströsen Ferkelpreise bereits etliche Betriebe aus dem Markt gedrängt. Die konstant hohen Sauenschlachtungen lassen dies jedenfalls vermuten. Viele Marktteilnehmer rechnen schon bei der nächsten Viehzählung im Mai 2021 mit deutlichen Spuren in den Zahlen.


Bis 2025 fehlen 6 Mio. Ferkel


Doch selbst wenn diese Negativszenarien nicht eintreten und sich nur der langjährige Abwärtstrend der Sauenhaltung fortsetzt, steht Deutschland im Jahre 2025 mit einem Sauenbestand von nur noch gut 1,4 Mio. Tieren da. Unterstellt man, dass die Produktivität jährlich um 0,15 Ferkel je Sau und Jahr steigt, schrumpft das deutsche Ferkelaufkommen um rund 8 Mio. Tiere.


Weil gleichzeitig auch Mäster aussteigen dürften, werden in vier Jahren zwar auch 1,7 Mio. Ferkel weniger gebraucht. Unterm Strich bleibt aber ein zusätzlicher Importbedarf von 6,3 Mio. Ferkeln (siehe Übersicht 2). Wer soll diese Lücke füllen? In den Niederlanden läuft derzeit ein Ausstiegsprogramm, um die Bestände zu reduzieren, und in Dänemark stoßen die Kapazitäten ebenfalls an Grenzen.


Bessere Ferkelpreise?


Beide Länder liefern allerdings auch Millionen Ferkel nach Spanien und Polen. Diese Tiere lassen sich zumindest teilweise umlenken – wenn der Ferkelpreis stimmt. Es steht also ein harter Preiskampf um Einstalltiere bevor.


Im mehrjährigen Schnitt kommt die deutsche Ferkelnotierung auf rund 30% Anteil am Mastschweineerlös. Ein Beispiel: Bei durchschnittlich 150 € für ein Mastschwein wäre demnach eine Notierung von rund 45 € je 25 kg-Ferkel zu erwarten. Kommt es zu dem erwarteten Abbau der Bestände, können Ferkelerzeuger künftig mit einem größeren Stück vom Kuchen rechnen.


andreas.beckhove@topagrar.com


Unser Autor


Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW

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