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Druck auf dem Kessel steigt

Lesezeit: 5 Minuten

Der Markt für Schlachtrinder enttäuscht. Es ist zwar nicht unüblich, dass die Preise in Richtung Sommer bröckeln, doch zuletzt ging es deutlich bergab. Wo der Schuh drückt und wie es weitergeht, erklärt Mechthild Cloppenburg von der AMI.


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Seit 2011 wachsen Europas Rinderherden eigentlich stetig. Auch im vergangenen Jahr stockten die europäischen Rinderhalter nochmals auf. Bisher hat der Markt das gut verkraftet, und die Schlachtrinderpreise blieben freundlich. Doch seit einigen Wochen kommen die Erzeugererlöse stärker unter Druck. Sind die guten Zeiten vorbei?


Die Bestände wachsen noch.

Ende 2015 wurden in der EU mit 89,1 Mio. Rindern 0,8% mehr Tiere gezählt als ein Jahr zuvor. Selbst bei den Kühen, die als Indikator für die weitere Entwicklung dienen, kamen die Statistiker auf ein Plus von ca. 1% in der Gemeinschaft. Interessant ist, dass dieser Anstieg hauptsächlich den Mutterkuhhaltern zu verdanken ist. Sie stockten ihre Herden im Vergleich zum Vorjahr sogar um gut 2% auf. Bei den Milchviehhaltern, die immerhin zwei Drittel aller EU-Kühe stellen, stagnierten die Zahlen hingegen. Die einzelnen Länder entwickeln sich allerdings sehr unterschiedlich:


  • Gas gegeben haben Irland und die Niederlande, die ihre Herden (Milch- und Mutterkühe) um rund 6% ausgebaut haben. Aber auch Dänemark, Spanien und Portugal halten nun 3 bis 4% mehr Kühe.
  • Bei den beiden größten Rinderhaltern der EU, Frankreich und Deutschland, stagnieren die Kuhbestände hingegen. Das gilt auch für Italien.
  • Die Verlierer des letzten Jahres sind laut letzter Viehzählung Polen (-4%) und Österreich sowie Rumänien, die nun etwa 1% weniger Kühe halten.


Wenn die miesen Milchpreise weiter anhalten, dürften bis Ende des Jahres die Kuhzahlen in weiteren EU-Staaten sinken. Denn etliche Halter selektieren derzeit schwächere Kühe rigoros aus, andere Betriebsleiter werfen das Handtuch gleich ganz. Marktexperten sind sich deshalb ziemlich sicher, dass der Rinderbestand 2016 zurückpendelt.


Erzeugung wohl höher:

Im Gleichschritt mit den Beständen hat sich 2015 auch die Rindfleischerzeugung um rund 1% im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 7,6 Mio. t erhöht. Da sich Bestandsveränderungen bei Rindern erst verzögert auf die Fleischerzeugung auswirken, dürfte der Auftrieb noch etwas länger anhalten. 2016 rechnen Markt-experten mit einem Plus der Rindfleischmenge um 1,2% auf gut 7,7 Mio. t (siehe Übersicht 1). Höhere Schlachtgewichte spielen dabei auch eine Rolle. Diese Schätzungen sind allerdings noch unsicher, weil durch unerwartete Kuhschlachtungen die erzeugte Fleisch-menge auch relativ kurzfristig steigen kann.


Sicher ist allerdings, dass es auch bei der Erzeugung große Unterschiede gibt. Während Polen (-0,8%) und Deutschland (-2,1%) im laufenden Jahr voraussichtlich weniger Rindfleisch erzeugen, rechnen andere Länder wie Frankreich (+1,7%), Spanien (+1,3%), das Vereinigte Königreich (2,2%) und Italien (1%) mit einem Zuwachs. In Irland soll 2016 sogar 11% mehr Rindfleisch anfallen als im letzten Jahr.


Konsumverhalten ändert sich.

Die höheren Mengen treffen zudem auf veränderte Verzehrgewohnheiten, was den Rindfleischabsatz erschweren könnte:


  • In Frankreich steigt derzeit die Nachfrage nach günstigem Hackfleisch zulasten der hochwertigen Teilstücke.
  • Die Briten wollen immer weniger Zeit in der Küche verbringen und bevorzugen zumindest privat Geflügelfleisch oder Kurzgebratenes vom Schwein.


Hinzu kommt die harte Konkurrenz zu anderen günstigeren Fleischarten, wie Schwein oder Geflügel. Das Preisargument spielt insbesondere in Südeuropa eine Rolle, weil viele Verbraucher aufgrund der Finanzkrise auf hochpreisiges Rindfleisch häufiger verzichtet haben. Hier gibt es allerdings auch erste Zeichen der Erholung, z.B. in Spanien, wo sich die Konjunktur langsam stabilisiert. Gut möglich, dass der Rindfleischkonsum in einigen EU-Ländern wieder etwas anzieht.


Ohne den Drittlandexport wird es aber auch 2016 nicht gehen. Die EU bleibt Nettoexporteur. Die Ausfuhren an Fleisch und lebenden Tieren waren schon 2015 mit gut 600000 t für die gesamte EU fast doppelt so hoch wie die Einfuhren mit 323000 t. Die Gemeinschaft profitierte zuletzt besonders von der lebhaften Nachfrage aus dem asiatischen Raum, z.B. China und Hongkong. Marktexperten sehen dort für europäische Exporteure nach wie vor Potenzial, obwohl das Wirtschaftswachstum auch im asiatischen Raum zunehmend an Grenzen stößt. Bislang gibt es aber keine negativen Auswirkungen auf die Liefermengen oder die erzielbaren Preise. Dabei handelt es sich aber ohnehin häufig eher um Nebenerzeugnisse.


Schwieriger läuft hingegen das Geschäft mit Russland. Zwar sind die EU-Ausfuhren wegen des Embargos nicht völlig weggebrochen, wie beim Schweinefleisch. Trotzdem sind sie mit knapp 14000 t im Jahr 2015 weit weg vom Vorkrisenniveau.


Ausgebaut hat die EU hingegen die Lebendausfuhren in den Libanon und in die Türkei. Auf dem Bosporus landen nun wieder deutlich mehr Tiere, weil die Türken im Herbst 2015 Einfuhrbeschränkungen aufgehoben haben.


Auf der anderen Seite ist der Importdruck relativ überschaubar. Wenn die EU Rindfleisch einführt, dann sind es hauptsächlich wertvolle Teilstücke aus Südamerika, die den Binnenmarkt kaum stören. Die größten Importmengen kommen aus Brasilien, Uruguay und Argentinien.


Preis bleibt unter Druck.

Der kleine, aber zumindest stabile Außenhandel der EU sorgt bei der Kommission in Brüssel jedenfalls nicht für Euphorie. Die meisten Marktexperten rechnen nämlich weiterhin mit Preisdruck. Die steigende Rindfleischerzeugung in Verbindung mit stagnierendem, vielleicht sogar leicht rückläufigem Verbrauch, seien eine Bürde für den Markt, heißt es. In fast allen EU-Staaten werden deutlich schwächere Preise erwartet als 2015. Für Jungbullen der Handelsklasse R3 sollen demnach in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte nur 3,66 € je kg SG (kalt) erzielt werden, was einem Rückgang um immerhin 20 Cent bzw. gut 5% gegenüber des Vorjahreszeitraums entspräche (siehe Übersicht 2).


Es gibt allerdings auch einige Optimisten: Spanien rechnet 2016 mit steigenden Jungbullenpreisen im eigenen Land. Aber auch in Dänemark und in den Niederlanden wird zumindest von einem stabilen Preisniveau ausgegangen. Das sind allerdings Ausnahmen. Bei den Schlachtkühen rechnen die Experten 2016 ebenfalls mit schwächeren Preisen.

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